29. Dezember 2011

Singspielaufführung in Drabenderhöhe

„Grüß Euch Gott, alle miteinander“, sang der Honterus-Chor mit den „Tenören als singende Charmeure“. Der musikalische Gruß frei nach der Operette „Der Vogelhändler“ von Carl Zeller galt im Kulturhaus den Besuchern des traditionellen Katharinenballes. Ziel und Aufgabe des Chors sei die Pflege des siebenbürgischen Brauchtums, so die Vorsitzende des Honterus-Chors, Anneliese Hüll, in ihrer Begrüßung. Beim Katharinenball, der zum 40. Mal durchgeführt wurde, stand diesmal kein Theaterstück in sächsischer Mundart auf dem Programm, sondern das Singspiel „Ein Jahr im Weinberg“ von Susanna Kräutner.
Rund zehn Mal präsentierte der Chor seit 1988 dieses Stück, unter anderem beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl. Es zeigt, wie schwer Anfang des vergangenen Jahrhunderts die Arbeit im Weinberg war, dass aber auch gefeiert wurde. Susanna Kräutner aus Botsch, die heute in der Klausenburger Gasse in Drabenderhöhe lebt, hat Mundartlieder, deutsche Volkslieder, Tänze und Reigen selbst geschrieben und zusammengetragen.
Singspiel des Honterus-Chores: Darsteller und ...
Singspiel des Honterus-Chores: Darsteller und Kindertanzgruppe mit Susanna Kräutner (in der Mitte mit Blumen in der Hand) nach der Vorstellung am 25. November. Foto: Christian Melzer
Die Arbeit auf dem Weinberg hielt die Weinbauern von den ersten sonnigen Spätwintertagen, wenn des „Stekevijelens“ (Weinbergvögeleins) erster Ruf erschallte, bis zum Spätherbst in Atem. Die Erwachsenen-Tanzgruppe zeigte, wie vertrocknete Zweige abgeschnitten, Reb­pfähle festgemacht, der Boden umgegraben und die neuen Zweige in Herzform angebunden wurden. Dazwischen wurde gesungen, getanzt und gefeiert. Auf der Drabenderhöher Bühne zeigten das keck, forsch und spritzig neben den Erwachsenen auch die Kinder- und Jugendtanzgruppen, unter anderem mit „Heißa Kathreinerle“, dem Sternentanz und einer Quadrille.

Nachts wurden die süßen Trauben bis zur Ernte vor Dieben gesichert. Wie das zuging, gab Günter Schuller zum Besten: mit Knüppel und Schreckschusspistole in der Hand. Zur Lese zog das ganze Dorf auf den Weinberg. Der gute Wein war die Belohnung für die schwere Arbeit. Es wurde gevespert mit frisch gebackenem Brot und deftigem Speck. Lautstark wurde verkündet, dass „der gute Wein Lebensmut und Kraft gibt“. Mit einem Gläschen und dem Lied „O goldener Siebenbürger Wein“, das zum Schunkeln animierte, verabschiedeten sich die Akteure. Die Zuschauer ließen sie erst nach einer Zugabe gehen.

„Tanzt und singt miteinander, so lange ihr jung seid“, rief Susanna Kräutner nach der Aufführung ihres Singspiels den Darstellern und dem Publikum zu. Gerührt zeigte sie sich darüber, dass der Honterus-Chor „mein Stück noch einmal aufgeführt hat“. „Sie haben etwas geschrieben, das uns nahegegangen ist“, betonte Enni Janesch, Vorsitzende des Kreisverbandes der Siebenbürger Sachsen, und überreichte der 84-Jährigen einen Blumenstrauß als Dankeschön für ihre Arbeit.

An zwei Abenden wurde das Singspiel aufgeführt. Der Honterus-Chor unter Regine Melzer sang siebenbürgisch-sächsische und deutsche Volkslieder. Hans-Otto Tittes begleitete die Sänger auf dem Akkordeon und trug als Mundartdichter Verse aus dem bäuerlichen Landleben vor. Mitwirkende waren unter anderem: Kathi und Erwin Kasper, Susi und Hans Frim, Anneliese und Stefan Konnerth, Hedda und Walter Schoger, Sofia und Georg Kräutner von der Erwachsenen-Tanzgruppe sowie die Kinder- und Jugend-Volkstanzgruppe unter Leitung von Christa Brandsch-Böhm. Für die Requisiten sorgte Georg Janesch. Einstudiert haben das Singspiel Gerda Gusbeth, Anneliese Hüll und Enni Janesch.

Ursula Schenker

Schlagwörter: Drabenderhöhe

Bewerten:

5 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.