19. September 2011

Tabak-Anbau in Kanada

Zum vierten Mal nahmen Willy Schenker und Agnetha Schenn (Ingolstadt) am Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Nordamerika teil und waren begeistert vom Schaffen unserer Landsleute in Übersee. Dieses Jahr bot sich nun die Gelegenheit, direkt im Tabak-Anbaugebiet bei Helga und Michael Ungar zu übernachten und sich über die schwere Arbeit zu informieren.
Wissenswertes erfuhren wir auch von Luise Schneider und ihrem Sohn Erich, die in den Jahren 1954/55 fast 500 Äcker Tabak anbauten. In dieser Zeit besaßen sie 20 Anlagen zum Trocknen der Tabakblätter, die damals noch mit Holz beheizt wurden. Per Hand wurden die unteren Blätter der Pflanze geerntet, was im Zusammenhang mit deren früher Reife stand. Preislich waren sie am günstigsten zu erwerben. Darauf folgten die jeweils oberen Blätter-Reihen, die eine schöne gold-braune Farbe besaßen und somit auch den Marktpreis bestimmten. Der Transport der gebündelten Tabak-Blätter erfolgte damals mit dem Pferde-Fuhrwerk.

Mit der Modernisierung begann man damit, die Trockenanlagen mit Strom oder Öl zu beheizen. Für die Ernte wurde die Erntemaschine (Harvester) eingeführt, die reife Blätter direkt auf ein Förderband abschlägt, von wo aus sie in einen Behälter befördert wurden. Diese Behälter können mit Hilfe moderner Traktoren in die Trockenanlagen transportiert werden. Nach dem Trocknen werden die Blätter je nach Qualität in 50-Pfund-Ballen gepresst.
Helga und Michael Ungar auf ihrer Tabak-Plantage ...
Helga und Michael Ungar auf ihrer Tabak-Plantage in Aylmer, Ontario (Kanada).
Nach der Reform des Gesundheitssystems Ende der 1990er Jahre wurde der Handel immer schwieriger. Zigaretten-Fabriken wurden geschlossen, und viele Farmer mussten den Tabak-Anbau aufgeben. Von den etwa 4 500 Tabakbauern sind noch 200 in Ontario/Kanada verblieben, die ca. 50 Millionen Pfund Tabak anbauen. Die Region (Delhi, Aylmer und Tilsonburg) ist sehr mild, hat einen sandigen Boden und ist somit hervorragend für den Tabak-Anbau. Die Arbeit ist aber hart und intensiv. Die Anpflanzung beginnt im März und bis zur Ernte, die im Oktober endet, erfolgen mehrere Arbeitsschritte wie Hacken, Bewässern und Jäten. Um den Aufwand in der Erntezeit zu bewältigen wurden Saison-Arbeiter eingestellt, zum Beispiel aus den Karibik-Staaten.

Nachdem viele unserer Landsleute als Hilfsarbeiter zunächst bei reichen Farmern gearbeitet hatten, trauten sie sich schon nach kurzer Zeit, Farmen zu erwerben, beispielsweise die Familien Schneider und Ungar.

Durch fleißige Arbeit und geschicktes Handeln am amerikanischen Tabakmarkt sichern sie sich auch heute noch ihren Fortbestand. Allerdings wird die lange Tradition des Tabak-Anbaus (seit einigen hundert Jahren) zunehmend von Indianern übernommen, da sie von staatlichen Steuern und Abgaben befreit sind.

Agnetha Schenn/Willy Schenker

Schlagwörter: Kanada, Heimattag, Reise

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