29. März 2006

Hans Wellmann: Vieles bewegt in wenigen Jahren

Im März dieses Jahres wäre Hans Wellmann 75 Jahre alt geworden. In den sechziger und siebziger Jahren erwarb er sich als Leiter der Schäßburger Bergschule besondere Meriten im Hinblick auf eine erfolgreiche deutsche Kulturarbeit an dieser traditionsreichen Bildungsstätte.
Geboren am 12. März 1931 in Schäßburg, verlebte er hier als ältestes von vier Geschwistern seine Kindheit. Im Sommer 1950 absolvierte er die pädagogische Schule in Schäßburg und seine im Namen aller Jahrgangsabsolventen gehaltene, sowohl inhaltlich als auch rhetorisch außergewöhnliche Abschiedsrede erregte berechtigte Aufmerksamkeit. An der Babes-Bolyai-Universität in Klausenburg studierte er zwischen 1950 und 1954 Biologie und Chemie. Anschließend begann für den jungen Absolventen der Ernst des Lebens. In den ersten zehn Jahren seines Berufslebens war er abwechselnd Schulinspektor oder Schuldirektor in Schäßburg und Umgebung. Dank seiner außerordentlichen organisatorischen Fähigkeiten und der schon früh zutage getretenen Führungsqualitäten wurde er 1964 zum stellvertretenden Direktor der Bergschule in Schäßburg ernannt. Bereits zwei Jahre später übernahm er die Leitung dieser Schule, deren Entwicklung er in den folgenden Jahren prägend mitbestimmt hat.

Hans Wellmann, ehemaliger Leiter der Schäßburger Bergschule.
="Hans Wellmann, ehemaliger Leiter der Schäßburger Bergschule.
Durch seine Art, Schule und Lehrerkollektiv zu leiten, schaffte er eine ausgewogene Atmosphäre zwischen der Generation altehrwürdiger Lehrer sowie den jüngeren Kollegen, was sich vorteilhaft auf die Stimmung an der Bergschule auswirkte und dadurch letztendlich allen Beteiligten, sowohl Lehrern als auch Schülern, zu Gute kam.

Ein wichtiges Anliegen von Hans Wellmann in jener Zeit war die Wiederbelebung alter Traditionen sowie die verstärkte Pflege deutscher Kultur an der Bergschule. Durch Beharrlichkeit und diplomatisches Geschick konnte er letztendlich die Zustimmung der allmächtigen, nicht eben deutschfreundlich gesonnenen rumänischen Behörden gewinnen. So wurde Anfang 1970, neben der bereits unter Prof. Machat aktiven Theatergruppe, die Blasmusik unter der Leitung des jungen Musiklehrers Uwe Horvath wieder ins Leben gerufen. Gleichzeitig wurde auch noch eine deutsche Tanzgruppe, geleitet von Meta Wellmann, gegründet und kurze Zeit später fanden die ersten, sehr erfolgreichen "bunten Abende" im "Kultursaal" von Schäßburg statt. Damit war der Grundstein gelegt für eine über viele Jahre hinweg erfolgreiche deutsche Kulturarbeit an der Bergschule, die, dank zahlreicher weiterer Vorstellungen in Schäßburg selbst wie auch in den umliegenden Dörfern und Gemeinden, zu einem wesentlichen Bestandteil des kulturellen Lebens der deutschen Bevölkerung in und um Schäßburg wurde.

Hans Wellmann war auch außerschulisch engagiert. Er war Abgeordneter in der Großen Nationalversammlung, Mitglied im "Büro des Landesrates der Werktätigen deutscher Nationalität" und Vorsitzender des "Rats der deutschen Werktätigen" des Kreises Mieresch und machte sich, in den schwierigen Jahren des Kommunismus, für die Belange der deutschen Bevölkerung in Rumänien stark und war auch auf Stadtebene in Schäßburg in vielen Ausschüssen tätig. In seiner karg bemessenen Freizeit trug er unermüdlich Daten für seine "Monographie der Schäßburger Bergschule" zusammen, an der er mehrere Jahre geschrieben hat und aus welcher 1972, anlässlich der Festveranstaltung zum 450-jährigen Bestehen dieser Schule, vorgelesen wurde.

1974 gab Hans Wellmann die Leitung der Bergschule ab und widmete sich fortan seinem eigentlichen Beruf, dem des Lehrers. Mit Freude und Begeisterung unterrichtete er die Bergschüler in Biologie und Chemie. Nun hatte er auch mehr Zeit für seine Familie, die Gartenarbeit, bei der er Entspannung fand, aber auch für das Vorbereiten von wissenschaftlichen und geschichtlichen Vorträgen, die er im Rahmen der Volkshochschule in Schäßburg und auch in anderen Städten Siebenbürgens hielt. Anfang 1978 erkrankte Hans Wellmann unheilbar und verstarb am 25. Juni gleichen Jahres im Alter von nur 47 Jahren. Damit verlor seine Familie ihr Oberhaupt, die Bergschule und Schäßburg verloren eine Persönlichkeit, die noch vieles hätte leisten können und wollen.

MP, DW und WW

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 5 vom 31. März 2006, Seite 19)

Schlagwörter: Porträt

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