29. Oktober 2017

Kreisgruppe Regensburg: Siebenbürger Sachsen bei 60. Steubenparade in New York

Am 31. Dezember 2016, 18.00 Uhr, erreichte mich ein Anruf von Hermann Grimm. Er stellte sich kurz vor, sagte, er plane im September 2017 mit einer siebenbürgischen Blaskapelle zur 60. Steubenparade nach New York zu fahren, und fragte, ob die Blaskapelle Regensburg bereit wäre, diese Reise anzutreten.
Willi Rothmann, Leiter der Blaskapelle, lud seine Jungs zu einem Frühschoppen ein, um diese Frage zu klären. Die Euphorie war sehr groß und der Kern der Blaskapelle erklärte sich bereit – der Grundstein war damit gelegt. Wir meldeten uns bei Hermann Grimm, der schon beim Reisebüro „Merican Reisen“ angefragt hatte, und vereinbarten ein Treffen im Hause Grimm in Gerolfingen. Hier lernte man sich persönlich kennen und wir planten gemeinsam den Auftritt bei der Steubenparade. Blaskapelle und Trachtenträger sollten die Siebenbürger Sachsen hier stolz vertreten. Leider kam eine Zeit, in der Hermann Grimm öfter im Krankenhaus war, und so traf ich den Entschluss, als Vorsitzender der Kreisgruppe mich persönlich um diese Reise zu kümmern. Uli Papenheim, Geschäftsführer von „Merican Reisen“, war sehr bemüht, für uns eine tolle Reise in die USA und nach Kanada zu planen.
Siebenbürger in New York: Gruppenbild mit allen ...
Siebenbürger in New York: Gruppenbild mit allen Trachtenträgern vor der St. Patrick’s Kathedrale. Fotos: Uwe Umberath
Motto und Ziel unserer Reise war die Steubenparade. Die „German-American Steuben Parade“ ist ein traditioneller Trachtenumzug, der jedes Jahr am dritten Samstag im September auf der Fifth Avenue in Manhattan stattfindet. Zahlreiche Gruppen aus Deutschland nehmen jährlich daran teil. Die Parade ist eines der größten Ereignisse im deutsch-amerikanischen Festkalender. Sie wurde 1957 von deutschstämmigen Amerikanern gegründet, die bis heute die größte Einwanderergruppe in den USA sind: Etwa 15 Prozent aller US-Amerikaner sind deutscher Herkunft oder Abstammung. Allein in New York City leben etwa 500 000 Deutschstämmige. Namensgeber der Parade war Freiherr Friedrich Wilhelm von Steuben, ein hochdekorierter preußischer Offizier, der als US-amerikanischer General zum Helden des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges wurde.

Wir meldeten uns offiziell bei der Steubenparade an. Amerika, wir sind bereit! Am 12. September trafen wir uns am Flughafen in München, 57 Personen, davon 18 Musiker mit ihren Instrumenten. Es war der Anfang einer unvergesslichen Reise. Mit der Lufthansa flogen wir nach Washington und dort erwartete uns die erste Überraschung: Uli Papenheim war extra von New York nach Washington gereist, um unsere Gruppe zu begrüßen. Der Grund: „Eine ganz interessante Gruppe, die sich mir vorstellte, und diese wollte ich persönlich empfangen.“ Weiter ging unsere Rundreise per Bus. Washington D.C. mit seinen Sehenswürdigkeiten: Weißes Haus, Capitol, Pentagon und Arlington Nationalfriedhof, Weiterreise durch das wunderschöne Pennsylvania in die Region der Amish, wo wir die Lebensweise dieser Menschen kennenlernten und die Blaskapelle ein kleines Platzkonzert aufführte. Weiterfahrt nach Philadelphia und Besuch der Independence Hall, wo am 4. Juli 1776 die legendäre „Declaration of Independence“ verabschiedet wurde, die zur Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika führen sollte. Die Spannung war groß, denn die Reise ging weiter nach New York, das wir abends erreichten. Ein herrlicher Ausblick auf die Skyline von Manhattan, dort, wo wir für ein paar Tage Gäste im Hotel Cambria waren, in der Nähe der Fifth Avenue. Die Stadt, die niemals schläft, und wir mittendrin. Jeder von uns war sehr begeistert. Es ging gleich am Abend los. Einmal den Times Square live mit den Leuchtreklamen bewundern und den berühmten Broadway sehen – einfach atemberaubend.
Regensburger Blaskapelle der Siebenbürger Sachsen ...
Regensburger Blaskapelle der Siebenbürger Sachsen beim Empfang der Stadt New York und des Vorsitzenden des Steubenparade-Komitees im City Hall Park (Rathaus-Park) in Manhattan.
Am nächsten Morgen ging es zur offiziellen Begrüßungsveranstaltung, wo alle Gäste aus Übersee vom Bürgermeister von New York bzw. dessen Vertretern und dem Vorsitzenden des Parade-Komitees begrüßt wurden. Es waren 24 Gruppen. Für unsere Blaskapelle war es eine besondere Ehre, hier ein Platzkonzert zu spielen. Die Siebenbürger Sachsen waren die erste Gruppe, die offiziell begrüßt wurde. Natalie Keul und Uwe Umberath hatten die Ehre, in Tracht unsere Gruppe vorzustellen. Anschließend spielte die Blaskapelle und es war ein schönes Gefühl als Siebenbürger Sachse so etwas mitten in New York zu erleben. Ja, alle von uns waren sehr berührt von diesem Augenblick und sehr stolz. Nachdem die Gruppen alle vorgestellt waren, ging es mit dem Schiff zur Freiheitsstatue – ein Muss für jeden, der nach New York kommt. Dann war er da, der große Tag.

Mit einem Festgottesdienst in der St. Patrick’s Kathedrale begann die Steubenparade. Die Fahnenträger marschierten gemeinsam mit den Trachtenträgern ein, mit dabei auch die Siebenbürger Sachsen. Nach dem Gottesdienst ging es zum Startplatz der Steubenparade mit insgesamt 153 Gruppen, die in neun Divisionen aufgeteilt wurden. Die Siebenbürger Sachsen waren in der 3. Division – der „Bavarian Division“. Mit der typischen siebenbürgischen Marschmusik marschierten die Regensburger Blaskapelle der Siebenbürger Sachsen sowie die Trachtenträger mit dem Banner auf der Fifth Avenue unter dem Beifall der Zuschauer. Es war ein tolles Erlebnis für uns alle, dabei zu sein und unsere Landsleute in New York zu vertreten. Nach dem Aufmarsch wartete die Feuerwehr von New York auf uns, die von den Trachten und der Musik sehr begeistert war und uns gleich zu ihrer Feier im Vereinshaus einlud. Fröhlich ging es dort weiter, wo die Blaskapelle das Publikum begeisterte. Danach fuhr die Gruppe in den Central Park zum Oktoberfest, wo bis in die späten Stunden gefeiert wurde. Am nächsten Tag hatte die Blaskapelle ihren nächsten Auftritt beim Oompahfest in Long Island, wo die Plattdeutschen ihr Oktoberfest feiern. Es waren ca. 5 000 Gäste, und die Blaskapelle begeisterte sie mit ihrer Musik. Am späten Abend kehrten sie zurück nach Manhattan und unsere Reise ging weiter nach Kanada (Bericht in der nächsten Ausgabe dieser Zeitung).
Siebenbürger Sachsen der Kreisgruppe Regensburg ...
Siebenbürger Sachsen der Kreisgruppe Regensburg vor dem Capitol in Washington.
Einen kleinen Reisezuschuss hofften wir für das Sperrgepäck (Instrumente) zu erhalten. Auf unsere Anträge folgten lauter Absagen, mit ein paar Ausnahmen. Willi Rothmann und Simon Traub sorgten dafür, dass unser Vorhaben bezuschusst wurde, und Werner Kloos vom Landesverband Bayern beteiligte sich ebenfalls. Leider muss ich zum Schluss noch sagen, dass unser Bundesverband auf die Anfrage nach einem Zuschuss sich nicht einmal bemühte zu antworten. Das war meine größte Enttäuschung. Aber für uns alle war es ein tolles Erlebnis, bei der 60. Steubenparade dabei zu sein. Im Namen der Kreisgruppe Regensburg möchte ich mich recht herzlich bei allen Mitgliedern der Blaskapelle und den Trachtenträgern bedanken.

Johann Umberath

Externer Link:
Kreisgruppe Regensburg des Verbandes der Siebenbürger Sachsen bei der 60. Steubenparade in New York

Schlagwörter: Regensburg, Festumzug, New York, USA, Kanada

Bewerten:

19 Bewertungen: ++

Neueste Kommentare

  • 03.11.2017, 23:42 Uhr von seismos: Hallo Herr Bruss, Na, dann war das aber sehr - sehr mißvertsändlich formuliert worden. Danke ... [weiter]
  • 03.11.2017, 11:12 Uhr von Siegbert Bruss: Hallo Herr Wirtz, zu Ihrem Verständnis: Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster schreibt, dass ... [weiter]
  • 02.11.2017, 18:26 Uhr von seismos: Zitat: "Durch die Großveranstaltungen dieses Jahres in Siebenbürgen war auch der sonst ... [weiter]

Artikel wurde 5 mal kommentiert.

Alle Kommentare anzeigen.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.