28. Juli 2007

Goldschmied Martin Lorenz: Letzter Hüter des siebenbürgischen Handwerks

Siebenbürgisch-sächsisches Patrizier Geschmeide schmückte die Damen der „Historischen Modenschau“ in Friedberg bei Augsburg. Den prunkvollen Schmuck stellten Goldschmied Martin Lorenz und seine Kollegin Uta Werner-Dick, Vizepräsidentin des Zentralverbandes der Deutschen Goldschmiede, zur Verfügung. Gold, Perlen und Rubine funkelten an Hälsen und Ohren der Damen, passend zu ihrer höfischen Garderobe aus der Barockzeit.
Die „Historische Modenschau“ fand kürzlich als einmalige Veranstaltung in Friedberg statt. Die weiblichen und männlichen Friedberger „Models“ präsentierten Friedberger Gewänder sowie edle Kleidung vom Hofe, die nach historischen Vorbildern angefertigt worden waren. Der passende Schmuck dazu entstand durch siebenbürgische Goldeschmiedekunst – Martin Lorenz hat mit dem von ihm gefertigten Trachtenschmuck große Bewunderung erhalten.

Die Modenschau war nur eine von vielen Veranstaltungen, auf denen der kunstvolle Schmuck des siebenbürgischen Goldschmiedes die Aufmerksamkeit auf sich zog. Seit zwei Jahrzehnten ist Lorenz beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl mit einer Verkaufsausstellung präsent. Von ihm angefertigte Heftel und Patzel waren sogar in der Fachpublikation „GZ – Goldschmiede und Uhrmacher Zeitung. European Juweler“ abgebildet. 2006 präsentierte der Meister eine Ausstellung im Schmuckgeschäft seiner Kollegin Uta Werner-Dick im Augsburger Stadtzentrum. „So eine Art von Schmuck hatten die meisten Leute noch nie gesehen“, erklärt Lorenz, „Der Andrang und die Bewunderung waren groß.“ Anfang Juli 2007 zeigte Lorenz den siebenbürgischen Trachtenschmuck auf dem Friedberger Altstadtfest. Auch hier drängten sich die Leute um seinen Stand und bewunderten die außergewöhnlichen Pretiosen – eine einzigartige Kunstfertigkeit, die möglicherweise für immer verloren gehen könnte. Martin Lorenz ist nach eigenem Bekunden der letzte Goldschmied, der siebenbürgisch-sächsischen Trachtenschmuck herstellt, der letzte Hüter dieser Goldschmiedekunst.

Der siebenbürgisch-sächsische Goldschmied Martin ...
Der siebenbürgisch-sächsische Goldschmied Martin Lorenz. Foto: Petra Reiner
Sein Handwerk hat er in den 40er Jahren in Hermannstadt erlernt und Ende der 70er Jahre mit nach Deutschland gebracht. 1979 ließ er sich mit seiner Familie in Augsburg nieder, der berühmtesten Goldschmiedestadt des Reiches vom 16. bis 19. Jahrhundert. Der Hermannstädter wurde auch hier ein angesehener Fachmann. Von 1980 bis 2002 betrieb er ein eigenes Juweliergeschäft. Auch wenn in der neuen Heimat vorwiegend moderner, mit Edelsteinen verzierter Schmuck gefragt war, hat sich der Hermannstädter leidenschaftlich dem siebenbürgisch-sächsischen Trachtenschmuck gewidmet. Bereits in seiner Heimatstadt hatte er damit begonnen, siebenbürgische Schmuckgegenstände, die zu ihm in Reparatur gegeben worden waren, zu fotografieren und Skizzen davon anzufertigen, die ihm dann als Vorlage dienen sollten. „Ich arbeite nur nach alten siebenbürgischen Modellen und Vorlagen, die sind alle originell und nicht neu erfunden“, betont der Meister. Hauptsächlich fertigt er Bockelanhänger, Broschenanhänger, Patzel, Heftel, Brillant- und Diamantrosenringe an. Der einzigartige Schmuck soll dieses Jahr auch in einer Ausstellung auf dem Friedberger Schloss gezeigt werden. „Die Vorbereitungen dazu sind in vollem Gange“, so Lorenz.

Sorana Scholtes

Schlagwörter: Kunsthandwerk, Goldschmied

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