7. Juni 2005

Burzenländer erörtern vielseitige Vorhaben

Die 22. Arbeitstagung der Regionalgruppe Burzenland des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften fand vom 22. bis 24. April 2005 in Neuhaus bei Crailsheim statt. Fünfzehn der sechzehn Gemeinden des Burzenlandes waren mit über 50 Personen vertreten. Der aus Wolkendorf angereiste Ehrengast Klaus Daniel, Dechant des Kronstädter Kirchenbezirks, hat die Beratungen mit interessanten Details und aktuellen Informationen aus den Kirchengemeinden bereichert. Die Tagungsleitung hatte der Regionalgruppensprecher Volkmar Kraus (Zeiden) inne.
Die umfangreiche Tagesordnung wurde am Freitag mit den Berichten der Nachbarväter und Nachbarmütter eröffnet, die über die Aktivitäten der Heimatortsgemeinschaften, aber auch über die Situation in der jeweiligen Heimatgemeinde und die dortigen Entwicklungen berichteten. Dechant Klaus Daniel ergänzte diese Berichte - soweit nötig - mit aktuellsten Informationen und ging auf auftretende Frage direkt ein. Am Samstag wurde dieser wichtige und umfangreiche Tagesordnungspunkt fortgeführt.

 Dechant Klaus Daniel (4. von links, vordere Reihe), Regionalgruppensprecher Volkmar Kraus (3. von links) und die Vorsitzenden der Burzenländer Heimatortsgemeinschaften vor der Tagungsstätte in Neuhaus bei Crailsheim.
Dechant Klaus Daniel (4. von links, vordere Reihe), Regionalgruppensprecher Volkmar Kraus (3. von links) und die Vorsitzenden der Burzenländer Heimatortsgemeinschaften vor der Tagungsstätte in Neuhaus bei Crailsheim.


Dechant Klaus Daniel berichtete anschließend über die aktuellen Entwicklungen in der alten Heimat, die Rückgabe des enteigneten Kirchenbesitzes und die sich daraus ergebenden Möglichkeiten und Schwierigkeiten für die evangelischen Kirchengemeinden. Die Situation im Burzenland sei aber nicht besorgniserregend, und mit den politisch Verantwortlichen vor Ort komme man in der Regel gut aus. Er freute sich, dass die Heimatortsgemeinschaften mit den jeweiligen Kirchengemeinden gut zusammenarbeiten, sich bei der Instandsetzung von Gemeinschaftsbauten engagieren und vor allem bedürftige Nachbarinnen und Nachbarn unterstützen. Dechant Daniel bedankte sich für die positive Einstellung, die unter den Heimatortsgemeinschaften herrsche, und die konkrete Hilfe, die geleistet werde. Er ermutigte die HOGs, diese Aktionen - abgestimmt mit den Verantwortlichen im Burzenland - fortzuführen.

Peter Pastior, Vorsitzender des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen, berichtete über das vielfältige Wirken dieser Einrichtung, die in enger Zusammenarbeit mit der Saxonia-Stiftung in Kronstadt unter anderem rund 900 bedürftige Landsleute im Burzenland betreut. In konkreten Fällen wird auch Medikamenten und medizinischen Geräten geholfen, zudem werden mehrere Alten- und Pflegeheime betreut. Pastior rief die Heimatortsgemeinschaften auf, die Listen von Bedürftigen, die in der Regel von den Kirchengemeinden an die Saxonia-Stiftung gemeldet werden, fallweise zu ergänzen.

Paul Salmen (Tartlau) informierte über die Tagung der siebenbürgischen Familienforscher, die Anfang April in Gundelsheim am Neckar stattgefunden hatte, und ging auf die Ergebnisse der genealogischen Forschungen um den siebenbürgischen Reformator Johannes Honterus ein. Hugo Thiess (Brenndorf) stellte anschließend das Genealogieprogramm Gen_Plus vor, das bereits von vielen siebenbürgischen Forschern genutzt wird und auch bei den Burzenländern auf Interesse gestoßen ist.

Das Burzenländer Jugendtreffen fand nach mehrjähriger Pause am 2. April 2005 in Möglingen statt. Rund 470 Jugendliche und Junggebliebene nahmen daran teil, das Treffen war ein voller Erfolg, auch in finanzieller Hinsicht, wie die Jugendreferenten der einzelnen Heimatortsgemeinschaften in einer getrennten Versammlung in Neuhaus feststellten. Rainer Lehni (Zeiden) berichtete im Plenum über das Ergebnis dieser Beratungen und kündigte an, dass in zwei Jahren ein weiteres Burzenländer Jugendtreffen geplant sei.

Ein Schwerpunkt der Tagung war der Verschleppung unserer Landsleute zur Zwangsarbeit vor 60 Jahren und ihrem Leid während den entbehrungsreichen Jahren in der damaligen Sowjetunion gewidmet. Günter Czernetzky zeigte aus seinem Dokumentarfilm "Wunden - Erzählungen aus Transsilvanien" eindrucksvolle Ausschnitte, die die Deportation beleuchten.

Über die Tätigkeiten des Verbandes der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften berichtete dessen Vorsitzender Michael Konnerth. Die nächste Tagung des HOG-Verbandes ist für den 11. bis 13. November 2005 in Bad Kissingen geplant. Konnerth würdigte den gelungenen Erfahrungsaustausch der Burzenländer und äußerte die Hoffnung, dass auch andere Regionalgruppen diesem Beispiel folgen werden. Karl-Heinz Brenndörfer (Heldsdorf) stellte sein Buch "Banditen, Spione oder Helden?" vor und las ein paar der interessantesten Passagen daraus vor. Der Samstagabend klang mit dem traditionellen "Flekenessen" und angeregten Diskussionen aus, die ebenfalls für den Erfahrungsaustausch genutzt wurden.

Der Sonntag begann mit einer Morgenandacht, gehalten von Pfarrer Klaus Daniel, und wurde mit weiteren Beratungen und Beschlüssen fortgeführt. So wird die nächste Arbeitstagung der HOG-Regionalgruppe Burzenland in Verbindung mit einer Siebenbürgenreise vom 28. April bis 6. Mai 2006 erstmals in der alten Heimat stattfinden. Dechant Klaus Daniel griff den Vorschlag von der letztjährigen Arbeitssitzung, die Tagung einmal im Burzenland abzuhalten, auf und lud die HOG-Vertreter spontan nach Wolkendorf ein, wo die entsprechenden Räumlichkeiten vorhanden sind. Die Reise soll gemeinsame Beratungen mit den Verantwortlichen der Heimatgemeinden und einen Einblick in die aktuelle Lage durch Besichtigungen von Kirchen und Kirchenburgen ermöglichen.

Der "Burzenländer Heimatkalender", den Udo Buhn (Zeiden) nun schon seit vielen Jahren im Auftrag der Burzenländer Regionalgruppe gestaltet, wird im Jahr 2006 dem Thema "Orgeln" gewidmet sein. Wie Buhn ferner mitteilte, wird die Zeidner Nachbarschaft das Leben und Werk des Malers Eduard Morres in einem Bildband würdigen. Des Weiteren berieten die Burzenländer Nachbarväter darüber, einen Videofilm über die Burzenländer Gemeinden zu erstellen.

Weitere mittelfristige Vorhaben betreffen die Dokumentation der siebenbürgisch-sächsischen Ortsdialekte im Burzenlandes und die Erforschung der Gemeindewappen. Nicht zuletzt rief Siegbert Bruss (Brenndorf) die Heimatortsgemeinschaften auf, beim "Ortschaftenprojekt" von SiebenbuergeR.de mitzumachen, das Grundinformationen über alle siebenbürgisch-sächsischen Ortschaften biete, ohne jedoch in Konkurrenz zu treten zu bereits bestehenden Webseiten der Heimatortsgemeinschaften.

Zum Schluss sei allen Referenten, Helfern vor Ort, Kuchenbäcker(innen), unserem Küchenpersonal und allen Teilnehmern für die gute Zusammenarbeit, die Kameradschaft und die daraus resultierenden guten Ergebnisse gedankt. Wir alle sind mit neuer Motivation und unendlich viel Schwung nach Hause gefahren, um die anstehenden Aufgaben zu erledigen. Möge uns das zum Wohle unserer Nachbarinnen und Nachbarn, hier und in der alten Heimat, gelingen!

Volkmar Kraus

Schlagwörter: Burzenland

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