27. Februar 2022
Bedeutender Schriftsteller und Publizist Hans Bergel gestorben
Der bedeutende siebenbürgische Schriftsteller und Publizist Hans Bergel ist am 26. Februar im Alter von 96 Jahren nach längerer schwerer Krankheit im Krankenhaus in Starnberg gestorben. Ana Blandiana bewertete ihn als „den repräsentativsten Schriftsteller Siebenbürgens insgesamt – Siebenbürgens als Landschaft der Begegnung und des Zusammenlebens mehrerer Völkerschaften, Religionen, Traditionen, Mentalitäten, in fruchtbarer Gemeinschaftlichkeit Lebenskraft und -sinn erzeugend“. „Der Tanz in Ketten“ sei „bis heute der komplexeste, der subtilste, der kenntnisreichste Roman über den kommunistischen Terror im Rumänien der 1950er Jahre“, schrieb Ana Blandiana in der Siebenbürgischen Zeitung aus Anlass seines 90. Geburtstages.

Hans Bergel hat sich als produktiver Schriftsteller und Dichter von rund 50 Büchern, als engagierter Journalist von Tausenden Artikeln sowie als Sachwalter siebenbürgisch-sächsischer, südostdeutscher und allgemeiner südöstlicher Kultur einen Namen weit über die Grenzen Rumäniens und Deutschlands gemacht. Von 1970-1989 war er Chefredakteur der Siebenbürgischen Zeitung, die er zu einem politischen Instrument formte und dier mit dem "Kulturspiegel" genannten Feuilleton bereicherte. Zudem wirkte er mehrere Amtszeiten als stellvertretender Bundesvorsitzender der siebenbürgischen Landsmannschaft, war Mitarbeiter des Bayerischen Rundfunks und von 1990 bis 2009 Mitherausgeber der Südostdeutschen Vierteljahresblätter (seit 2006 Spiegelungen) des Südostdeutschen Kulturwerks bzw. IKGS.
Der Publizist Hans Bergel setzte sich sprachgewandt und vehement für Freiheit, Menschenrechte und Familienzusammenführung ein. Höhepunkt seines Wirkens als homo politicus war die Rede vor dem Kölner Dom am 4. Dezember 1982 (hier zum Herunterladen als pdf-Datei). Rund 6.000 Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben demonstrierten dabei gegen das kommunistische Regime in Bukarest, das kurz zuvor eine Freikaufssumme für die deutschen ausreisewilligen Bürger eingeführt hatte.
1977 schrieb Hans Bergel mit "Der Tanz in Ketten" den ersten Roman in deutscher Sprache über die kommunistische Ära in Rumänien. Sein auflagenstärkstes Buch war der Jugendroman "Die Rennfüchse" (1972, elf Auflagen). In zwei groß angelegten Romanen, die ursprünglich als Teil einer Trilogie geplant waren, schilderte er die Ereignisse des 20. Jahrhunderts aus südosteuropäischer Sicht: „Wenn die Adler kommen“ erschien 1996 (vier Auflagen), der zweite Roman „Die Wiederkehr der Wölfe“ 2006 (zwei Auflagen). Auf die Trilogie "Finale" nimmt der Erzählungsband „Stunde der Schlangen“ (2022) Bezug, ohne sie jedoch zu vollenden.
Hans Bergel erfuhr zahlreiche öffentliche Ehrungen und Preise, so erhielt er u.a. das Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland (1986), den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis (1988), den Georg-Dehio-Preis (1991), den Literaturpreis Andreas Gryphius (2013), den Kulturpreis des BdV Bayern (2014), das Goldene Ehrenzeichen der Siebenbürger Sachsen in Österreich (2015). Er war Ehrenvorsitzender der Kreisgruppe München. Kronstadt (1996) und seine Heimatstadt Rosenau (2012) ernannten ihn zum Ehrenbürger. Die Universität Bukarest verlieh ihm 2001 die Ehrendoktorwürde.
S.B.
Links:Webseite des Schriftstellers Hans Bergel
Artikel von und über Hans Bergel in der Siebenbürgischen Zeitung
Schlagwörter: Kultur, Hans Bergel, Schriftsteller, Publizist, Siebenbürgische Zeitung, Rosenau, München, Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland
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