21. August 2011

Klettern im Karwendel

Fabian Gutzer, Jugendleiter der Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereins (DAV), berichtet von seinen Erfahrungen bei der Jugendleiterfortbildung im Karwendel und regt damit andere Jugendliche an, ähnliche Veranstaltungen zu besuchen.
Den Luxus einer fast kostenlosen, professionellen Fortbildung kann jeder Jugendleiter der Jugend des Deutschen Alpenvereins (JDAV) in Anspruch nehmen und genießen. Ich jedenfalls profitiere in der Erweiterung meiner bergsteigerischen Fähigkeiten und sogenannten „soft skills“ immer unheimlich davon. So auch dieses Jahr bei dem Aufbaumodul Bergsteigen der JDAV Bund auf dem Solsteinhaus im Karwendel.

Nach dem Abendessen am Anreisetag, dem 22. Juni, werden die Themen der Lehrproben verteilt: Gehen im weglosen Gelände, Abklettern, Absicherung im gefährlichen Gelände, sowie Ablassen und Abseilen stehen zur Auswahl.

Am nächsten Tag ist eine gemeinsame Tour der ganzen Gruppe geplant. Nach dem Frühstück machen wir uns an die Tourenplanung. Weglos soll es sein. Und spannend. Unsere geplante Querung im weglosen Gelände scheitert dann jedoch grandios an tiefen ausgewaschenen Rinnen in sehr steilem Gelände, die auf der Karte nicht zu erkennen sind. Nach dem üppigen Abendessen plant jede Gruppe für den nächsten Tag eine ganztägige Tour und sitzt so bis in die späten Abendstunden über Karte und Führer gebeugt.

Bald nach dem Start unserer Bergtour am darauffolgenden Tag können wir einen guten Blick auf unsere Route werfen. Die kurze Beratung an diesem Entscheidungspunkt bringt den Beschluss: Wir versuchen den steilen Aufstieg aus dem tiefen Bachbett. Und siehe da, eine sehr steile, rutschige Rinne führt hinauf zu dem Weg, auf den wir treffen wollen. Wir schaffen den Ausstieg und stehen stolz oben auf dem Weg. Wir beschließen, dass das Wetter es erlaubt, auf die Kuhlochspitze zu steigen, wo wir eine Mitagspause einlegen. Nach der Rückkehr zum Bachbett beginnt es zu regnen. Schnell steigen wir Richtung Hütte ab. Kurz nach 18.00 Uhr sind wir an der Hütte, genießen das Abendessen und verbringen den Abend bis 22 Uhr wieder mit der Tourenplanung für den folgenden Tag.

Die Tour ist auf fünf Stunden geplant. Bis zum Oberrisssattel sind wir gut in der Zeit, doch das Klettern über die Felstürme am Grat zur Fleischbankspitze kostet uns viel Zeit. Der Tag ist kalt und windig, aber trocken und sehr lange hell. Über teils ausgesetzte, teils brüchige Karwendeltürme erreichen wir den Gipfel. Nach der Rast auf der Fleischbankspitze begeben wir uns auf die Suche nach der Abstiegsrinne. Der zunächst harmlos scheinende Grasbuckel bricht jäh ab, sodass es keine erkennbare Abstiegsmöglichkeit gibt. Ich steige an der Kante den Grashang ab und finde unverhofft einen kletterbaren Riss. Das brüchig erscheinende Karwendelgestein entpuppt sich ausnahmsweise einmal als trittfest, als ich als Erster in das Kar absteige. Trotz der fortgeschrittenen Zeit und unserer zunehmenden Verfrorenheit bringe ich so noch meine Lehrprobe hinter mich. Da die Abklettereinheit noch aussteht, wollen wir nach dem Essen nochmal raus. Dem macht der Regen macht dann aber einen Strich durch die Rechnung.

Am letzten Tag sind die Zimmer sind pünktlich geräumt, das Frühstück genossen und wir nehmen zu zweit den Zug nach München. Weil „die Lok Mucken macht, die der Lokführer kurz grade biegen muss“ (Zugbegleiter), kommen wir mit 15 Minuten Verspätung am Münchner Hauptbahnhof an. Schön war’s wieder einmal.

Fabian Gutzer

Schlagwörter: DAV, Jugend, Seminar

Bewerten:

4 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.