16. Oktober 2015

Stolzenburger Treffen in Illingen mit Deportationsgedenkfeier

Das 36. Stolzenburger Treffen fand am 12. September in der Stromberghalle in Illingen statt, organisiert vom Verein junger Siebenbürger 1994 e.V. Illingen. Das Treffen begann auf dem Waldfriedhof mit einer Gedenkfeier an die Stolzenburger, die vor 70 Jahren nach Russland deportiert wurden.
Zu Beginn der Gedenkfeier bedankte sich der Vorstandsvorsitzende Michael Klein bei Pfarrer Schlecht, beim Architekten Werner Keul und den Bläsern, die diese Feier mitgestaltet hatten. Klein erinnerte an die Zeit vor und nach dem Weltkrieg und wies darauf hin, dass das Mahnmal auf dem Waldfriedhof am 14. September 1991 unter großer Anteilnahme von vielen Stolzenburgern eingeweiht worden war. Er bedankte sich bei den vielen freiwilligen Helfern und Spendern, den Stolzenburger Familien, Illinger Firmen, dem Innenministerium und der Gemeinde Illingen, die das Mahnmal errichtet und mit Erfolg zu Ende geführt haben. Einen großen Anteil an der Gestaltung dieses Mahnmals und der Umsetzung dieses Projektes hatte der auch anwesende Architekt Werner Keul.

Michael Klein sprach von den vielen Stolzenburgern, die während des Zweiten Weltkrieges bzw. danach die Verschleppung miterlebt haben, fast jede Familie hatte gefallene Soldaten oder verschleppte Familienmitglieder zu beklagen. Hunderte Leute wurden aus ihren Häusern gezerrt, Mütter von ihren Kindern getrennt und wie Vieh zum Abtransport in die Sowjetunion zusammengetrieben. Männer zwischen 17 und 45 Jahren und Frauen zwischen 18 und 35 Jahren mussten im kältesten Winter unter härtesten Bedingungen den Weg in die russische Steppe antreten, um dort unter primitiven Bedingungen und bei miserabler Ernährung in Bergwerken und Fabriken Schwerstarbeit zu leisten. Einige Zeitzeugen können heute von diesen Ereignissen berichten. Von insgesamt 216 deportierten Stolzenburgern überlebten 32 Personen die Deportation nicht. Diese grausamen und bitteren Ereignisse wie Enteignung, Demütigung und Deportation haben tiefe Wunden in der siebenbürgischen Seele hinterlassen und das Vertrauen in die rumänische Regierung nachhaltig gestört. Das war mit eine Ursache für den Exodus der Siebenbürger Sachsen.
Vorsitzender Michael Klein (1. von links) mit den ...
Vorsitzender Michael Klein (1. von links) mit den ehemaligen Deportierten Maria Schenn, Katharina Klein und Agnetha Schwarz (von links), Architekt Werner Keul (4. von links) und Pfarrer Schlecht (1. von rechts) beim Mahnmal in Illingen.
Fast alle Stolzenburger haben ihre alte Heimat aufgegeben und in Deutschland die Chance genutzt, einen Neuanfang zu wagen. Mit Fleiß, Ausdauer, Gottvertrauen und einem starken Zusammenhalt haben sie ihr Schicksal in die Hand genommen und in dem Herkunftsland unserer Vorfahren eine neue Existenz aufgebaut. Gerade für unsere Generation ist es wichtig, sich an die schrecklichen Ereignisse vor 70 Jahren zu erinnern und alles Erdenkliche zu unternehmen, dass sich solche Verbrechen gegen die Menschheit in Zukunft nicht mehr wiederholen. Nach einer gelungenen Integration der Siebenbürger Sachsen in der Bundesrepublik sollten wir als Brückenbauer und Vorrei- ter eines modernen europäischen Denkens für Frieden, Freiheit, Demokratie und Toleranz eintreten.

Unter den Klängen der Bläser wurde ein Kranz mit Blumen niedergelegt, um an die Verstorbenen und Überlebenden zu erinnern. Weitere Ansprachen hielten Werner Keul und Pfarrer Schlecht, die ebenfalls über die Geschichte der Siebenbürger Sachsen sprachen. Anwesend waren auch drei Überlebende. Maria Schenn, Katharina Klein und Agnetha Schwarz, die vor 70 Jahren verschleppt wurden. Danach ging es in die Stromberghalle nach Illingen, wo das Treffen offiziell eröffnet wurde. Michael Klein hielt die Ansprache, überreichte den Überlebenden einen Blumenstrauß und gedachte mit einer Gedenkminute der Verstorbenen.
Tanzgruppe beim Stolzenburger Treffen in ...
Tanzgruppe beim Stolzenburger Treffen in Illingen. Fotos: Manfred Lienerth
Anna Guni und Katharina Melzer wurden für ihr Engagement im Verein geehrt, und Elisabeth Pelger wurde für die Mahnmalpflege ein Blumenstrauß überreicht. Anschließend bot die Tanzgruppe aus Illingen unter der Führung von Andrea und Katharina Melzer dem Publikum vier Tänze dar. Zur weiteren Unterhaltung spielte am Abend die bekannte Band „Index“. Es reisten mehrere Hundert Stolzenburger aus dem ganzen Bundesgebiet an, um sich zu treffen, sich auszutauschen und über alte Zeiten zu sprechen.

Da es für den Verein immer wieder eine Herausforderung ist, das Treffen zu organisieren, möchte ich mich bei allen Helfenden im Namen des Vorstandes bedanken.

Manfred Lienerth

Schlagwörter: Stolzenburg, Treffen, Deportation, Gedenken

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