10. Dezember 2008
Wilhelm Schiel: Ein Leben im Dienst der Landsleute
Am 4. Dezember verstarb in München im Alter von 95 Jahren Wilhelm Schiel, Ehrenvorsitzender des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen, Ehrenmitglied des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Träger des „Großen Ehrenwappens der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen“ und Träger des Bundesverdienstkreuzes. Sein Leben war erfüllt von dem Einsatz für die Hilfe seiner Landsleute in Siebenbürgen, für die bedürftigen Menschen, deren Unterstützung ihm immer an Herzen lag.
Willi Schiel wurde als Sohn Honigberger „Zuwanderer“ am 24. Mai 1913 in Kronstadt geboren. Hier besuchte er die Volksschule, das Honterus-Gymnasium und die Höhere Handelsschule, die er 1931 absolvierte. Als „Merkurianer“, so nannte man die Schüler der Kronstädter deutschen Handelsschule, war er auf kaufmännische Probleme ausgerichtet und begann sein Berufsleben in jenem Bereich. Mit klarem Blick für die Stärken und Schwächen der sächsischen Organisationen übernahm er schon früh soziale Aufgaben. 1939 erhielt er die Möglichkeit, gestaltend zu wirken, als die Führung der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft eine geeignete Person für ihr Referat Volkswohlfahrt suchte und in ihm fand. Soldat zu sein galt auch für Willi Schiel, ohne dass ihm in jener Zeit seine für die Mitmenschen übertragenen Aufgaben von anderen abgenommen worden wären. Bei Kriegsende geriet er in Österreich in Gefangenschaft. Seine Frau Anni wurde aus Siebenbürgen 1945 mit Tausenden unserer Landsleute zur Zwangsarbeit nach Russland deportiert. Die vier Kinder mussten von ihrer Großmutter und einer Tante betreut werden. Es dauerte lange, bis sie alle – nun in Deutschland - wieder beisammen sein konnten.
Willi Schiel, der auch in Deutschland beruflich ausgelastet war, zuletzt als Prokurist der Textilfirma Haushofer in München, wo er auch in Rente ging, verwendete seine ganze Freizeit darauf, den vom Schicksal getroffenen Landsleuten in Siebenbürgen Unterstützung zukommen zu lassen. Auf diesem Gebiet fand er bald Mitstreiter und sagte ihnen oft, dass jede Unterstützung für die Landsleute in der Heimat notwendig sei, weil sie beweise, dass diese nicht vergessen seien. Der Erfolg seiner Worte fand ein Echo bei seinen Mitarbeitern, die immer zahlreicher wurden und erkannten, dass vor allem die der Betreuung bedurften, die keine Angehörigen im westlichen Ausland hatten. Anfang 1950 trat Willi Schiel der damals neugegründeten Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen bei. Nach fünf Jahren übernahm er deren Bundesreferat für Sozialhilfe, aus dem später das Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen als eigenständiger Hilfsverein hervorgegangen ist.
Zunächst waren die zur Verfügung stehenden Mittel sehr bescheiden. Doch mit den Jahren motivierte Willi Schiel mehr und mehr Spender, warb um Unterstützung, wo es nur möglich war, und konnte Zuschüsse von Bund und Ländern in Anspruch nehmen. Er baute ein ausgeklügeltes System von Anschriften notleidender Zielpersonen und von Verbindungskanälen auf, durch die pausenlos Hilfsgüter aller Art flossen: Lebensmittel, Medikamente, Kindernahrung, Bücher.
Bedingt durch eine einschneidende Verfügung der kommunistischen Staatsführung unter Nicolae Ceaușescu, die es aus Prestigegründen verbot, jedwede Unterstützung von ausländischen Hilfsorganisationen in Anspruch zu nehmen, schaltete Willi Schiel auf den noch möglichen Paketversand von Privatperson zu Privatperson um: Hunderte Siebenbürger, aber auch zahlreiche alteingesessene Bürger Deutschlands und Österreichs wurden dafür gewonnen, fingierte „Briefpartnerschaften“ mit Familien in Siebenbürgen einzugehen, nur damit der Strom der Hilfsgüter, die nach wie vor das Sozialwerk stellte, nicht abriss. In diesem Zusammenhang war das Sozialwerk mehr als einmal veranlasst, den Kreis der Landsleute zu sprengen, um auch Menschen anderer Nationalität vor allem mit Medikamenten in deren Not beizustehen.
Nach dem Umsturz 1989 in Rumänien haben sich die Aufgaben und Aktionen des Sozialwerks zusätzlich vervielfältigt. Willi Schiel regte darum die Gründung der heute schon 15-jährigen SAXONIA–Stiftung an, um diese vor Ort als Stützpunkt und Zwischenstation seiner Maßnahmen benützen zu können. Diese Stiftung vermittelt in Eigenverantwortung die weiterlaufenden Hilfsaktionen des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen. Auch heute noch bildet die Überlebens- und Altenhilfe den Schwerpunkt dieser Maßnahme. Während der fast vierzig Jahre seines Wirkens als ehernamtlicher Leiter des Sozialwerks und Koordinator eines Großteils der Siebenbürgerhilfe aus Deutschland, Österreich, den USA und Kanada hat Willi Schiel fast aus dem Nichts mit dem Sozialwerk durch seinen persönlichen Einsatz und dem seiner vielen Mitarbeiter eine bedeutende Einrichtung geschaffen, die seit Jahrzehnten erfolgreich und segensreich wirkt. Vieles, was er erreicht hat, verdankte er der ausdauernden Mithilfe seiner Frau Anni.
Alle Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Österreich, den USA und Kanada, aber vor allem die noch in Siebenbürgen Lebenden werden Willi Schiel für immer ein würdiges Andenken bewahren. Seine Kinder, Schwiegerkinder, Enkelkinder und die Urenkelin, die ihn bis zuletzt fürsorglich betreut und begleitet haben, werden ihn sehr vermissen. Leb wohl, „Schilli“!
Willi Schiel, der auch in Deutschland beruflich ausgelastet war, zuletzt als Prokurist der Textilfirma Haushofer in München, wo er auch in Rente ging, verwendete seine ganze Freizeit darauf, den vom Schicksal getroffenen Landsleuten in Siebenbürgen Unterstützung zukommen zu lassen. Auf diesem Gebiet fand er bald Mitstreiter und sagte ihnen oft, dass jede Unterstützung für die Landsleute in der Heimat notwendig sei, weil sie beweise, dass diese nicht vergessen seien. Der Erfolg seiner Worte fand ein Echo bei seinen Mitarbeitern, die immer zahlreicher wurden und erkannten, dass vor allem die der Betreuung bedurften, die keine Angehörigen im westlichen Ausland hatten. Anfang 1950 trat Willi Schiel der damals neugegründeten Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen bei. Nach fünf Jahren übernahm er deren Bundesreferat für Sozialhilfe, aus dem später das Sozialwerk der Siebenbürger Sachsen als eigenständiger Hilfsverein hervorgegangen ist.
Zunächst waren die zur Verfügung stehenden Mittel sehr bescheiden. Doch mit den Jahren motivierte Willi Schiel mehr und mehr Spender, warb um Unterstützung, wo es nur möglich war, und konnte Zuschüsse von Bund und Ländern in Anspruch nehmen. Er baute ein ausgeklügeltes System von Anschriften notleidender Zielpersonen und von Verbindungskanälen auf, durch die pausenlos Hilfsgüter aller Art flossen: Lebensmittel, Medikamente, Kindernahrung, Bücher.
Bedingt durch eine einschneidende Verfügung der kommunistischen Staatsführung unter Nicolae Ceaușescu, die es aus Prestigegründen verbot, jedwede Unterstützung von ausländischen Hilfsorganisationen in Anspruch zu nehmen, schaltete Willi Schiel auf den noch möglichen Paketversand von Privatperson zu Privatperson um: Hunderte Siebenbürger, aber auch zahlreiche alteingesessene Bürger Deutschlands und Österreichs wurden dafür gewonnen, fingierte „Briefpartnerschaften“ mit Familien in Siebenbürgen einzugehen, nur damit der Strom der Hilfsgüter, die nach wie vor das Sozialwerk stellte, nicht abriss. In diesem Zusammenhang war das Sozialwerk mehr als einmal veranlasst, den Kreis der Landsleute zu sprengen, um auch Menschen anderer Nationalität vor allem mit Medikamenten in deren Not beizustehen.
Nach dem Umsturz 1989 in Rumänien haben sich die Aufgaben und Aktionen des Sozialwerks zusätzlich vervielfältigt. Willi Schiel regte darum die Gründung der heute schon 15-jährigen SAXONIA–Stiftung an, um diese vor Ort als Stützpunkt und Zwischenstation seiner Maßnahmen benützen zu können. Diese Stiftung vermittelt in Eigenverantwortung die weiterlaufenden Hilfsaktionen des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen. Auch heute noch bildet die Überlebens- und Altenhilfe den Schwerpunkt dieser Maßnahme. Während der fast vierzig Jahre seines Wirkens als ehernamtlicher Leiter des Sozialwerks und Koordinator eines Großteils der Siebenbürgerhilfe aus Deutschland, Österreich, den USA und Kanada hat Willi Schiel fast aus dem Nichts mit dem Sozialwerk durch seinen persönlichen Einsatz und dem seiner vielen Mitarbeiter eine bedeutende Einrichtung geschaffen, die seit Jahrzehnten erfolgreich und segensreich wirkt. Vieles, was er erreicht hat, verdankte er der ausdauernden Mithilfe seiner Frau Anni.
Alle Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Österreich, den USA und Kanada, aber vor allem die noch in Siebenbürgen Lebenden werden Willi Schiel für immer ein würdiges Andenken bewahren. Seine Kinder, Schwiegerkinder, Enkelkinder und die Urenkelin, die ihn bis zuletzt fürsorglich betreut und begleitet haben, werden ihn sehr vermissen. Leb wohl, „Schilli“!
Peter Pastior
Schlagwörter: Nachruf, Verbandsleben, Sozialwerk, Siebenbürgenhilfe
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