17. Juli 2012

Reise nach Siebenbürgen und ins Banat

Der Kreisverband Nürnberg führte aus Anlass des 40- und 50-jährigen Abiturjubiläums des Bistritzer Gymnasiums vom 29. Mai bis 9. Juni eine einzigartige Busreise durch. Wir konnten neben früheren Schülern Mitreisende aus Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Bayern begrüßen und sind stolz darauf, dass wir unseren deutschen Mitbürgern, die zahlreich an dieser Reise teilnahmen, außer dem Nösnerland auch weitere Sehenswürdigkeiten Siebenbürgens und des Banats zeigen konnten.
Unser Busfahrer Kurt Penteker, ein Jaader, chauffierte uns zum wiederholten Male und wie immer war seine Bordküche bestens bestückt. Horst Göbbel hatte von Nürnberg über Budapest und Bistritz bis Hermannstadt die Reiseleitung inne und wir konnten von ihm viel über Geschichte, Land und Leute, Kultur und Politik erfahren. Für viele von uns im Bus war es wie im Klassenzimmer beim Unterricht – wir hörten gespannt zu – er war unser Lehrer in Bistritz und wir sind stolz darauf. Unterwegs feierten wir Geburtstage, da wurde Sekt und Schnaps sowie Kaffee kredenzt und bester Kuchen etwa von Maria Sponer, Maria Kirscher aus Wiehl oder Dr. Maria Raidel aus Fürth. So konnte die Gemeinschaft immer mehr zusammenwachsen.

Im Hotel Coroana de Aur in Bistritz gab es nach dem Begrüßungstrunk ein Galaabendessen, zu dem die Brüder Spânu vertraute Musik servierten. Nach der Stadtführung in Bistritz hielt Stadtpfarrer Hans Dieter Krauss im ev. Pfarrhaus für uns eine Morgenandacht. Danach besuchten wir sächsische Dörfer im Umkreis von Bistritz, grundsätzlich alle, aus welchen Mitreisende dabei waren: Mettersdorf, Tschippendorf, Treppen, Heidendorf, Baierdorf, Lechnitz, St. Georgen. Der nächste Tag führte uns auf Pferdewägen zu einer Stana-Schafalm nach Jaad, ein einzigartiges Erlebnis. Im Nu war auf einem Wagen eine Tafel gedeckt: Schafskäse – Caș, Urdă – Frischkäse, Speck, Tomaten, Gurken und Zwiebeln als Vorspeise, dazu frisches Brot. Guter Schnaps, Bier und Wein. Sogar Zigeunermusik hatten wir bestellt, die zusammen mit Annemarie von rumänischer Folklore über Romanțe bis zu deutschen Volksliedern zum Besten gaben. In der Zwischenzeit, bis zum Lammgulasch, konnte man beim Schafmelken zuschauen, dann die Weiterverarbeitung der Milch zu Käse.

Landschaft, Schafe, Hirtenhunde, Pferdegespanne, fröhliche Menschen – es waren auch Bekannte aus dem Ort mitgekommen – trugen zu einem wundervollen erlebnisreichen Tag bei. Der Dämpfer war ein heftiges Gewitter bei der Rückfahrt, das alle bis auf die Haut durchnässte.

Am Samstag folgte für einen Teil von uns das Jubiläumstreffen. Wir anderen machten uns auf den Weg in die Borgoer Berge, nach Kolibitza und Piatra Fântânele zum Mittagessen im Hotel Dracula. Am Sonntag (rumänische Pfingsten) besuchten wir die restlichen deutschen Gemeinden: Kleinbistritz (mit einiger Wehmut im nunmehr orthodoxen, aber geretteten Gotteshaus), Jaad, Senndorf, Waltersdorf, Burghalle, Deutsch Budak, Minarken, Petersdorf und Oberneudorf. Überall begegneten uns orthodoxe Gottesdienstbesucher in festlichen Gewändern. In Oberneudorf kehrten wir bei der rumänischen Familie Andrecuț ein und wurden vom wohlschmeckenden Mittagessen und ganz besonders von der traditionellen Gastfreundschaft richtig überrascht.
Kreisverband Nürnberg auf der Reise durch ...
Kreisverband Nürnberg auf der Reise durch Siebenbürgen und das Banat. Foto: Gerlinde Fees
Von Nordsiebenbürgen ging es diesmal über Klausenburg, Thorenburg (Turda) – hier besuchten wir das imposante Salzbergwerk – und Karlsburg (Alba Iulia) mit seiner großartigen Festungsanlage nach Hermannstadt. Hier konnten wir bei der Stadtführung am nächsten Tag von Horst Göbbel viel über die Geschichte und Gegenwart unserer siebenbürgischen Hauptstadt erfahren. Am Nachmittag besuchten wir noch in Kerz das ehemalige Zisterzienserkloster und das rumänische Kloster Sâmbata de Sus, das auf eine Stiftung des Wojwoden der Walachei Constantin Brâncoveanu aus dem Jahr 1697 zurückgeht und 1993 neu eingeweiht wurde.

Die letzten Tage in Rumänien begleitete uns Diana Nistor, eine junge Reiseleiterin aus Mediasch, sehr fachkundig. Sie informierte uns ausführlich auch über die Revolution von 1989, über das soziale und wirtschaftliche System, über Unterricht und Bildung, über Nöte und die Erwartungen der jungen Generation in Rumänien. Mit ihr besuchten wir zunächst die Heltauer Kirchenburg, dann ein sehenswertes Ikonenmuseum in Sibiel und kehrten zum Mittagessen auf einem Bauernhof ein. Hier wurden wir von unseren jüngsten Mitreisenden Annika und Volker überrascht, als sie, von der Wirtin animiert, das Mittagessen in einheimischer Tracht servierten. Minni Raidel packte anschließend das Akkordeon aus und wir brachten der Familie vor der Abfahrt noch ein Ständchen. Über Batiz erreichten wir Eisenmarkt (Hunedoara) und das sehenswerte Hunyadi-Schloss. Eisenmarkt selbst war für uns alle ernüchternd. Da scheint noch viel zu tun zu sein, um aus einer sozialistischen Hüttenstadt einen modernen Industrieort zu schaffen. Abends trafen wir in unserem Hotel in Diemrich (Deva) ein, wo wir uns mit einem guten Abendessen stärkten und anschließend eine spontane Busparty als (Schnaps-)Verdauungsmaßnahme veranstalteten. Diana führte uns am nächsten Tag durch das Banat und seine schwäbische Geschichte und schließlich in das wunderschöne und lebendige Temeschwar, das historische, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum dieses Landesteils und zweitgrößte Stadt Rumäniens. Sein Zentrum, seine Kirchen, seine Jugendstilgebäude sind sehr sehenswert. Auf der Rückfahrt sahen wir noch das Millennium-Denkmal in Budapest an.

Insgesamt war es eine sehr schöne, informative und auch anstrengende Reise. Ich möchte mich herzlich bei allen Reisenden dafür bedanken, dass sie dem Aufruf des Kreisverbandes Nürnberg zu dieser Reise gefolgt sind. Ebenso herzlichen Dank an Horst Göbbel und an unseren geduldigen, stets gut aufgelegten Kurt. Auf Wie­der-­ sehen, bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt: Der Kreisverband Nürnberg geht auf Reisen.

Annemarie Wagner

Schlagwörter: Nürnberg, Reisebericht, Siebenbürgen, Banat

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Neueste Kommentare

  • 17.07.2012, 10:40 Uhr von Kritikaster2012: Schön formulierter Bericht einer anscheinend sehr schönen Fahrt "in die Vergangenheit" ... ... [weiter]

Artikel wurde 1 mal kommentiert.

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