1. Februar 2008

Sich selbst treu geblieben: Interview mit Ricky Dandel

Der siebenbürgische Sänger, Komponist und Moderator Ricky Dandel konnte 2007 auf das 40-jährige Jubiläum seiner musikalischen Karriere zurückblicken. Der gebürtige Hermannstädter gab, zusammen mit seinem Sohn Elvin, Jubiläumskonzerte in seiner Heimatstadt, der Europäischen Kulturhauptstadt 2007, sowie in Nürnberg, Luxemburg und Landshut. Seine Musikerkarriere hatte er 1967 gestartet, als er in Hermannstadt die Beat-Rock Gruppe „Solaris“ gründete. 1975 absolvierte er die Hochschule für Philologie in Hermannstadt, wo er dreißig Jahre später, 2005, „Magna cum Laude“ zum Doktor promovierte.
Seit seiner Auswanderung im Jahr 1989 nach Deutschland ist Ricky Dandel als Lehrer für Englisch und Deutsch sowie als freischaffender Dozent in München tätig. Seiner Leidenschaft für die Musik ist der erfolgreiche Künstler über all die Jahre treu geblieben. Adalbert Gyuris führte folgendes Interview mit Dr. Ricky Dandel über dessen musikalisches Schaffen.

Woher kommt Ihre Liebe für die Musik?

Die Liebe für die Musik wurde mir von meinen Eltern und Großeltern vermittelt. Meine Großmutter hatte bis ins hohe Alter eine schöne, stabile Stimme, meine Mutter konnte ebenfalls gut singen und spielte gleichzeitig Klavier und Geige. Mein Vater hatte eine warme und zugleich kräftige Tenor-Stimme. Sie alle waren, auch wenn nur Amateure, von einer wahren Liebe zur Musik durchdrungen. Dies habe ich als Geschenk erhalten und bewahrt.

Als Sie in Ihren jungen Jahren das Brukenthal-Gymnasium und die Musikschule in Hermannstadt besuchten, sangen Sie schon Pop- und Rockmusik. Was sagten damals Ihre Lehrer dazu?

Mein Klassenlehrer von der achten bis zur elften Klasse war gleichzeitig mein größter Fan. Die Lehrer vom Brukenthal-Gymnasium und der Musikschule zählten auch zu meinen Unterstützern. Aber wegen meiner langen Haare, die ich als überzeugter Beat- und Rock-Sänger trug, bekam ich auch die Strenge einiger Lehrer zu spüren. Aber mit Hilfe der Schuldirektorin wurde diese Extravaganz toleriert: Der Schüler war eben gleichzeitig Künstler. Ich habe nie versucht, konform zu sein, vor allem was meine Musik und mein Auftreten als Künstler betrifft.

Ricky Dandel ist seit 40 Jahren auf der Bühne und ...
Ricky Dandel ist seit 40 Jahren auf der Bühne und sich stets treu geblieben.
Wie alt waren Sie, als Sie debütierten?

Ich debütierte mit 14 Jahren, als ich bei mehreren Gesangswettbewerben auf Kreis- und Regionalebene den ersten Preis gewann. Meine Großmutter war mein erster „Sponsor“: Sie kaufte mir meine erste Gitarre. Von diesem Tag an war ich angesteckt, von der Musik natürlich. Ich sang überall und war ständig von Kollegen, die die Musik liebten, umgeben.

Wie ging es danach weiter?

Es folgten die ersten Konzerte zusammen mit meiner Gruppe von Gymnasiasten „Solaris“. TV-Auftritte und der Rest kamen wie von selbst. Unlängst erhielt ich eine E-Mail von einer Dame aus Australien, die sich an die wunderbare Zeit erinnert, die wir den Jugendlichen durch unsere Auftritte schenken konnten: das Feeling der Beatles, der Rolling Stones, von Elvis Presley und Tom Jones. Obwohl wir damals weit weg vom Westen waren, haben wir bei unseren Auftritten das Tor zu dieser Welt geöffnet.

Sie haben sich später in Deutschland niedergelassen. War das ein Vorteil für Ihre Kariere?

Die Zensur in Rumänien war immer schwerer zu ertragen. Also entschloss ich mich im Sommer 1989 nach Deutschland auszusiedeln, obwohl ich auf der Erfolgswelle schwebte, als ich Rumänien verließ. Mein Lied „Cu tine“ war in jenem Sommer mehrere Wochen auf Platz 1 der Top Ten. Ich erinnere mich an großartige Shows in Konzertsälen und in Stadien, bei denen das Publikum meine Hits jener Jahre mit anstimmte. Anfang 1990 unterschrieb ich in Deutschland einen Schallplattenvertrag mit BMG Ariola. Zunächst brachte ich alleine Platten und CDs heraus, später auch mit berühmten deutschen Schlagersängern. Der Kontakt zu Rumänien blieb aber über TV-Sendungen und auch über Konzerte erhalten. Ein Höhepunkt war meine langjährige Zusammenarbeit mit dem Rumänischen Fernsehen bei der Wiedergeburt des internationalen Pop-Festivals „Der Goldene Hirsch“ in Kronstadt.

Wie kam diese Zusammenarbeit zustande?

Ich war 1992 während Dreharbeiten für das öffentliche rumänische Fernsehen zufällig bei einem Moderatoren-Casting für den „Goldenen Hirsch“ dabei. Obwohl ich dort gar nicht mitmachte, wurde ich gebeten, den Anwesenden zu zeigen, wie ich das Festival in mehreren Sprachen moderieren würde. Es war also zunächst eher ein Spiel, mündete jedoch in eine Zusammenarbeit, die von 1992 bis 2001 anhalten sollte. In diesem Zeitraum habe ich, außer 1997, alle Ausgaben des Festivals moderiert und stand auf der Bühne neben Tom Jones, Ray Charles, Kylie Minogue, Jerry Lee Lewis, James Brown und vielen anderen. „Der Goldene Hirsch“ nimmt einen besonderen Platz in meiner künstlerischen Karriere ein.

Sie leben schon seit vielen Jahren in Deutschland. Wie betrachten Sie Rumänien von hier aus?

Das, was immer bleiben wird, egal, wie oft man nach Rumänien zurückfährt, ist ein gewisses Heimweh. Über all die Jahre habe ich mit Freude festgestellt, dass sich die Dinge in Rumänien zum Besseren gewendet haben. Besonders stolz bin ich auf meine Geburtsstadt Hermannstadt, die 2007 Europäische Kulturhauptstadt war. Rumänien ist Anfang 2007 der Europäischen Union beigetreten. Damit erfüllt sich ein lang gehegter Traum.

Unterscheidet sich ein Musiker in Rumänien von einem in Deutschland?

Ein wahrer Musiker ist immer Musiker, egal, wo er lebt. Sicher, die Musikrichtung kann von Land zu Land verschieden sein, aber wer als Musiker authentisch ist, erreicht jedes Publikum. In Deutschland ist die Konkurrenz viel größer als in Rumänien, aber es lohnt sich, sich dafür stark zu machen.

Ihr Sohn Elvin ist auch Sänger. Bevorzugt er eine andere musikalische Richtung als der Vater?

Elvin ist ein sehr begabter Komponist und Textdichter, der seinen eigenen Stil und seine eigene künstlerische Persönlichkeit hat. Was er von mir hat, glaube ich, sind die Ernsthaftigkeit und Liebe, mit der er sich der Musik widmet.

Gibt es etwas, was Sie an die jungen Popmusikliebhaber weitergeben möchten?

Ludwig van Beethoven sagte einst: „Meide Menschen, die keine Musik mögen.“ Und in diesen Worten steckt viel Wahrheit. Die Kunst im Allgemeinen bietet uns einen wunderbaren Zufluchtsort aus dem Alltag. Indem die Jugend die Musik liebt, egal welche Richtung sie bevorzugt, wird sie ihre seelische Schönheit bewahren. Musik ist eine unerschöpfliche Quelle der seelischen Harmonie.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für die Zukunft.

Schlagwörter: Musik, Pop, Hermannstadt

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Neueste Kommentare

  • 01.02.2008, 23:12 Uhr von roanda: Habe mit Elvin Dandel in Nürnberg gesprochen-wusste gar nicht wer er ist-ein sympatischer junger ... [weiter]
  • 01.02.2008, 21:03 Uhr von rio: Ricky ist schon große Klasse, mit seiner Samtstimme und seinem ganz perönlichen Stil. Leider ist er ... [weiter]

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