12. Juli 2013

Leben und arbeiten im Kaltbachtal – wie ist das so?

In diesem Jahr waren sechs Schüler der Städtischen Fachschule für Bautechnik aus München in ihren Pfingstferien in Siebenbürgen. Dort haben sie als Bauzeichner, Zimmerer und Schlosser in knapp zwei Wochen an der Kirche in Mardisch sowie an dem Pfarrhaus in Martinsdorf gearbeitet.
Unterstützt wurden sie dabei nicht nur von ihren Lehrern und der Projektleitung, sondern auch von einheimischen Helfern aus den beiden Orten. Während ihres Aufenthaltes waren sie in Gastgeberfamilien in Martinsdorf untergebracht. Was bewegt junge Menschen dazu, sich in ihren Ferien – statt Urlaub zu machen oder aber zu arbeiten, um Geld zu verdienen – für einen Arbeitsaufenthalt im dörflichen Rumänien zu entscheiden? Gemeinsam haben sie, dass ihnen soziales Engagement sehr am Herzen liegt und sie andere Lebensumstände und andere Kulturen kennenlernen möchten. Zudem ist das Arbeiten an alten Gebäuden für sie ein interessanter Aspekt. Alle waren von der schönen Landschaft Siebenbürgens begeistert und auch die Gastfreundschaft der Einheimischen ist allen positiv aufgefallen. Wie fallen ihre Zwischenresümees aus nach einer Woche leben und arbeiten im Kaltbachtal?
Sechs sozial engagierte Schüler der Städtischen ...
Sechs sozial engagierte Schüler der Städtischen Fachschule für Bautechnik in München arbeiteten in ihren Pfingstferien in Siebenbürgen, hier am offenen Dach des Pfarrhauses in Martinsdorf. Fotos: Moni Schneider-Mild



Georg Christian Raig (26):
Georg Raig ...
Georg Raig
„Es ist hier anders als erwartet, aber auch interessanter als erwartet. Die Arbeit mit den Einheimischen ist sehr interessant, und sie sind um einiges erfahrener als gedacht. Es ist auf jeden Fall eine Erfahrung, die man machen sollte, wenn man die Chance dazu hat. Schade, dass erst jemand von außen kommen muss, damit hier vor Ort Arbeiten und Renovierungen an erhaltenswerten Gebäuden durch­geführt werden. Eine bessere und sinnvolle Nachlassverwaltung alter Gebäude wäre wünschenswert. Schade, dass der Müll achtlos in die Landschaft geworfen wird. Ich würde mir wünschen, dass mehr Bewusstsein in der Bevölkerung entsteht für ihren Lebensraum und dieser mit ein bisschen „Spucke“ etwas wohnlicher und freundlicher werden würde.“


Bernhard Schmid (23):
Bernhard Schmidt ...
Bernhard Schmidt
„Die Leute hier sind sehr nett und fleißig. Es ist landschaftlich sehr schön hier. Leider gibt es viel zu reparieren. Bedauerlicherweise kümmert sich keiner um die Erhaltung der historischen Gebäude. Ich wünsche mir, dass hier weitergearbeitet wird, auch wenn wir nicht mehr da sind. Es wäre schön, wenn wieder mehr Menschen hier wohnen und sich um den Erhalt des Dorfes kümmern würden.“












Thomas Baumgartner (22):
Thomas Baumgartner  ...
Thomas Baumgartner
„Mir gefällt es hier sehr gut. Die Natur ist der Wahnsinn. Ich fühle mich hier willkommen und ich habe den Eindruck, dass den Einheimischen unsere Arbeit vor Ort gefällt. Ich wünsche mir, dass der Tourismus hier angekurbelt wird und das Dorf davon profitiert. Ich glaube, dass viele Menschen – z.B. in Deutschland – leider nicht wissen, wie schön es hier ist. Ich wünsche mir, dass die in Deutschland lebenden Siebenbürger Sachsen wieder öfter hierher kommen und sich auch für den Erhalt ihrer Heimatorte einsetzen. Ich würde mich wahnsinnig darüber freuen, wenn ich nächstes Jahr wieder hierher kommen dürfte und unsere Schule dieses Projekt fortsetzt.“








Leonhard Haider (25):
Leonhard Haider ...
Leonhard Haider
„Mir gefällt es hier brutal gut. Ich bin positiv überrascht, da sich die Vorurteile, die man aus Deutschland kennt, nicht bestätigt haben. Das Leben ist hier ganz anders. Ich habe das Mobiltelefon nicht bei mir und ins Internet gehe ich alle drei Tage, um mich zu Hause kurz zu melden. Wir haben hier geregelte Essenszeiten, bei denen wir kräftig zugreifen. Dafür esse ich hier nicht zwischendurch, da ich ständig beschäftigt bin. Ich wünsche mir, dass hier mehr Tourismus entsteht und die Einheimischen dadurch eine Beschäftigung hier vor Ort bekommen. Ich wünsche mir auch, dass die Einheimischen sich selbst dafür engagieren, dass der Ort schöner wird. Ich fände es prima, wenn es z.B. einen Kinderspielplatz und eine Fußballmannschaft geben würde. Sport ist auf jeden Fall besser als Langeweile, die möglicherweise zu verstärktem Alkoholkonsum führt. Ich wünsche mir, dass sich die HOGs Martinsdorf und Mardisch für den Erhalt ihrer Heimatorte und der historischen Gebäude engagieren. Schön wäre es, wenn die Siebenbürger Sachsen aus Deutschland in ihre Heimatdörfer kommen und auch dort übernachten würden. Dadurch könnten sie einerseits die Wirtschaft vor Ort ankurbeln und andererseits das ruhige Leben genießen. Ich wünsche mir, dass das EU-Projekt neu aufgelegt wird und von der Schulleitung genehmigt wird, da ich der Meinung bin, dass es für jedermann eine gute Erfahrung ist, andere Lebensweisen kennenzulernen und sich mit anderen Kulturen auszutauschen.“


Elias Bohsung (24):
Elias Bohsung ...
Elias Bohsung
„Ich war bereits einmal in Rumänien und wollte die Gelegenheit nutzen, Land und Leute noch besser kennenzulernen. Ich war bisher schon von diesem Land, der Natur und vor allem den Menschen hier überzeugt. Insbesondere interessiert mich die alte historische Baukultur und ich unterstütze gerne und mit vollem Engagement den Erhalt derselben. Ich finde es wichtig, den Menschen vor Ort einen Motivationsschub zu geben, um zukünftig Eigeninitiative zu zeigen. Die Arbeitsstimmung sowie die Motivation sind sehr gut. Was sich wiederum sehr positiv auf den Arbeitsfortschritt auswirkt. Ich möchte mich bei allen Beteiligten bedanken und hoffe, dass wir einen Grundstein für den Erhalt der historischen Gebäude legen.“


Georg Gruber (21):
Georg Gruber ...
Georg Gruber

„Ich bin positiv über­rascht. Die Lage vor Ort ist gar nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die rumänische Küche schmeckt mir sehr gut. Ich würde mir wünschen, dass unsere Arbeit hier einen kleinen Ruck in der Ortsgemeinschaft auslöst und sie die sanierten Gebäude vor dem Zerfall in Zukunft schützen. Den Aufenthalt hier in Martinsdorf werde ich als sehr positiv in Erinnerung behalten.“

Moni Schneider-Mild

Schlagwörter: Renovierung, Martinsdorf, Martinsdorf, München, Kirche, Pfarrhaus

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Neueste Kommentare

  • 12.07.2013, 11:08 Uhr von orbo: Vielen Dank an alle engagierten jungen Leute! Mit doppeltem Lerneffekt (sozial und fachlich) dabei ... [weiter]

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