2. Februar 2016

Tanzgruppe Sachsenheim trauert um Michael Rothmann

Die Tanzgruppe Sachsenheim nimmt Abschied von Michael Rothmann, ihrem langjährigen Mitglied und Kassier, der am 13. Januar in Ludwigsburg verstorben ist, indem sich seine Freunde vor dem zu Ende gegangenen Leben verneigen. Er war mit uns auf mannigfaltige Weise verbunden, war Teil unseres Lebens und hat uns auf unserem gemeinsamen Weg, einer intensiven gemeinsamen Zeit, begleitet, wodurch uns alle das Gefühl des unfassbaren Verlusts vereint, den sein Tod hinterlässt.
Michael Rothmann war ein verlässlicher fester Bestandteil unseres Daseins, jemand auf den man bauen konnte, der da war, wenn man ihn brauchte und zu einem stand, auch wenn es galt, Herausforderungen gemeinsam zu meistern. Geprägt durch sein Elternhaus und seine Erziehung, war Michael Rothmann ein offener, kommunikativer und emphatischer Mensch, mit einem durchweg guten Verhältnis zu seinen Nächsten, der aber kaum in den Mittelpunkt drängte, dessen Äußerungen und Beurteilungen, wenn sie gefordert wurden, seiner tiefsten Überzeugung entsprachen. Er war hilfsbereit, ohne viele Worte darüber zu verlieren. Sein Humor war tiefgründig, herzlich und treffend, jedoch nie verletzend.

Michael Rothmann wurde am 19. August 1958 in Agnetheln geboren und wuchs in seinem Heimatort Zied mit zwei weiteren Geschwistern auf.
Michael Rothmann (1958-2016) ...
Michael Rothmann (1958-2016)
Sein schulischer und beruflicher Werdegang führte ihn nach Fogarasch, wo er bei seiner Tante wohnend das allgemeinbildende Gymnasium „Radu Negru“ besuchte und seine Reifeprüfung ablegte. Nach Beenden seiner Ausbildung sowie des Wehrdienstes begann er sein Berufsleben in einem Fogarascher Betrieb. Seine freundliche und herzliche Art verschafften ihm einen breit gefächerten Bekannten- und Freundeskreis, der ihn mit vielen Menschen des Fogarascher Landes in Beziehung brachte. Seine Jugendjahre waren durch die Schwierigkeiten und Fährnisse des kommunistischen Regimes in Rumänien, jedoch auch von den engen Bindungen zwischen Gleichaltrigen, vor allem aus den sächsischen Gemeinden geprägt, mit denen er die Feste und Feiern, die Traditionen der Siebenbürger Sachsen pflegte. Er besuchte oftmals die Eltern und Geschwister daheim in Zied, fühlte sich dem Ort verbunden und konnte plastisch und lebhaft von manch abenteuerlicher Heimfahrt vor allem während der strengen siebenbürgischen Wintermonate erzählen. Mit dem Umbruch von 1990 und der anschließenden massiven Aussiedlung der Deutschen Rumäniens brach auch das soziale Umfeld von Michael Rothmann zusammen, was ihn ebenfalls zum Fortgang veranlasste. Seine Eigenschaft, sich in wechselnde, neue Zusammenhänge schnell einzufinden, half ihm in der Anfangszeit, sowohl beruflich wie auch privat im württembergischen Kleinglattbach Fuß zu fassen sowie als Wegbereiter für seine Familie zu wirken, die später zuzog. Seine neue Heimat Kleinglattbach, die im Verband der Siebenbürger Sachsen der Kreisgruppe Ludwigsburg zugeordnet wird, wurde Michael Rothmann und seinen Verwandten zum Lebensmittelpunkt, wobei er sich in der Volkstanzgruppe Sachsenheim früh nach deren Neugründung engagierte, wo wir uns letztlich vor über zwanzig Jahren begegneten.

Michael Rothmann übernahm in deren Rahmen das Amt des Kassiers, das er souverän ausführte. Unvergessen werden uns diesbezüglich seine ruhigen, präzisen, aber auch launigen Kassenberichte am Jahresende bleiben. Mit den Mitgliedern der Tanzgruppe Sachsenheim teilte er Erfolg und Herausforderung, frohe und ernste Angelegenheiten, Forderndes und Beglückendes, und so wie ihm die Tanzgruppe und seine Freunde daraus viel bedeuteten, bedeutete er uns allen sehr viel. Aus dem Zusammenhang dieser Vereinigung, die ihre Verortung in der Kreisgruppe Sachsenheim hat, erwuchsen uns im Laufe der Jahre auch zusätzliche Aufgaben zur Unterstützung der öffentlich wirksamen Programmpunkte. Ruhig, belastbar und verlässlich verstand er sich als Teil des Ganzen, indem er den ihm zugewiesenen Anteil der Aufgabenerfüllung mit Selbstverständnis erbrachte. Neben den Kontakten innerhalb des Verbandes, die uns meistens allwöchentlich zusammenführten, haben wir auch privat manche gemeinsame Feier, sei es beim Grillen, zu Geburtstagen oder zu den Weihnachts- und Osterfeiern erleben dürfen. Seine Sehnsucht galt zunehmend Zied und Siebenbürgen und er machte gerne auch bei den großen Vorhaben seiner Heimatortsgemeinschaft mit. Die Bilder, die uns von vielen gemeinsamen glücklichen Stunden in Erinnerung, aber auch in der Heimatstube oder den Alben bleiben, dokumentieren diese Treffen, zeigen uns heute die eingefangenen Augenblicke vergangener Tage. Für seinen Einsatz zum Wohle der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft möchte ich mich im Namen der Kreisgruppe Ludwigsburg und der Landesgruppe Baden-Württemberg daher stellvertretend bei Ihnen, sehr geehrte Trauerfamilie, bedanken.

Sein spätes, aber innigstes Glück galt seit Jahren seiner kürzlich angetrauten Gattin, mit der er die offene, herzliche Art teilte. Umso unfassbarer empfinden wir sein so überraschendes Ableben aus der Mitte eines in sich gefestigt scheinenden Lebens. In der Stunde des Abschieds, während wir ihn am 19. Januar in Kleinglattbach auf seinem letzten Gang begleiteten, war es nun an uns, die Bande, die uns im Leben mit Michael Rothmann verbunden haben, zu lösen, um andere, die der dankenden Erinnerung, zu knüpfen, die uns mit ihm über den Tod hinaus verbinden mögen.

Helge Krempels

Schlagwörter: Sachsenheim, Tanzgruppe, Nachruf

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