15. Mai 2022

Erfolgreicher Filmnachmittag und -abend: "Sehnsucht nach einer unbekannten Heimat"

Am 29. April freute sich Annette Folkendt, die Vorsitzende des Kreisverbands Nürnberg, endlich eine Großveranstaltung in den neuen Räumen des Anbaus des Hauses der Heimat (HdH) anbieten zu können: gleich zwei Vorführungen des Vater-Sohn-Roadtrips „Sehnsucht nach einer unbekannten Heimat“.
Holger Gutt (Erster von links) berichtet nach der ...
Holger Gutt (Erster von links) berichtet nach der Abendvorführung über den Werdegang des Films. Neben ihm stehen Michaela Smykalla und Andreas Gutt. Foto: Annette Folkendt
Folkendt begrüßte die beiden Produzenten Michaela Smykalla und Holger Gutt, die auch für die Regie verantwortlich zeichnen, den Hauptdarsteller Andreas Gutt sowie Doris Hutter, Leiterin des HDH, stellvertretende Bundesvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Dr. Iris Oberth, Projektleiterin des Kulturwerkes der Siebenbürger Sachsen, Bundeskulturreferentin Dagmar Seck und Horst Göbbel, Vorsitzender des HdH.

„Heimat ist mehr als ein Ort, es ist vor allem ein Gefühl: Man kann in vielen Momenten Heimat spüren“, zitierte Folkendt eingangs Holger Gutt und löste damit schon bei den insgesamt 90 Zuschauern individuelle Versuche aus, den Begriff Heimat zu definieren.

Der Film „Sehnsucht nach einer unbekannten Heimat“ beschreibt die sehr persönliche und emotionale Suche eines bei München geborenen Sohns siebenbürgischer Eltern nach Bildern, die das Heimatgefühl animieren könnten. Der in Deutschland aufgewachsene Holger spürt die Sehnsucht nach Verbundenheit mit einer ihm noch unbekannten Heimat (Siebenbürgen, Heimat seiner Eltern und Vorfahren) und versucht, gleich mehrere Puzzleteile zusammenzufügen. So besucht er das HOG-Treffen der Weidenbacher in Deutschland und das große Pfingsttreffen der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl. Auf dem Jugendzeltplatz stellt er fest, dass noch viele Tausend andere junge Menschen den gleichen Hintergrund haben wie er. Einen Hintergrund, der sie zusammenschweißt und sie zu Hoffnungsträgern des kulturellen Erbes der Siebenbürger Sachsen werden lässt.

Holgers Heimatsuche gipfelt in der Reise nach Siebenbürgen mit seinem Vater in dessen Heimatdorf Weidenbach. Dort erlebt der Sohn dreidimensional die Bilder, die er aus Büchern und den Erzählungen seiner Eltern kennt. Dramatisch und tragisch-komisch zugleich sind die Szenen im ehemaligen Elternhaus des Vaters, das der Staat jetzt vermietet. Das heruntergewirtschaftete Haus, der vernachlässigte Hof und Garten machen es Holger nicht gerade leicht, den Bildbeschreibungen seines Vaters zu folgen, wie das alles vor seiner Ausreise ausgesehen habe. Lediglich die Vorhänge in der einstigen „guten Stube“, die jetzt einer Rumpelkammer gleicht, hängen nach über 30 Jahren unverändert auch noch bei den dritten Mietern. Am Ende der Reise sind Vater und Sohn – jeder auf seine Art – zufrieden. Das Heimatgefühl wurde mit vielen neuen Bildern bereichert. Beim Trachtenumzug des Oktoberfests in München marschiert Holger stolz mit „Rok“ und „Hett“ in den Reihen der Burzenländer Trachtenträger mit. Das letzte Puzzleteil für sein Heimatgefühl scheint gefunden zu sein.

Während der 75-minütigen Vorführung waren die Zuschauer gelegentlich zu Tränen gerührt, brachen aber auch immer wieder in Lachsalven aus oder applaudierten spontan. Die eindrucksvollen Filmaufnahmen aus der Vogelperspektive, die feinsinnigen Songs und die Hintergrundmusik tragen erheblich zum Gelingen dieses außerordentlichen Filmprojekts bei. Die anschließenden Gespräche mit den Gästen aus München klärten Fragen zur Entstehungsgeschichte des Films. Schade nur, dass manche sachlich falschen Aussagen, z.B. über die Ethnie der Siebenbürger Sachsen eines Herrn in Hermannstadt, die leider auch im Trailer vorkommen, im Laufe des Films nicht zurechtgerückt werden. Die Unterscheidung zwischen Volkszugehörigkeit und Staatsbürgerschaft ist hier in Deutschland nicht bekannt und sorgt darum oft für Verwirrung. Wie die auch jetzt noch in Rumänien lebenden Siebenbürger Sachsen oder Banater Schwaben waren wir in den letzten 100 Jahren bis zur Ausreise rumänische Staatsbürger deutscher Nationalität (Volkszugehörigkeit, „Ethnie“).

Möge Holger Gutts ehrenwertes Vorhaben gelingen, die jahrhundertealten kulturellen Werte seiner Vorfahren so lange wie möglich lebendig zu halten und der Bekenntnisgeneration publik zu machen. Dazu wünsche ich viel Erfolg und zahlreiche interessierte Zuschauer! Die DVD „Sehnsucht nach einer unbekannten Heimat“ kann zum Preis von 23,95 Euro plus Versand bestellt werden bei Filmkultur Filmproduktion & Vertrieb GmbH, Rohrauerstraße 40, 81477 München, oder über die Webseite des Films www.siebenbuergen-heimat.de.

Angelika Meltzer

Schlagwörter: Film, DVD, Nürnberg, Holger Gutt

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