21. November 2019

„Ach, schon ist es September“: 19. Scharosch-Revival in Roßtal

Das Wiedersehen mit vielen Bekannten und Verwandten stand beim HOG-Treffen der Siebenbürger Sachsen aus Scharosch bei Fogarasch selbstverständlich für alle Teilnehmer im Vordergrund, als sie vom 20. bis 22. September im Gasthof Kapellenhof der Familie Lienerth in Roßtal bei Fürth zusammenkamen. Es war schön, dass viele Scharoscher anwesend waren und die HOG-Vorsitzende ca. 70 Personen begrüßen konnte. Manche hatten bei der Anreise mehrere hundert Kilometer zu bewältigen, andere kamen aus der näheren Umgebung des Veranstaltungsortes. Trotzdem: Das Wiedersehen und Miteinanderreden war zunächst einmal das Wichtigste – und dafür wurde bei der Planung und dem Ablauf genügend Zeit gelassen.
Durch das Austauschen der Reminiszenzen an Scharosch, die Vorfahren und das Erzählen über die heutige eigene Situation entstand bald eine heitere Stimmung unter den Scharoschern. Einige sich spontan bildende Gruppen blieben lange zusammen, andere lösten sich auf und suchten neue Gesprächspartner, und so entstand ein reger Austausch, der sowohl angenehme kleine Plaudereien als auch längere gedankliche Überlegungen und Meinungen enthielt. Wie war das mit dem früheren Leben in Siebenbürgen, mit der eigenen Ausreise? Die gedankliche Verbundenheit mit dem Ort, den Familien dort und mit den Vorfahren und Ahnen ist unterschiedlich groß und unterscheidet sich in vielen Punkten. Aber trotzdem spielten alle diese Erinnerungen in den Gesprächen eine Rolle.

Sie kulminierten, als eine DVD-Präsentation über eine Beerdigung in Scharosch gezeigt wurde, die als wertvolles historisches Dokument angesehen werden muss. Denn sie stammt aus dem Scharosch der 1960er Jahre, als noch viel Authentisches der Siebenbürger Sachsen vorhanden war. Dies gilt für den Beerdigungsritus, die Trachten und Bekleidung, die Dorfbewohner selbst, die Häuser und Straßen. Für ein paar Minuten war es so, als ob schon verstorbene Verwandte und Bekannte mit bei der Veranstaltung in Roßtal wären. Die vielen spontanen Ausrufe der Anwesenden bewiesen dies. Was würden die Vorfahren und Ahnen wohl zur heutigen Situation der Siebenbürger sagen? Hätten sie Verständnis dafür, dass nur noch wenige Sachsen in Scharosch sind? Würden sie die Ausreise nach der Wende in Rumänien verstehen? Beantworten kann man dies hier nicht, aber sicher wären ihre Meinungen zu diesen Fragen geteilt.
Eine bunte Girlande mit der Jakobuskirche und den ...
Eine bunte Girlande mit der Jakobuskirche und den Wappen der sächsischen Nation umkränzt die Sonnenblumen auf dem Andachtstisch. Teelichter und das Tischbanner mit Viehbrandzeichen von Scharosch bei Fogarasch ergänzen das Blumenarrangement. Foto: Günter Hummes
Bestimmt würden sie sich sehr über die Restaurierung der Jakobuskirche freuen. Symbolisch stand dafür das zu hörende Glockengeläut der Scharoscher Kirche. Außer der DVD-Präsentation wurden Aufnahmen eines Rundflugs über Scharosch und Fotoaufnahmen gezeigt. Eine besinnliche Abwechslung war der Andacht-Gottesdienst, den Pfarrer Günther Gagesch, von 1980 bis 1988 Pfarrer in Scharosch/Fogarasch, mit den Besucherinnen und Besuchern feierte. In einer ansprechenden Zeremonie gedachte man der Verstorbenen seit September 2017 durch Verlesen ihrer Namen und Hausnamen und Anzünden von Teelichtern. Grußbotschaften schickten Bischof Reinhart Guib, Pfarrer Dr. Johannes Klein und der Bezirkskirchenkurator Ortwin Hellmann. Der Spendenaufruf für die Sanierung der Jakobuskirche ergab einen Betrag von 490 Euro.

Am Abend wurde zur Musik von Herrn Lienerth sen. bis spät in die Nacht getanzt und gefeiert. Die Blumen im Saal und auf den Tischen, die Motive des früheren siebenbürgischen Lebens, die auf den Vasen und an mehreren Stellen des Saals zu sehen waren, die ausgestellten Fotos und die reichhaltigen leckeren Büfetts mit Kuchenspenden der Scharoscherinnen gefielen und schmeckten allen.

Ursula Hummes

Schlagwörter: HOG, Treffen, Scharosch, Erinnerungen, Kirche

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