3. Mai 2006

Susanne Irina Zacharias

ZDF zeigt Spielfilm von Susanne Irina Zacharias

In der Reihe "Das kleine Fernsehspiel" zeigt das ZDF in der Nacht von Montag, dem 15. Mai, auf Dienstag, den 16. Mai, 00.25 - 01.45 Uhr, "Hallesche Kometen", den ersten abendfüllenden Spielfilm der siebenbürgischen Regisseurin Susanne Irina Zacharias. Es ist der dritte Film der Reihe "Ostwind", der gemeinsamen Programmwerkstatt von RBB und ZDF.
"Hallesche Kometen" wurde auf dem Filmfestival Max-Ophüls-Preis 2005 in Saarbrücken mit dem Preis des saarländischen Ministerpräsidenten mit folgender Begründung ausgezeichnet: "Ein Mann trauert um seine verstorbene Frau. Ihr Gesicht wird an die Wand projiziert. Er hat getrunken. Er stürzt aufs Bett. Der Projektor kippt. Das Gesicht seiner Frau erscheint neben ihm. Er legt sich in ihr Bild, Wange an Wange. Dieser Moment bleibt unvergessen. In ihrem ersten Langfilm gelingt es der Regisseurin, in zärtlicher Nähe zu ihren Figuren zu sein. So verloren der Vater, so verzweifelt kämpfend der Sohn. Wunderbare Schauspielerführung, ein unvorhersehbares Buch, keine Kraftmeierei, das Leben in Gefahr, dennoch voll Hoffnung. Jetzt muss dieser Film in unseren Kinos gesehen werden. Der Filmpreis des saarländischen Ministerpräsidenten 2005 geht an Susanne Irina Zacharias für ihren Film Hallesche Kometen."

Die Regisseurin Susanne Irina Zacharias bei der Premiere des Spielfilms
Die Regisseurin Susanne Irina Zacharias bei der Premiere des Spielfilms "Hallesche Kometen" am 13. Januar 2006 in Halle.
Susanne Irina Zacharias wurde am 2. Oktober 1973 in Hermannstadt geboren. Der siebenbürgische Hintergrund wirkt sich insofern auch auf ihre heutige Filmarbeit aus, als sie ihre Kindheit bis zum 7. Lebensjahr in Rumänien verbrachte. Das hat ihren Blick auf die Welt geprägt. "Es war eine unbeschwerte Kindheit, die schönste Zeit meines Lebens", erinnert sich die Regisseurin. Im Nachhinein erkennt sie den politischen Kontext der erlebten Situationen. Angst, Misstrauen, Schlangestehen bestimmten das Leben, aber die Menschen begegneten dem Regime mit Leichtigkeit, entwickelten eine Witzkultur, die ihnen über vieles hinweghalf. Die Sommer verbrachte Susanne Zacharias bei ihren Urgroßeltern auf dem Land, das sie als "Schlaraffenland" empfand, ging es den Bauern doch teilweise besser als den Städtern. Viel Zeit verbrachte das Mädchen in den Werkstätten und Garderoben des Staatstheaters in Hermannstadt. Ihre Mutter Susanne Zacharias und ihr Vater Marius Zacharias (früher: Marius Nita) waren Schauspieler an der deutschen bzw. rumänischen Abteilung des dortigen Theaters. Die Welt der Kunst war ihr also nicht fremd. Als sie, später in Deutschland, ihren Wunsch äußerte, Film studieren zu wollen, konnten auch ihre Eltern davon ausgehen, dass dies kein Griff nach den Sternen Hollywoods war, sondern dass sie sehr wohl um die harte Arbeit, Ausdauer und Entbehrungen ihres künftigen Berufes Bescheid wusste.

Nach dem Abitur lebte Susanne Irina Zacharias 13 Monate lang als Au-pair-Mädchen in den USA und belegte Kurse und Projektpraktika an der Pittsburg Filmmakers. Von 1995 bis 2004 studierte sie dann Regie an der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" in Potsdam-Babelsberg.

Nach zahlreichen Kurzfilmen erwarb sie ihr Diplom mit dem ersten langen Spielfilm "Hallesche Kometen". Kern der Geschichte ist - neben dem Thema der zwölf Jahren nach der Wende - eine Vater-Sohn-Beziehung. Dies sei ein "universelles Thema", das nach Ansicht der Regisseurin auch den Erfolg ihres Spielfilmes erklärt. Ben ist Anfang zwanzig und wohnt mit Karl, seinem übergewichtigen, arbeitslosen Vater in einer Plattenbausiedlung in Halle. Bens Traum ist es, eines Tages die Welt zu bereisen und darüber zu schreiben. Den Inhalt des Filmes umreißt die Regisseurin wie folgt: "Der Vater hat sich vollkommen aufgegeben, sieht keine Perspektive mehr. Das Besondere an der Situation ist, dass der Sohn die Verantwortung für beide Leben auf sich nimmt. Er will den Vater wieder auf die Füße stellen nach dem Tod der Mutter und dem Verlust der Arbeit. Er vernachlässigt dabei seine eigenen Träume. Der Vater will in Ruhe gelassen werden und von der Welt nichts mehr wissen. Als er die Pläne des Sohnes boykottiert, verwandelt sich diese Liebe in Hass. Es kommt zur Konfrontation, wobei beide Gefahr laufen, ihr Leben zu verlieren. Das kann der Vater nur abwenden, indem er den Sohn gehen lässt. Diese Entscheidung rettet deren beider Leben und die Liebe zueinander."

Der Film "Hallesche Kometen" verzeichnet einen großen Erfolg in den deutschen Kinosälen. Nach der Premiere am 13. Januar 2006 in Halle war die 32-Jährige auch bei Erstaufführungen in anderen Städte dabei. Sie erlebte durchwegs begeisterte Zuschauer, die Resonanz in Ost und West sei überwältigend gewesen, sagt Zacharias gegenüber dieser Zeitung.

Die Frage, warum sie Filme macht, hofft sie ihren Filmen zu beantworten. "Das intensive und langjährige Arbeiten an einem bestimmten Themenkreis hilft mir und hoffentlich den Zuschauern, das Leben besser zu verstehen. Mich interessieren vornehmlich Menschen und warum Menschen so sind, wie sie sind, wie sie dazu gemacht werden. Menschen stellen uns immer wieder vor neue Rätsel, weil sie nicht aufs Erste zu durchschauen sind. In ihnen stecken die spannendsten Themen."

Ihr Kurzfilm "Selda" (2001), der beim internationalen Kurzfilmfest in Obersdorf ausgezeichnet wurde, war einer Stripperin gewidmet. Zurzeit erarbeitet Zacharias mit ihrer Co-Autorin Zazou Röver das Drehbuch für einen abendfüllenden Spielfilm mit dem Titel "Matilda und Denise". Das Medienboard Brandenburg hat das Drehbuch gefördert. Es geht um zwei siebzehnjährige Mädchen, die Missbrauch in ihren Familie erleben. Der Film zeigt die zerstörerische Kraft dieses Zustandes und dass es doch immer einen Ausweg daraus gibt. Matilda und Denise kämpfen gegen die eigene Angst und schaffen den Sprung in ein selbstbestimmtes Leben.

Schlagwörter: Porträt, Film, Medien

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