9. März 2009

Siebenbürgische Märchenstunde: Malwine Markel verzaubert Kinder

Am Freitag in den Faschingsferien kam Malwine Markel von ganz weit her aus Siebenbürgen zu uns ins Nürnberger Haus der Heimat, um uns ein Märchen aus unserer fernen Heimat vorzulesen.
Sie wohnt zwar jetzt in Schwabach, ist aber im Karpatenbogen aufgewachsen und hat uns durch den kleinen Trick gleich verzaubert. So waren wir nicht nur in einer längst vergangenen Zeit unter Königen und Flügelrossen, sondern auch in einer ganz anderen Gegend, wo statt Altmühl und Inn Alt und Mieresch der Donau zufließen.

Auch das Märchen vom Borstenkind wurde nicht von den Brüdern Grimm, sondern von unserem siebenbürgischen Landsmann Josef Haltrich, einem Studenten von Jakob Grimm, gesammelt. Ein Bild dieses großen sächsischen Erzählers hing an Malwines Zaubertisch. Im Märchen wurde ein Königssohn in ein Ferkel verwandelt, wuchs bei Bauern auf, bekam mit ein wenig Glück eine Königstochter zur Frau, mit der er glücklich war, weil er sich in der Nacht in einen Prinzen zurückverwandeln konnte. Seine Schwiegermutter verbrannte das Fell, damit ihre Tochter auch bei Tag einen schönen Mann hätte. Wegen des Zauberbannes, der auf ihm lastete, musste er daraufhin ans andere Ende der Welt fliehen, weil er nun kein Tagesfell mehr hatte. Von dort konnte seine treue Frau ihn aber mit Hilfe des Windes, des Mondes, der Sonne und des Abendsternes zurückholen.
Siebenbürgische Märchenstunde mit Malwine Markel ...
Siebenbürgische Märchenstunde mit Malwine Markel im Haus der Heimat in Nürnberg. Foto: Annette Folkendt
Malwine spielte zwischendurch auf einem afrikanischen Daumenpiano, einer Kalimba, die ganz geheimnisvoll klang. So versetzte sie uns in eine zauberhafte Märchenwelt. Dann erholten wir uns bei dem guten Essen, das unsere Eltern mitgebracht hatten, und sangen Volkslieder über Sterne und das andere Seeufer. Sie passten gut zum Inhalt unseres Märchens. Nachher durften wir Teile aus dem Märchen nachmalen, wie das Mäuschen, das der Wind geschenkt hatte und das den Prinzen aus seinem tiefen Schlaf erweckte. Ja sogar die Nussschalen, in die Sonne, Mond und Sterne die schönen Kleider gelegt hatten, waren auf Malwines Tisch und wir durften sie silbern, golden und mit Sternen übersät anmalen. Mit allen diesen Hilfen war es nämlich der Königstochter gelungen, ihren lieben Mann wieder zu bekommen.

Ihre persönlichen Eindrücke schildert Sophia so: „Mir hat am besten gefallen, dass Malwine auf der Kalimba gespielt hat, als der Königssohn so weit wegging, dass alle so hilfsbereit und nett zur Königstochter waren, die ihn suchte, und dass wir das auf unserem Arbeitsblatt malen konnten. Die eine Nussschale habe ich blau gemalt und mit goldenen Sternen übersät. Von Haltrich habe ich mir gemerkt, dass er in Schaas Pfarrer war, wo man sein Grab auch heute sehen kann.“ Und Julia meint: „Mir hat gefallen, dass der Wind der Königstochter half und ihr eine kleine Maus schenkte. Auch mir ist die blaue Nuss mit den Sternen drauf am besten gelungen. Ich fand es schön, dass Haltrich nach dem Leipziger Religionsstudium in seine Vaterstadt Sächsisch-Regen und darauf nach Schäßburg zurückkehrte. So war er in beiden Städten zuerst Schüler, dann Lehrer.“

Am Ende erhielt jeder Teilnehmer eine Mappe mit unseren Zeichnungen, dem Leben von Haltrich, den beiden Märchen sowie eine CD mit Märchen in siebenbürgisch-sächsischer Mundart. Viele von denen wurden von Kindern in unserem Alter aus Dörfern wie Schellenberg, Kastenholz (beide bei Hermannstadt) vorgelesen, als sie noch dort lebten. Zuletzt bedankten wir uns bei der Leiterin unserer Kindertanzgruppe, Annette Folkendt, die dieses Märchenseminar, wie sie es nannte, so schön organisiert und uns dabei so oft fotografiert hatte, und wir verabschiedeten uns.

Sophia und Julia Knopp

Schlagwörter: Kinder, Nürnberg

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