30. September 2010

Zum Gedenken an Emma Czell

Die beliebte Lehrerin wirkte nicht nur in Siebenbürgen, sondern setzte sich für Kulturpflege auch in Setterich ein.
Am 28. August ist Emma Czell, geborene Bretz, gestorben, zwei Tage nach dem 71. Hoch­zeitstag und just im gleichen Lebensalter, im 92. Lebensjahr, wie ihr vor sechs Jahren verstorbener Ehemann Albert Czell. Sie starb daheim in Setterich, in der „Neuen Heimat“, so wie sie es sich gewünscht hatte, nicht im Krankenhaus oder auf der Pflegestation, vielmehr im Kreis ihrer Familie, im eigenen Haus, in dem sie seit genau 50 Jahren wohnte.

Geboren wurde Emma Czell am 20. Dezember 1918 in Schellenberg bei Hermannstadt als erstes Kind von Emma Bretz, geborene Gündisch, und Heinrich Emil Bretz. Dieser bis 1986 noch in Heltau lebende Rektor i.R. wurde ebenfalls in Setterich begraben, nachdem er wegen eines Schenkelhalsbruches nach München ausgeflogen war und dort im Alter von 94 Jahren verstarb.

Frau Czell stammt aus einem alten Lehrergeschlecht und hat ihre Lehrerinnenausbildung in Schäßburg in der Bergschule 1938 als Jahrgangsbeste abgeschlossen. Danach war sie zunächst Lehrerin in Kleinprobstdorf, vertrat später ihren Mann, als dieser zur Wehrmacht eingezogen wurde, in Schellenberg, unterrichtete zeitweise in Großscheuern und war ab 1946 bis zum Frühjahr 1950 Rektorin der Volksschule in Scharosch bei Fogarasch. Im März 1950 zog sie mit ihren beiden Jungen zu ihrem Mann ins Flüchtlingslager bei Kammer am Attersee in Oberösterreich. Geheiratet hatte sie Albert Czell 1939 in Schellenberg, nun wohnten sie erstmals als Familie zusammen!

In Österreich erhielt sie als Lehrersfrau keine Anstellung. Umso froher war sie, als sie gemeinsam mit vielen anderen Siebenbürgern, die in die Kohlengruben von NRW angeworben wurden, im Herbst 1954 in Setterich mit ihrer Familie ansässig wurde. Für die Kinder der neu zugezogenen Evangelischen wurden Lehrer gebraucht. Nach kurzer Zeit und einigen Mutterschaftsvertretungen in Aachen, Frelenberg und Baesweiler wurde Frau Czell 1957 nach Setterich eingewiesen, zunächst an der Volksschule, später an der sich hieraus entwickelnden Evangelischen Hauptschule ( Lessing-Schule). Sie unterrichtete grundsätzlich alle Fächer, vorwiegend allerdings Evangelische Religion, Textiles Gestalten, Kunst und Biologie.

Doch sie war nicht nur in der Schule aktiv – übrigens mit hoher Zustimmung ihrer Schülerinnen und Schüler. In der ersten Zeit in Setterich initiierte Emma Czell gemeinsam mit ihrem Mann die Volkstanzgruppe in Setterich. Sie sammelte die Jugend zu Handarbeitskursen (Sticken, Weben), gab ihr Wissen in alten Handarbeitstechniken und in Bauernmalerei weiter in der Frauenschaft und in Volkshochschulkursen und war selbst bis ins hohe Alter begierig, Neues zu erfahren und zu lernen.

Die vielen Trauergäste an ihrem Grab sind Zeugen für ihr Wirken und ihre Beliebtheit in Siebenbürgen und in ihrer neuen Heimat.

gcz

Schlagwörter: Nachruf, Lehrer, Setterich

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