1. November 2010

Kreisgruppe Sachsenheim: 50-jähriges Jubiläumsfest

Am 3. Oktober feierte die Kreisgruppe nachträglich ihr 50-jähriges Bestehen mit einem Jubiläumsfest in der neuen Mensa des Schulzentrums Großsachsenheim. Mehr als 150 Mitglieder und Gäste waren dem Aufruf des Vorstandes gefolgt.
Nach Kaffee und Kuchen eröffnete der Singkreis unter Leitung von Walther Theiss das Festprogramm mit dem Lied „Freunde, die ihr seid gekommen“. Anschließend begrüßte die Kreisgruppenvorsitzende Maria Henning die Anwesenden und erzählte einiges Wissenswerte aus der Geschichte und über die Aktivitäten der Kreisgruppe. Erste Kontakte zu Sachsenheim hatten die Siebenbürgerinnen schon vor über 80 Jahren durch den Besuch der hiesigen Landfrauenschule. Gleich nach dem Krieg war das in Sachsenheim neu gegründete (da in Siebenbürgen erloschene) Bauunternehmen Julius Wonner der Anziehungspunkt für viele Siebenbürger Sachsen. Es dauerte nicht lange und sie fanden ihren Platz auch in den Sportvereinen und insbesondere im Musikverein. Und sie pflegten auch ihre aus der alten Heimat bekannte Gemeinschaft. Am 9. Juli 1960 wurde dann die Kreisgruppe Großsachsenheim, zuständig für alle Siebenbürger des Kreises Ludwigsburg, gegründet. Erster Vorsitzender war Hans Copony. Beim Heimatfest 1960 trat zum ersten Mal in Sachsenheim und seither alle fünf Jahre eine Gruppe mit den schönen siebenbürgischen Trachten auf. Von 1962 bis 1982 war Hans Wächter Vorsitzender und in dieser Zeit wurden einige Bräuche der alten Nachbarschaften ­wieder belebt, z.B. der Kathreinenball, das Baumstriezelbacken, der Urzelnlauf. Eine Handballmannschaft wurde gegründet, später eine Fußballmannschaft und eine Tanzgruppe. Die Kreisgruppe trat 1963 der Sport- und Kulturgemeinschaft Sachsenheim (SKS) bei und nimmt seither an deren Veranstaltungen teil. Von 1982 bis 1991 leitete Heinz Lang die Kreisgruppe. 1983 fanden in Sachsenheim die Verbandstage der Siebenbürger Sachsen, 1985 das Bundesjugendseminar und 1988 das Landestreffen der siebenbürgischen Chöre statt. Eine Theatergruppe wurde 1982 und der Singkreis Sachsenheim-Bietigheim 1983 gegründet. Das alte evangelische Gemeindehaus wurde angemietet und zur „Siebenbürgischen Heimatstube“ mit Vereinsraum und „guter Stube“ umgestaltet. Seit 1992 ist Maria Henning die Vorsitzende der Kreisgruppe. Sie führt diese in der Tradition ihrer Vorgänger. An den Feiern „500 Jahre Stadtrechte Sachsenheim“ in 1995 beteiligte sich die Kreisgruppe im Januar mit einem großen Narrentreffen und beim Heimatfest unter dem Motto „Mit dem Leiterwagen durch halb Europa“ mit zwei entsprechend ausgestatteten Leiterwagen mit Pferdegespann. In Sachsenheim ist die Kreisgruppe in Nachbarschaften organisiert. Die Mitglieder aus umliegenden Ortschaften werden mit Rundschreiben informiert. Die Kreisgruppe organisiert im Jahresverlauf mit der Urzelnzunft den Urzelntag, die jährliche Mitgliederversammlung, die Fahrt nach Dinkelsbühl, ein bis zwei Ausflüge, das Sommerfest, Baumstriezelbacken beim Ferienprogramm, je eine kulturelle Veranstaltung im Frühjahr und Herbst und die Adventsfeier.
Kreisgruppenvorsitzende Maria Henning und ...
Kreisgruppenvorsitzende Maria Henning und Landesgruppenvorsitzender Alfred Mrass bei der Jubiläumsfeier. Foto: Helmut Theiss
Mit dem Lied „Heimattal“ leitete der Singkreis über zum nächsten Redner, Bürgermeister Horst Fiedler. „Die Siebenbürger gehören zu Sachsenheim wie der Kirchturm und das Schloss“, sagte er. Durch die Mitarbeit in den Vereinen und im gesellschaftlichen Leben sei die Integration abgeschlossen. Es habe eine gegenseitige Assimilation stattgefunden, wobei die alten Bräuche bekannt seien und die Tradition weitergegeben werde. Gute Beispiele seien der Urzelnlauf, bei dem Einheimische mitlaufen und mitsingen, und die eigene Straße in Großsachsenheim.

Für die SKS überbrachte Heiner Bierbrodt den Dank für 47 Jahre Mitgliedschaft und Mitarbeit und ein Bild mit Widmung für die gute Stube.

Als nächster Redner verwies Pfarrer Dieter Hofmann auf die Verbundenheit der Kirchengemeinde und der Siebenbürger Sachsen. Viele der Anwesenden seien ihm vom sonntäglichen Gottesdienst bekannt und er sei angetan vom Heimatbuch mit seinen Kirchenliedern. Vor allem sei ihm jedoch die tiefe Verbundenheit der Siebenbürger untereinander aufgefallen, betonte Pfarrer Hofmann.

Alt-Bürgermeister Andreas Stein erinnerte sich auch gerne an das gute Miteinander und die Zuverlässigkeit der Mitglieder der Kreisgruppe. Die Siebenbürger hätten der Stadt gut getan und umgekehrt.
Singkreis bei der 50-jährigen Jubiläumsfeier der ...
Singkreis bei der 50-jährigen Jubiläumsfeier der Kreisgruppe Sachsenheim. Foto: Helmut Theiss
Zunftmeister Thomas Lutsch von der Urzelnzunft erinnerte daran, dass die Urzeln mit 13 Mitgliedern im Rahmen der Kreisgruppe gegründet wurden, inzwischen eigener Verein sind, mit 250 aktiven Mitglieder einschließlich Einheimische und Auswärtige, und als solcher wieder dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland beigetreten sind. Er dankte der Kreisgruppe für die Dauerhilfe und versprach, dass dieser Brauch nicht sterben werde.

Als letzter Festredner überbrachte der Landesvorsitzende in Baden-Württemberg, Alfred Mrass, die Glückwünsche des Vorstandes des Landesgruppe und wünschte weiteres Gedeihen und Wachsen. Die Zahl der Mitglieder der Kreisgruppe sei auf 360 zurückgegangen, die Mitglieder würden älter, aber vielleicht sei doch eine Umkehr in Sicht. Die Erfahrung der Siebenbürger im Umgang mit anderen Religionen und Nationalitäten habe offensichtlich zur gelungenen Integration unter Bewahrung der Eigenständigkeit beigetragen. Sein Dank galt den bisherigen und derzeitigen Vorständen für ihre unermüdliche Arbeit und der Stadt, der SKS und der Lokalzeitung für ihre Unterstützung.

Die Pausen gestaltete der Singkreis mit weiteren deutschen und sächsischen Lieder. Zum Abschluss bedankte sich Maria Henning bei den Fest­rednern für die Grußworte, Glückwünsche und Geschenke, bei der Tanzgruppe für die Hilfe bei der Feier und beim Liederkreis für die Mitgestaltung des Programms. Sie selbst erhielt als Dankeschön einen rot-blauen Blumenstrauß. Ein besonderer Genuss war die anschließende Multimedia- Show von Prof. Heinz Acker mit Variationen im Stile alter Meister in Text und Musik zum Thema „Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren“.

Schlagwörter: Jubiläum, Sachsenheim, Baden-Württemberg

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