20. März 2008

Hans Sienerth ist neuer Bürgermeister der Gemeinde Straßlach-Dingharting

Straßlach-Dingharting - Die 3000-Seelen-Gemeinde Straßlach-Dingharting im Landkreis München hat am 1. März einen neuen Bürgermeister gewählt. 65,0 Prozent der Stimmen entfielen auf den parteilosen Diplom-Verwaltungswirt (FH) Hans Wolfgang Sienerth. Seine Mitbewerber landen bei einer Wahlbeteiligung von 76,3 Prozent weit abgeschlagen auf den Plätzen 2 bis 4. Der CSU-Kandidat erreicht gerade einmal 7,5 Prozent der Stimmen. Wie hatte sich dieser Bewerber durchsetzen können? Nur 34 Jahre jung, obendrein ohne Parteizugehörigkeit. „Vor zwei, drei Jahren habe ich mir nicht träumen lassen, dass ich als Bürgermeister kandidieren und noch dazu gewählt werde“, sagt Hans Sienerth, der bis zu seinem 17. Lebensjahr in Siebenbürgen gelebt hat.
Sienerths Vater ist vor einem Jahr verstorben. „Ich bedauere am allermeisten, dass mein Vater meinen Erfolg nicht mehr erleben konnte.“ Durch ihn, in Siebenbürgen „ein einfacher Steinmetz“, der gleichwohl die politischen Entwicklungen in Rumänien interessiert verfolgte, habe er „viel über die politische Landschaft in Deutschland gewusst“. Seinen Eltern habe er eine hervorragende Erziehung zu verdanken. Hans Sienerth ist 1973 in Mediasch geboren, hat dort das Axente-Sever-Gymnasium bis zur 9. Klasse besucht. Aufgewachsen ist er in Durles. „Ich stehe zu meinen Wurzeln und bin stolz darauf“, betont der 34-Jährige heute.

Hans Sienerth ...
Hans Sienerth
Seit seiner Aussiedlung in die Bundesrepublik im März 1990 hat Hans Sienerth wichtige Schritte gesetzt in seinem schulischen und beruflichen Werdegang: Abitur in Fürth, Vorbereitungsdienst im Landratsamt Fürth, FH-Studium Allgemeine Innere Verwaltung mit dem Schwerpunkt Betriebswirtschaftslehre, seit 2000 stellvertretender Geschäftsleiter der Gemeinde Straßlach-Dingharting.

Zu Hause ist Hans Sienerth in Großdingharting, wo er mit Ehefrau Heike, einer gebürtigen Münchnerin, und der zweijährigen Tochter in der Deigstettner Straße wohnt. In seiner Familie findet er Ruhe und Kraft, sie ist „das Wichtigste in meinem Leben“. Dass Gattin Heike ihren Mann während seiner Kandidatur tatkräftig unterstützt hat („Die Frau eines Bürgermeisterkandidaten wird in der heißen Phase des Wahlkampfs zu einer alleinerziehenden Mutter degradiert.“), ist deswegen umso bemerkenswerter, als die Beamtin des gehobenen Dienstes im Bayerischen Finanzministerium selbst beruflich stark eingespannt ist. Sienerths Entschluss, bei der Bürgermeisterwahl, salopp formuliert, den Hut in den Ring zu werfen, ist nach reiflicher Überlegung gefallen. Der Erfolg hat ihm Recht gegeben. Wie kam es zur Kandidatur?

„Bürgermeisterwahl 2008 – Hoffnung für Straßlach-Dingharting“

Unter dieser Überschrift plädierten die Bayernpartei Straßlach-Dingharting, Freie Wählergemeinschaft, Unabhängige Wählervereinigung Straßlach-Dingharting und die SPD München-Land in einer öffentlichen Erklärung für die Einrichtung eines hauptamtlichen Bürgermeisteramtes. Bislang war diese Spitzenfunktion ehrenamtlich geleitet worden. Neben dieser strukturellen Reform haben sich die vier Parteien auch für einen gemeinsamen Kandidaten ausgesprochen: den parteilosen und politisch unverbrauchten Hoffnungsträger Hans Sienerth. Als stellvertretender Geschäftsführer der Gemeinde hat sich der Beamte in den vergegangenen sieben Jahren enorm profiliert. Vielfältig genug waren seine Aufgabenfelder. Sienerth fungierte als Standesbeamter, war darüber hinaus zuständig für die Kindergärten, die Schule, für Grundstücksangelegenheiten, die Feuerwehren und Vereine, die Pflege des Brauchtums, Seniorenfragen, das Einwohnermeldewesen, für Wahlen, Veranstaltungen u.a.m. So hatte er sich im Rathaus einen Namen gemacht. Der Rathaussessel war besetzt von Dr. Walter Brandl von der örtlichen Wählergruppe „Bürgerbewegung“. Bis zum 21. September 2001, als die vorläufige Dienstenthebung des amtierenden Bürgermeisters erfolgte. Es ist nicht näher bekannt, was diesem seitens der Landesanwaltschaft Bayern zur Last gelegt wird. Jedenfalls verständigten sich die genannten Parteien auf einen Kandidaten: Hans Sienerth. Ihm traute man zu, dass er den unter dem Amtsvorgänger virulent gewordenen Problemstau in der Gemeindeverwaltung sachkompetent managen könne. Keine geringe Herausforderung für den neuen Rathauschef.

Ganz oben auf der Agenda des neuen Bürgermeisters steht folgerichtig die Befriedung und Versachlichung der Arbeit im Gemeinderat. Die Legislaturperiode währt bis 2014. In dieser Zeitspanne will Sienerth ein Leitbild für die Ortsentwicklung der Gemeinde erstellen, insbesondere zur Erhaltung des dörflichen Charakters. Zudem gelte es, die finanzielle Situation der Gemeinde zu verbessern, ohne Soziales und Familie zu vernachlässigen. Ganz im Gegenteil: Die Gemeinde erlebt gegenwärtig einen wahren Baby-Boom. Sienerth verweist stolz auf die „sehr junge Bürgerschaft“: „Wenn sich die Kinderzahlen bundesweit einmal wie in Straßlach-Dingharting entwickeln, dann ist der Generationenvertrag gerettet. Dieser Boom hat uns etwas überrascht, weshalb die Gemeinde für eine bedarfsgerechte Kinderbetreuung aktiv werden muss.“ Maximal fünf bis zehn Familien in „seiner“ Gemeinde sind Siebenbürger Sachsen, Banater und Rumänen. Der Siebenbürger Sachse Sienerth ist (natürlich) Protestant und in dieser Eigenschaft auch im erweiterten Kirchenvorstand der evangelischen Kirchengemeinde aktiv. Den Kontakt zu seinen alten Freunden aus Siebenbürgen und den Verwandten, die in ganz Deutschland verstreut leben, hat er nicht unterbrochen. Ob er über dieses Amt hinaus weitergehende politische Ambitionen hegt? – Derzeit nicht, antwortet Hans Sienerth, fügt aber hinzu: „Ich erwarte die Zukunft mit offenen Armen.“

Christian Schoger

Schlagwörter: Politik, Mediasch, Durles

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