7. September 2012

„Sie hat die Fackel entzündet“

Feucht – Dr. Erna Roth-Oberth, Tochter des Raumfahrtpioniers Prof. Hermann Oberth und Mitbegründerin des Hermann-Oberth-Raum­fahrt-Museums in Feucht, ist am 23. August nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt im Alter von 90 Jahren in Feucht verstorben. Museumsdirektor Karlheinz Rohrwild würdigte die Verstorbene als maßgebliche Triebfeder, die nach dem Tod ihres Mannes Sepp Roth 1985 dafür gesorgt habe, dass der dauerhafte Fortbestand der Ausstellung gesichert wurde: „Das Hermann-Oberth-Raum­fahrt-Museum ver­liert in Dr. Erna Roth-Oberth eine großzügige Förderin und – solange es ihr gesundheitlich möglich war – engagierte Streiterin für das Andenken ihres Vaters. Wir werden ihr persönliches Andenken in Ehren halten und betrachten ihr langes Wirken für das Museum als Vermächtnis und Verpflichtung zur Fortsetzung unserer Arbeit.“
Erna Roth-Oberth wurde am 27. Februar 1922 als zweites Kind des aus Hermannstadt stammenden Raketen- und Raumfahrtpioniers Hermann Oberth (1894-1989) und seiner Frau Mathilde in Schäßburg geboren, studierte ab 1946 in Erlangen und Bern Rechtswissenschaften und promovierte 1951 in Bern. Ab 1953 betrieb sie in Nürnberg eine Rechtsbeistandskanzlei und unterstützte ihren Vater bei dessen umfangreicher Vortragstätigkeit im In- und Ausland.

Seit 1971 standen Auf- und Ausbau des Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museums, zunächst bis 1989 im Pfinzingschloss und seitdem in den heutigen Räumlichkeiten, im Mittelpunkt ihres Lebens und Wirkens. Dafür und für die langjährige Unterstützung ihres Vaters erhielt Dr. Erna Roth-Oberth im Lauf der Zeit eine Reihe von Auszeichnungen, so 1991 die Hermann-Oberth-Medaille des Internationalen Förderkreises für Raumfahrt (IFR) und die Ehrenmitgliedschaft der Alabama-Section des American Institute of Aeronautics and Astronautics. 1994 wurde sie in den Senat der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt – Lilienthal-Oberth e.V. (DGLR) gewählt und 1996 erhielt sie den Goldenen Hermann-Oberth-Ring des IFR „in Anerkennung ihrer außergewöhnlichen Leistungen beim Aufbau und Erhalt des Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museums sowie den engagierten Bemühungen um die Verbreitung und Würdigung des Lebenswerkes ihres Vaters“.
Dr. Erna Roth-Oberth (rechts) mit ihrem Vater ...
Dr. Erna Roth-Oberth (rechts) mit ihrem Vater Prof. Hermann Oberth (Mitte) und dem zweiten Mann auf dem Mond, NASA-Astronaut Edwin „Buzz“ Aldrin (links), im Jahr 1986 in Feucht. Rechts im Hintergrund der damalige Feuchter Bürgermeister Paul Morath.
Im Rahmen der Trauerfeier für Dr. Erna Roth-Oberth sagte der 1. Vorsitzende des Museumsvereins, der ehemalige Astronaut Prof. Dr. Ulrich Walter, in seinem Nachruf: „Für alle deutschen Raumfahrt-Freunde ist es ein Glücksfall, dass ein großartiger Mann wie Hermann Oberth hier in Feucht Raumfahrtgeschichte schrieb (…) und er zudem eine liebevolle Tochter hatte, die sein Werk durch Mitherausgabe seiner Bücher, aber besonders auch durch die Gründung des Hermann-Oberth-Museums im Jahre 1971 für die Nachwelt zugänglich machte. Sie hat begonnen, was wir in ihrem Namen weiterführen werden: Das Gedenken an DEN Raumfahrtpionier der Menschheit – und, so lassen Sie mich hinzufügen, mit dieser Leistung steht Hermann Oberth mindestens ebenbürtig neben Neil Armstrong, der vor kurzem leider auch von uns gegangen ist. Sie hat die Fackel entzündet, die wir als nächste Generation weitertragen dürfen. Dafür gebührt ihr unser tiefer Dank – über ihren Tod hinaus.“

Michael Zuber

Schlagwörter: Nachruf, Roth-Oberth, Raumfahrt

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