9. April 2014

Eisklettern am Wasserfall

Zum ersten Mal kletterten zwei Seilschaften der Sektion Karpaten einen 130 Meter hohen Eiswasserfall. Die anspruchsvolle Kletterei im Eis fand an den Grünseewasserfällen in den Hohen Tauern statt und ist wahrlich nichts für schwache Nerven. Die Anspannung während der Route in der bis zu 90° steilen Eiswand war groß, doch noch größer war die Freude nach der gelungenen Klettertour.
Als wir am Morgen des 15. Februar vor die Berghoteltüre unseres Stützpunktes Rudolfshütte (2300 m) traten, blies uns starker, kalter Wind entgegen und Nebel verhüllte die Sicht. Wir hatten Zweifel am Gelingen unserer „Premiere“, nämlich mehrere Seillängen im Eis zu klettern. Trotzdem schnallten wir die Tourenski an und fuhren 600 Höhenmeter zu den Grünseefällen ab. Sie sahen riesengroß und furchteinflößend aus. Der Wind hatte nachgelassen und somit konnte es losgehen. Egon Kirschner war einer der Vorsteiger und wurde vom Seilpartner Hans Albert Schindler gesichert. In der zweiten Mannschaft kletterten Michael und Reinhold Kraus. Unsere Route im Schwierigkeitsgrad WI4+ (schwer) hieß „Merry Christmas“. Das Eis war gut, also nicht sehr spröde, doch an einigen Stellen nicht dick genug. Deshalb mussten die Vorsteiger geeignete Standplätze suchen. Nachdem die Eisschrauben gesetzt waren, konnte der Kletterpartner nachgesichert werden. Oft standen wir nur in den zwei Zacken unserer Steigeisen oder hingen nur mit einer Hand an unseren Eisgeräten, bis wir eine der zehn Eisschrauben, die am Gurt hingen, setzen konnten. Das Vertrauen im Umgang mit der Eiskletterausrüstung, der Sicherungstechnik und in die eigenen Kräfte ist vonnöten, um einen kühlen Kopf zu bewahren. Um einen Sturz im Vorstieg zu vermeiden, galt es äußerst konzentriert zu klettern. Nach vier Standplätzen erreichten wir unser Ziel. Danach seilten wir mit Doppelseilen ab. Nachdem wir wieder festen Boden unter den Füßen hatten, umarmten wir uns zufrieden und beschlossen sofort, nächstes Jahr erneut eine solche Route zu versuchen. Wir hatten Spaß daran, einer Spinne ähnlich die Eiswand hoch zu gehen. Das Training in Kolm Saigurn und Saas Grund hat gefruchtet. Als Belohnung winkte die Sauna der Rudolfshütte.

Egon Kirschner im Vorstieg. Foto: Hans-Albert ...
Egon Kirschner im Vorstieg. Foto: Hans-Albert Schindler
Am Sonntag schlossen sich Irmgard Schaser und Bernd Panik der Gruppe an. Zu den Eisbodenwänden mussten wir eine Stunde gehen. Obwohl wir hier nur eine Seillänge kletterten, kamen wir an unsere Grenzen, da der Wasserfall an einer Stelle überhängend war. Schlussendlich war ich als Organisator sehr froh, dass auch in dieser Bergsportdisziplin in unserer Sektion „das Eis gebrochen“ war. Bilder dazu finden sich auf unserer Homepage www.sektion-karpaten.de.

Reinhold Kraus

Schlagwörter: Sektion Karpaten des DAV, Eisklettern

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