Als beide das Rentenalter erreicht hatten, zog es sie wieder in die dörfliche Umgebung. So kamen sie 1997 nach Ehra-Lessien in Niedersachsen, auf den Bauernhof des Schwiegersohnes und der älteren Tochter. Das war eine gute Entschei­dung, zumal die beiden auch in der Heimat aus der Landwirtschaft kamen. Wie schon früher in Weingartskirchen leben auf diesem Hof mehrere Generationen miteinander. Schon nach kurzer Zeit hatten sie ihren Platz und ihre Aufgabe in der Familie gefunden. Vieles hier erinnerte sie an das Leben in Siebenbürgen. Auf den Wie­sen grast eine Herde von Soayschafen und in einem Gatter leben ca. 40 Stück Damwild. Auch zwei Pferde und zwei Hunde gehören dazu.

Jeden Morgen macht Martin, begleitet von den beiden Hofhunden, seinen Hofrundgang, versorgt die Tiere mit Wasser und schaut, ob er nicht irgendwo auf dem Hof gebraucht wird. Maria geht inzwischen in die Küche. Wie selbstverständlich hat sie es übernommen, die Fami­lie mit Mittagessen zu versorgen – so wie sie es von ihrer Mutter her kannte. Vieles holt sie da­bei aus ihrem eigenen Garten und sie ist glücklich, wenn nach Palukes und Tokana die ganze Familie zufrieden ist. Vor Jahren pflanzte man die ersten Weinreben der Sorte Nova aus der Heimat an. Erst war man skeptisch, ob hier in Niedersachsen, verhältnismäßig hoch im Nor­den, was daraus wird. Doch auch dafür haben die beiden ein gutes Händchen und es wurde eine wunderschöne Weinlaube daraus. Mit viel Liebe bearbeitet, blieb der Erfolg nicht aus. Der Ertrag ließ sich sehen und so wird nun schon seit einigen Jahren auch Wein daraus gemacht. In diesem Jahr waren es 50 Liter Most, der im eigenen Weinkeller heranreift. Maria und Mar­tin Kepp haben ihren Platz im Leben gefunden, sind glücklich und zufrieden. Immer seltener denken sie daran zurück, wie es war, als man nach der Auswanderung in der Großstadt lebte und die Tage manchmal nicht vergehen wollten.

Günter Kautz