24. Mai 2016

Die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland feierte ihr 30. Jubiläum

Unter jungen Leuten ist es offenbar „in“, Siebenbürger Sachse zu sein. Anders hätten Fotos, Videos und Impressionen vom Heimattag nicht in diesem Maße nach dem Pfingstwochenende die sozialen Netzwerke überflutet. Auf den Bildern sieht man den bunten Festumzug in Dinkelsbühl – die rege Teilnahme von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen fällt genauso auf, wie die Begeisterung dabei zu sein. Auch die Aufnahmen vom Zeltplatz und aus dem Festzelt zeigen junge Menschen, die T-Shirts mit Siebenbürgen-Sprüchen, Mützen in Rot und Blau, Halsketten mit Burgenmotiven tragen. „Vergäss näkest, wohär tea kist“, ist auf einer Jacke zu lesen.
Was man auf den Bildern jedoch nicht sieht, sind die vielen Helfer und Helferinnen, die „hinter den Kulissen“ seitens der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) den Heimattag organisatorisch begleiten. Monatelang im Voraus finden Vorbereitungstreffen statt, man plant und probt, diskutiert und beschließt, hilft überall mit, lebt Gemeinschaft.

„Mit solcher Jugend, die zeitgemäß ist, ohne mit der Tradition zu brechen, können wir getrost in die Zukunft blicken“, fasste Dr. Wolfgang Bonfert in Dinkelsbühl den Stellenwert der Jugendarbeit in der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft zusammen. Der Ehrenvorsitzende des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. hielt am 14. Mai in der St.-Pauls-Kirche die Festrede zum 30. Jubiläum der SJD und des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen. Er sprach über die Anfänge der Jugendarbeit bereits in den fünfziger Jahren unter Mitwirkung des Hilfskomitees der Siebenbürger Sachsen und evangelischer Banater Schwaben sowie des Arbeitskreises junger Siebenbürger Sachsen. Er erinnerte sich an den Neustart im Jahr 1978, den er selbst als stellvertretender Bundesvorsitzender in Zusammenwirken mit Hans-Reiner Polder und dem von ihm geschaffenen Erweiterten Bundesjugendreferat bewirkte. Jugendliche wurden ab diesem Moment gezielt angesprochen, es wurden Schulungen, Workshops, Tanzwettbewerbe, Jugend- und Tanzleitertagungen veranstaltet. Auch war die Jugend an der Organisation der Großkundgebung im Dezember 1982 vor dem Kölner Dom gegen die Ablöseforderungen des Ceaușescu-Regimes für Aussiedler beteiligt.
Die Festveranstaltung in der St.-Pauls-Kirche ...
Die Festveranstaltung in der St.-Pauls-Kirche wurde dem 30-jährigen Jubiläum der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland und des Sozialwerks der Siebenbürger Sachsen e.V. gewidmet. Es konzertierte die Siebenbürgische Kantorei unter der Leitung von Andrea Kulin. Foto: Christine Chiriac
Schließlich wurde die SJD im Frühjahr 1986 in Geretsried als Gliederung der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen offiziell gegründet. Dr. Wolfgang Bonfert stellte fest, dass viele der mitwirkenden Jugendlichen auch später nicht nur in ehrenamtlichen Positionen wiederzufinden sind: „Bei der Verfolgung der Lebenswege ist festzustellen, dass aus der Jugendarbeit hervorgegangene Landsleute im beruflichen, kulturellen und wissenschaftlichen Bereich verantwortungsvolle Positionen einnehmen oder besondere Erfolge zu verzeichnen haben”, so der Festredner.

Jugendliche Beteiligung und Freude gab es auch bei der Gestaltung des musikalischen Rahmenprogramms in der St.-Pauls-Kirche. Die Siebenbürgische Kantorei konzertierte unter der Leitung von Andrea Kulin, die Sopranistin Johanna Boehme und der Bariton Christoph Reich übernahmen die Solopartien. Passend zum schlichten, modernen Kirchenraum erklang das anspruchsvolle und harmonische „Lebt als Kinder des Lichts” von Hans-Peter Türk, ein musikalischer Beweis dafür, dass Erneuerung und Tradition miteinander vereinbar sind. Zwei vertonte Gebete von Antonin Dvořák wurden von Baritonstimme und Orgel sanft und tröstlich interpretiert, die Orgel spielte dann in Franz Xaver Dresslers „Epitaph“ einen solistisch ausgebauten Part. Stücke von Bach erklangen von der Empore unter Mitwirkung der Querflötistin Kathrin Drotleff, der Cellistin Janina Knoblich und des Bassisten Jörg Lorenz; Helmut Sadlers „Zu Kronstadt“ und die Lieder von Ernst Irtel vermittelten ein Gefühl von melodischer Heimat.

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Zum Schluss boten die Musizierenden die Psalmenkantate „Alles, was Odem hat, lobe den Herrn“ dar, die Helmut Sadler eigens für die Siebenbürgische Kantorei geschrieben hat. Posaune (Christian Konnerth), Kontrabass und Cello gesellten sich zu den Choristen, es entstand eine wohlklingende Mischung von modalen, alttestamentarisch anmutenden Harmonien, wechselhaften Rhythmen und deklamatorischen Passagen.

Die SJD feierte ihr 30-jähriges Jubiläum auch mit einer Ausstellung im Evangelischen Gemeindehaus St. Paul. Zu sehen waren Pokale der Siegertanzgruppen, die seit vielen Jahren an Volkstanzwettbewerben der SJD teilnehmen, sowie Rollups mit Fotos und Informationen über die Aktivitäten der Jugendorganisation. Dokumentiert wurden Segelkurse, Skitreffen, Wein- und Kochseminare, Kinderprogramme, die Verleihung des Siebenbürgisch-Sächsischen Jugendpreises in Zusammenarbeit mit den Nachwuchs-Wissenschaftlern von „Studium Transylvanicum“ und vor allem die Mitorganisation der Heimattage mit Sportveranstaltungen, Turnieren, Festzelt-Partys. Alle zwei Jahre finden Föderationsjugendlager statt, bei denen sich junge Siebenbürger Sachsen aus Deutschland, Rumänien, Österreich, den USA und Kanada treffen. Reguläre Mitgliederversammlungen der SJD – „Jugendsachsentage”– gibt es alle drei Jahre, außerdem trifft man sich jährlich im Frühling, um den Heimattag vorzubereiten.
Auch sehr junges Publikum interessierte sich für ...
Auch sehr junges Publikum interessierte sich für die Jubiläumsausstellung der SJD. Foto: Christine Chiriac
Der Bundesjugendleitung ist aber auch ein gutes Verhältnis zu Organisationen aus der Heimat wie dem Deutschen Forum und der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien wichtig. Die Beziehungen sollen künftig ausgebaut werden: „Wir sind beim Sachsentreffen 2017 in Hermannstadt aktiv dabei“, so SJD-Bundesjugendleiter Edwin-Andreas Drotleff, „aber auch dieses Jahr im Juni sind wir bei ‚Bike and Like’ in Siebenbürgen vertreten“. Damit meint er eine Sport- und Kulturveranstaltung, die Teil des Projekts „Entdecke die Seele Siebenbürgens“ ist und nun zum dritten Mal stattfindet. Mittels Radsport und Konzerten soll die siebenbürgische Kirchenburgenlandschaft den jungen Menschen bekannt gemacht werden. Auf die Frage, wo für ihn die Heimat ist, antwortet Edwin-Andreas Drotleff mit einem Lächeln. „Deutschland und Siebenbürgen zugleich“, meint er. „Das Motto des Hermannstädter Sachsentreffens 2017 trifft es ziemlich genau: ,In der Welt zuhause, in Siebenbürgen daheim‘.“

Christine Chiriac

Schlagwörter: Heimattag 2016, SJD

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