6. Oktober 2020

Zentraler „Tag der Heimat“ in Bayern: BdV-Kulturpreis geht an Michael Schmidt

Im Freistaat Bayern wurden in den letzten Monaten auch nahezu alle landsmannschaftlichen und BdV-Veranstaltungen abgesagt, wichtige wurden auf das nächste Jahr verschoben. Den zentralen Tag der Heimat 2020 wollte der Vorstand des Landesverbandes Bayern des Bundes der Vertriebenen (BdV) jedoch nicht aufgeben. Dieser war schon im Vorjahr geplant worden und die Stadt Augsburg hatte dafür den historischen „Goldenen Rathaussaal“ zugesagt, galt es doch an den 70. Jahrestag der Verkündung der Charta der Heimatvertriebenen zu erinnern und die traditionellen Tage der Heimat landesweit einzuleiten. Daher stand dieses historische Dokument am Anfang des Festaktes am 20. September in Form einer einführenden kurzen Film-Dokumentation sowie im Mittelpunkt der gesamten Feier und der Festreden.
Verleihung des Kulturpreises des BdV Bayern, von ...
Verleihung des Kulturpreises des BdV Bayern, von links: Bundesaussiedlerbeauftragter Bernd Fabritius, Botschafter Emil Hurezeanu, Preisträger Michael Schmidt, Sozialministerin Carolina Trautner und Christian Knauer, Vorsitzender des BdV Bayern. Foto: Peter Bergmann
Unter Corona-Bedingungen konnte nur eine begrenzte Zahl von Teilnehmern in den Festsaal der Stadt geladen werden. Der Einladung gefolgt waren viel Politik-Prominenz und Amtsträger zahlreicher landsmannschaftlicher und BdV-Verbände aus Bayern, darunter der Siebenbürger Sachsen, der Banater Schwaben an der Spitze mit Dr. Hella Gerber, die Vorsitzendes des Kreisverbandes Augsburg der Banater Schwaben und des BdV-Kreisverbandes Augsburg ist. Sie und der BdV-Bezirksvorsitzende Schwaben, Andreas Jäckel, Mitglied im Landtag, eröffneten die Festveranstaltung und begrüßten die Gäste. Ein weiteres Grußwort sprach Eva Weber, die Oberbürgermeisterin der Stadt Augsburg, als Gastgeberin. Sie schätzte die Veranstaltung des BdV Bayern als Ehre für die Stadt, da sie trotz Corona-Zeiten allen Anforderungen entsprechend bestens vorbereitet wurde. Mit Bedauern verwies sie auf die vielen in Augsburg zur Tradition gewordenen bereichernden Kulturveranstaltungen, die jetzt nicht stattfinden können, wie das Kronenfest der Siebenbürger Sachsen oder die Banater Kirchweih.

Den Festvortrag hielt Altlandrat Christian Knauer, Vorsitzender des BdV-Landesverbands Bayern, zum Jahrestag und Thema „70 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen“. Das in diesem Jahr besonders oft gewürdigte Dokument bezeichnete der Redner als einen grundlegenden Beleg des Versöhnungs- und Europa-Gedankens im Sinne der damals über 100.000 versammelten Teilnehmer, aber auch als eine Selbstverpflichtung für den Wiederaufbau des Landes, ein weitsichtiger Schritt, der seine Nachhaltigkeit bewiesen habe. Als Beispiel für die Entwicklung des Aufeinanderzugehens aus jüngster Zeit verwies Knauer auf Rumänien, das Entschädigungen für Zwangsarbeiter und Deportierte sowie politisch Verfolgte kürzlich durch ein Gesetz auf die benachteiligten Kinder ausgeweitet hat. Der Landesvorsitzende rief zum Zusammenhalt auf, zur Weitergabe der Verbundenheit zur Gemeinschaft und zur alten Heimat der Vorfahren, den Traditionen und dem Wissen, das von der älteren Generation „gesät“ wurde, damit auch der 100. Jahrestag der Charta im Goldenen Rathaussaal in Augsburg gefeiert werden kann.

Eine Festrede entbot auch die bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, Carolina Trautner. Sie bezeichnete die Flüchtlinge, Vertriebenen und Aussiedler als „Herzstücke“ in der Nachkriegsgesellschaft in Bayern, in der Bundesrepublik insgesamt. Die mitgebrachten großen Traditionen und ihre Geschichte seien zu den „besten Vorbildern“ in unserem Land zu zählen. Die Staatsministerin versprach im Namen der Regierung Bayerns weiterhin die Förderung der Kulturstätten, die sich um die Vergangenheit und Gegenwart der Deutschen aus dem Osten und Südosten Europas und ihre Kultur und Vereinsarbeit kümmern. Als großes Projekt jüngster Zeit nannte sie das Sudentendeutsche Museum in München, das vor der Übergabe steht, und den geplanten Bau eines Kulturzentrums für die Deutschen aus Russland und den ehemaligen Staaten der Sowjetunion. Ähnliche Zentren sollen als Dokumentationsstellen „begehbare Schätze“ der Kulturleistungen der Siebenbürger Sachsen, Banater Deutschen, Donauschwaben, Deutschen aus Ungarn künftig zeigen.

Kulturpreis an Michael Schmidt verliehen

Zweiter Hauptpunkt der Veranstaltung war die traditionelle Preisverleihung des BdV Bayern, mit einem Hauptpreis, dotiert mit 2 000 Euro, und zwei Ehrengaben. Den Kulturpreis 2020 vergab die Jury laut Dr. Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedler und Vertriebene, einstimmig an Michael Schmidt bzw. die M & V Schmidt Stiftung in Rumänien. Dr. Bernd Fabritius stellte den Preisträger vor, der 1960 in Siebenbürgen geboren wurde, als Aussiedler mit der Familie 1981 nach Bayern gelangte und früh im Jugendverband der Siebenbürger sehr aktiv war. Nach der Wende gründete er u. a. ein eigenes Unternehmen in Rumänien, das inzwischen rund 2.000 Menschen einen Arbeitsplatz sichert. Er wollte vor allem den dort verbliebenen Landsleuten Hilfe sichern. Das erfolgreiche Unternehmen ermöglichte ihm gemeinsam mit seiner Frau Veronica, 2010 die Michael Schmidt Stiftung zu gründen mit dem Hauptziel der Förderung von Kultur, Schulen mit deutscher Muttersprache, aber auch von Studierenden über Stipendien sowie von großen Kulturveranstaltungen, wie die Kulturwochen im siebenbürgischen Haferland, mit Märkten, Ausstellungen, Theater und Konzerten, die tausende Besucher aus ganz Rumänien anlocken. Den Preis übergab Staatsministerin Trautner. Ehrengast Emil Hurezeanu, Botschafter Rumäniens in Berlin, würdigte in einer kurzen Ansprache die Kulturmittlerrolle der M & V Schmidt-Stiftung.
Festveranstaltung in Augsburg des BdV Bayern, von ...
Festveranstaltung in Augsburg des BdV Bayern, von links: Annemarie Klein, Anita Deppner, Dr. Bernd Fabritius, Carolina Trautner, MdL, Emil Hurezeanu, Michael Schmidt, Udo Schneider, Ute Bako. Foto: Peter Bergmann
Die erste Ehrengabe begründete Laudator Christian Knauer. Sie ging an das „schlesische Schaufenster“ in Straubing, das zugleich eine Dokumentationsstelle wurde dank einer 2009 gegründeten „Stiftung Schlesien. Bayern“.

Die zweite Ehrengabe ging an das Stadtmuseum in Geretsried, einer sogenannten „Vertriebenenstadt“ in Bayern, die auf dem Gelände einer Rüstungsfabrik entstanden ist. Vorgestellt wurde es von Paul Hansel, Mitglied im Landesvorstand der UdV Bayern. Überreicht wurde die Ehrengabe mit Urkunde an die „Seele“ des Museums, Anita Zwicknagel, und den Bürgermeister Michael Müller durch Sylvia Stierstorfer, MdL, Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene.

Die musikalische Umrahmung der Feier musste auf ein Minimum reduziert werden. Das übernahm als Vertreterin der Kulturgruppen der Deutschen aus Russland in Augsburg die Jugendliche Valeria Schumacher. Ihr und allen Mitwirkenden, den hohen Gästen wie auch den Helfern und Organisatoren dankte der Landesvorsitzende Knauer in seinem Schlusswort, besonders dem Botschafter Rumäniens als Zeichen der Verbundenheit und Solidarität mit den Landsleuten in Deutschland. Unter den geladenen Teilnehmern der Feier befand sich eine starke Vertretung der siebenbürgischen Vereine aus Augsburg und Schwaben. Das Bayerische Fernsehen zeigte Ausschnitte der Feier in den Rundschau-Nachrichten.

Luzian Geier

Schlagwörter: BdV, Bayern, Tag der Hemat, Augsburg, Michael Schmidt, Bernd Fabritius, Christian Knauer, Hurezeanu

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