12. Dezember 2010

Selbstlos der Gemeinschaft gedient: Nachruf auf Wilhelm Folberth

Am 6. Dezember 2010 ist Wilhelm Folberth nach langer, schwerer Krankheit verstorben. Die Landesgruppe Hessen trauert um ihren ehemaligen Vorsitzenden, der den Hessischen Landesverband im letzten Jahrzehnt maßgeblich geprägt hat.
Wilhelm Folberth wurde am 19. Oktober 1937 in Deutsch-Kreuz geboren. 1951-55 besuchte er das Lehrerseminar in Schäßburg und wirkte anschließend als Grundschullehrer in Keisd, Klosdorf und Deutsch-Kreuz sowie 1960-61 als Rektor in Deutsch-Tekes. 1961-64 war er als Laienkunstpfleger (instructor metodist) beim Kulturhaus des Rayons Reps für den Fachbereich Vokal- und Instrumentalgruppen zuständig.

Nach dem Umzug in die Bundesrepublik 1964 setzte er seine Lehrtätigkeit fort und unterrichtete erst in Seligenstadt und dann in verschiedenen Schulen des Main-Taunus-Kreises. Die Steinbergschule in Hofheim leitete er erst als Konrektor und anschließend bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2000 als Rektor. Neben seinem beruflichen Engagement widmete sich Folberth mit der ihm eigenen Genauigkeit und Tiefe seinen Hobbys und wirkte in und für die siebenbürgische Landsmannschaft, ein ehrenamtliches Wirken, das prägende Spuren hinterlässt.
Wilhelm Folberth (1937-2010) ...
Wilhelm Folberth (1937-2010)
Schon seit seiner Kindheit begleitete ihn die Musik, und so war es für Folberth selbstverständlich, sowohl in Siebenbürgen als auch in der neuen Heimat über zwanzig Jahre lang Chöre und Blasmusikorchester zu leiten. In seiner Freizeit widmete er sich der Erforschung siebenbürgischer Orts- und Flurnamen.

Der Zusammenhalt der Landsleute in der neuen Heimat war für Folberth ein wichtiges Anliegen. So gründete er auf eigene Initiative 1981 den Heimatverein Deutsch-Kreuz und veröffentlichte zehn Jahre lang jeweils zu Weihnachten als Redakteur und Herausgeber den „Deutsch-Kreuzer-Heimatboten“. Zudem leitete er mehrere Jahre lang die HOG-Regionalgruppe Schäßburg.

Mitglied der Landsmannschaft wurde Folberth bald nach seiner Einwanderung 1964. 1998 wurde er zum stellvertretenden Landesvorsitzenden gewählt, um dann 2002 das Amt des Landesvorsitzenden zu übernehmen, in dem er 2006 bestätigt wurde. Leider musste er den Vorsitz wegen fortschreitender schwerer Krankheit 2009 aufgeben. Als Landesvorsitzender war er stets darauf bedacht, allen Mitgliedern des Gremiums Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten. So ist es nicht erstaunlich, dass Folberth die Neugründung der Kreisgruppe Mittelhessen, für die er sich jahrelang eingesetzt hatte und die er als die bedeutendste Leistung seiner Amtszeit bezeichnete, nicht als Ergebnis seines Wirkens sah, sondern als Folge der Bemühungen vieler Vorstandsmitglieder und vor allem der Landsleute aus Mittelhessen. Von bleibendem Wert für die Landsleute in Hessen ist die Festschrift zum 50-jährigen Bestehen der Landesgruppe Hessen. Mit dieser Publikation, die im Jahre 2000 nach bewundernswerter Kleinarbeit von Folberth recherchiert, zusammengestellt und herausgegeben wurde, schuf er für die kommenden Generationen ein bleibendes Zeugnis über Entstehung, Entwicklung und Wirken sowohl des Verbandes als auch der Siebenbürger Sachsen im Allgemeinen.

Auch wenn Wilhelm Folberth im November 2010 nicht mehr an der 60-Jahre-Feier der Landesgruppe Hessen aktiv teilnehmen konnte, war er in Gedanken bei der Festveranstaltung dabei. Und mit der ihm eigenen Selbstlosigkeit und Hilfsbereitschaft begleitete er beratend die Entstehung der Festschrift, die anlässlich dieses Ereignisses veröffentlicht wurde. Wilhelm Folberths Freundlichkeit, seine Hilfsbereitschaft und sein auf Ausgleich bedachtes Handeln werden uns sehr fehlen, ebenso sein profundes Wissen über die Geschichte der Siebenbürger Sachsen. Das Buch über die siebenbürgischen Orts- und Flurnamen, an dem er in den letzten Jahren arbeitete und von dem er gerne und interessant erzählte, bleibt nun vermutlich unvollendet. Damit würde die siebenbürgische Forschung einen einzigartigen lexikologischen Beitrag verlieren. Es bleibt zu hoffen, dass dieser Teil seines Nachlasses der Öffentlichkeit zugänglich wird.

Unsere Landsleute werden Wilhelm Folberth für sein Wirken und Sein stets verbunden bleiben und ihn als Menschen und als Mitstreiter in bester Erinnerung behalten.

Klaus Servatius

Schlagwörter: Verbandsleben, Nachruf, Hessen

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