22. März 2008

Osterbrauch in Schaal: „Kokeschschießen“

Das Fest, dem die Jugend aus Schaal am meisten entgegenfieberte, war das „Kokesch­schießen“. Dieses Fest wurde immer am zweiten Ostertag abgehalten. Als die kirchlichen Feier­tage im Kommunismus verboten waren, wurde es auf den ersten Ostertag vorverlegt.
Die Vorbereitungen für dies große Ereignis begannen schon Wochen vorher. Die Jungen, zusammen mit den Vätern der kleineren Jun­gen, holten aus dem Wald fingerdicke Hohn­buchenruten, die in den Stallmist gesteckt wurden, damit sie die nötige Elastizität erhielten. Einige Tage vor Ostern wurde dann die Armbrust vom Speicher geholt. Wer keine eigene Armbrust besaß, borgte diese eben oder eine neue Armbrust wurde hergestellt. Aus den Ruten, die wochenlang im Mist gelagert waren, und mittels festgedrehter Hanfseilchen wurden die Bögen der Armbrust gespannt. Die Geschosse (Ziehnen) wurden aus Haselnuss­ruten hergestellt. (5 cm lang und leicht zugespitzt). Geübt wurde, indem man alte Töpfe oder irgendwelche Gegenstände als Ziel­scheibe benutzte.

Dann kam der heiß ersehnte Tag. Am Ostersonntag versammelte sich das ganze Dorf am Nachmittag im Schulhof. Die Kinder erhielten von ihren Paten Ostereier und Süßigkeiten. Dann wurde der Start für das Hahnenschießen erteilt. Am Schießen durften nur die Jungen teilnehmen. Die Aufsicht hatten die Konfir­manden. Die Zielscheibe war eine Hahn-Att­rappe, in der eine Klappe angebracht wurde, die bei jedem Treffer herausfiel. Die Schützen standen 10 m vom Ziel entfernt in einem Halbkreis. Es wurde so lange geschossen, bis ein Junge die vorher bestimmte Trefferanzahl erreicht hatte. Der Sieger wurde zum Schüt­zenkönig gekürt. Bei ihm wurde ein Festessen abgehalten, zu dem es eine kräftige Lamm­tokana mit Sauerkraut gab. Nach dem Essen ging es in die Scheune. An dem Querbalken errichtete man aus dicken Seilen und dem Sitz­brett eines Wagens eine große Schaukel. Auf dieser wurde bis spät in der Nacht ge­schaukelt. Zum Schaukeln wurden auch die Mädel eingeladen.

Otto Seiwerth

Schlagwörter: Ostern, Brauchtum

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