31. März 2009

Treuester Freund des Sepp Herberger

Einer der letzten noch lebenden Freunde Sepp Herbergers ist der gebürtige Kronstädter Kurt Müller. 40 Jahre verband ihn eine bewegte und enge Freundschaft mit dem deutschen Fußballstar. Im Jahr 2004 erwirkte er – nach langem Kampf – die Anbringung einer Ehrentafel am Berliner Wohnhaus der Herbergers.
Sepp Herberger gilt noch heute als Idol. Er ist und bleibt eine der bedeutendsten deutschen Fußballgrößen. Nachdem er dreimal als Spieler in der Nationalmannschaft eingesetzt wurde, übernahm er von 1949-1964 die Funktion des Fußballbundestrainers. Mit dem überraschenden Sieg der deutschen Nationalmannschaft im Finale der Fußballweltmeisterschaft 1954 in der Schweiz, dem „Wunder von Bern“, machte er sich weltweit einen Namen. Weit weniger bekannt ist der Name eines seiner engsten Freunde, des Siebenbürgers Kurt Müller.
Sepp Herberger (vorn), Fritz Walter (Mitte) und ...
Sepp Herberger (vorn), Fritz Walter (Mitte) und Kurt Müller entspannen am Wannsee in Berlin, 1951.
Kurt Müller wurde 1920 in Kronstadt geboren, siedelte im Zweiten Weltkrieg nach Deutschland über und landete nach fünf Jahren in russischer Kriegsgefangenschaft 1949 wieder in Berlin. Dort freute sich besonders seine Schwester Renate, ihn nach so langer Zeit wiederzusehen und in die Arme schließen zu können.

Heute blickt er auf ein bewegtes Leben und eine 40-jährige Freundschaft mit dem berühmten Bundestrainer zurück. Er ist einer der wenigen noch lebenden Freunde Sepp Herbergers. Begonnen hat diese Freundschaft am 25. September 1938 in Rumänien. Der damals 18-jährige Kurt Müller pilgerte mit einer großen Gruppe Fußballbegeisterter in einem alten Reisebus von Kronstadt nach Bukarest, um die Nationalmannschaft bei einem Länderspiel lautstark zu unterstützen. „Unser verrückter Schlachtenbummlerhaufen peitschte das DFB-Team um Helmut Schön vom Dresdner SC zu einem 4:1 Sieg. Und das blieb natürlich auch dem Chef nicht verborgen ...“, erinnert sich der heute 89-Jährige. Sepp Herberger fand ihn in der Menge, reichte Müller die Hand und erklärte: „Wenn Sie einmal in Berlin sind, junger Mann, dann besuchen sie mich.“ (BZ berichtete am 6. Juli 2006) Ein Jahr später spazierten sie gemeinsam die Spree entlang. Es entstand eine Freundschaft, die selbst die harten Nachkriegsjahre überdauerte. „Viele Türen waren zugeschlagen, die der Herbergers stand weit offen.“ Eines der wichtigsten Andenken Kurt Müllers aus dieser Zeit ist ein Telegramm Herbergers aus dem Jahr 1943: „Wenn notwendig ziehet mit Freund in unsere Wohnung. Herberger.“

Den großen Sieg seines Freundes sah der gelernte Eisenwarenkaufmann am Kurfürstendamm. In einem Schaufenster stand ein Fernseher, auf dem er das große Wunder miterlebte. Eine kostbare Erinnerung an diese Zeit ist eine Postkarte, auf der alle „Helden von Bern“ persönlich unterzeichneten: „Aus der schönen Schweiz herzliche Grüße“, zitiert die Bild-Zeitung vom 16. Oktober 2008.
Sepp Herberger und Kurt Müller am Wannsee Berlin ...
Sepp Herberger und Kurt Müller am Wannsee Berlin 1951
Der letzte Gruß von „Seppel“ an den Siebenbürger Sachsen stammt aus dem Jahre 1977: eine Neujahrskarte. Vier Monate später stirbt Herberger. Nach seinem Tod kämpfte Kurt Müller lange für eine ehrenhafte Bronzetafel am Berliner Wohnhaus der Herbergers. Fast 25 Jahre später, im Jahr 2004, gelingt das Vorhaben endlich. Dankbar erklärt Kurt Müller: „Er war ein großer Mensch, ich bin stolz, dass ich ihn kennen durfte.“

Ina-Maria Maahs

Schlagwörter: Fußball, Ehrung, Berlin

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