7. März 2006

Nachbarschaft Tübingen feierte 40-jähriges Jubiläum

Der bedeutende Historiker Prof. Dr. mult. Harald Zimmermann wurde am 11. Februar im Rahmen eines Festaktes in Tübingen mit dem Goldenen Ehrenwappen der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen gewürdigt. Zahlreiche Landsleute und hiesige Mitbürger nahmen an der Jubiläumsfeier der Nachbarschaft Tübingen im Gemeindehaus der evangelischen Kirche in Lustenau teil. Im Vorraum des Gemeindesaals konnten die Besucher eine Ausstellung über die Geschichte Siebenbürgens und das 40-jährige Bestehen der Kreisgruppe und späteren Nachbarschaft Tübingen besichtigen.
Eröffnet wurde die Feier durch den Metzinger Chor der Siebenbürger Sachsen unter Leitung von Ilse Abraham. Der Vorsitzende der Tübinger Nachbarschaft, Robert Thalmann, begrüßte alle Anwesenden recht herzlich, namentlich Pfarrer Manfred Harm von der evangelischen Kirche Lustenau, Helmut Kannwischer von der katholischen Kirche und Pfarrer Wolfgang Heutjer von der evangelischen Kirche Mössingen, Prof. Dr. mult. Harald Zimmermann, die stellvertretende Bundesvorsitzende Karin-Servatius-Speck, den stellvertretenden Landesvorsitzenden Siegfried Habicher, den Vorsitzenden der Kreisgruppe Reutlingen-Metzingen-Tübingen, Ernst Michael Herberth, den Chor aus Metzingen mit Chorleiterin Ilse Abraham sowie die Gründungsmitglieder der Nachbarschaft, die heute noch dabei sein konnten. Thalmann betonte, dass man an diesem Tag feiern wolle, was die Leute vor 40 Jahren erreicht hätten, hier eine Gemeinschaft zu gründen, in der man sich aufgehoben und geborgen fühle, um in der neuen Heimat die alte weiter leben zu lassen mit ihren Trachten, Sitten und Bräuchen. Darum sollten die noch lebenden Gründungsmitglieder entsprechend geehrt werden.

Ehrungen bei der 40-jährigen Jubiläumsfeier der Nachbarschaft Tübingen, von links nach nachts: Prof. Dr. Dr. Harald Zimmermann, Gretel Schmidt, Ingeborg Orendi und Brigitte Reiser.
Ehrungen bei der 40-jährigen Jubiläumsfeier der Nachbarschaft Tübingen, von links nach nachts: Prof. Dr. Dr. Harald Zimmermann, Gretel Schmidt, Ingeborg Orendi und Brigitte Reiser.


Siegfried Habicher gab in seiner Festrede einen kurzen Rückblick auf das 40-jährige Bestehen der Tübinger Nachbarschaft. Im November 1966 wurde die Ortsgruppe Tübingen gegründet und dem Landesverband Baden-Württemberg direkt angeschlossen. Ihr erster Vorsitzender war Gerhard Schneider, mit dabei waren Dolores Bergmann, Gertrud Frauendiener, Ingeborg Orendi, Brigitte Reiser, Wilhelmine Schieb, Tilli Schmidt, Doris Schneider , Gertrud Vergin, Johann Argus, Ottmar Heinz, und Otto Schmidt. 1967 wurde die Ortsgruppe in Nachbarschaft Tübingen umbenannt. Mitte der siebziger Jahre, als Prof. Zimmermann Mitglied der Ortsgruppe wurde, entschied die Landesgruppe, die Nachbarschaft Tübingen an die Kreisgruppe Reutlingen anzuschließen. Sie hatte damals 20 Mitglieder. 1995 beschloss der Kreisverband, dass Tübingen wieder eine Nachbarschaft mit Selbstverwaltung werden sollte. Heute zählt die Nachbarschaft weit über 100 Mitglieder, auch ein Verdienst des Vorsitzenden Robert Thalmann und seiner Motivationskunst.

In seiner Ansprache grüßte Pfarrer Wolfgang Heutjer alle, die gekommen und mit dem Band der Heimat Siebenbürgen verbunden seien. Er sei auch ein Sachse, aber kein Siebenbürger, sondern ein Niedersachse aus dem Weserland. 1982 habe er hier im Schwabenland Siebenbürger Sachsen kennen und schätzen gelernt. Sie hätten ihm viel über das Land der Väter, über Landschaft, Sitten und Bräuchen erzählt. 1990 sei er dann selbst nach Siebenbürgen gereist, als Hilfstransporte nach Schäßburg gebracht wurden. Die Reise sei für ihn spannend gewesen, eindrucksvoll und atemberaubend die Kirchen und Kirchenburgen. Jetzt erst habe er Luthers Lied "Ein feste Burg ist unser Gott" richtig verstanden. So wie die Kirchenburgen Zuflucht vor Gefahren gewesen seien, sei Gott unsere Zuversicht, in seine Hände legten wir unser Schicksal. Mit den rührenden Worten von Pfr. Heutjer und dem Lied "Der treue Hirte", gesungen vom Metzinger Chor, endete der erste Teil der Feier.

Es folgten die Ehrungen Seitens des Landesverbandes überreichte der stellvertretende Landesvorsitzende Siegfried Habicher Urkunden an drei Frauen, die Gründungsmitglieder der Tübinger Nachbarschaft waren: Brigitte Reiser, seit Juli 1962 Mitglied der Landsmannschaft, war jahrelang Schriftführerin der Ortsgruppe und Nachbarschaft. Sie habe über 44 Jahre der Nachbarschaft Tübingen die Treue gehalten, so Herr Thalmann, und besuche auch heute noch nach Möglichkeiten alle Veranstaltungen. Sämtliche Informationen über die Gründung und die Ortsgruppe seien aus dem von ihr geführten Buch mit den Protokollen entnommen worden. Ingeborg Orendi war Kassenprüferin und ist seit 55 Jahren Mitglied der Landsmannschaft. Sie ist Jahrgang 1919 und somit das zweitälteste Mitglied der Nachbarschaft. Gretel Schmidt (Jahrgang 1925) stammt nicht aus Siebenbürgen, sie ist Schwäbin, war aber zusammen mit ihrem Mann Otto Schmidt Gründungsmitglied der Ortsgruppe Tübingen. Die Sitzung zur Gründung der Ortsgruppe wurde im Hause Schmidt abgehalten. Sie hat zusammen mit ihrem Mann wesentlich zur Pflege des siebenbürgischen Brauchtums in der Nachbarschaft Tübingen beigetragen und bei Vorbereitungen verschiedener Veranstaltungen mitgewirkt. Auch als Nicht-Siebenbürgerin, die Siebenbürgen aber sehr gut kennt, ist sie schon seit 56 Jahren Mitglied der Landsmannschaft.

Die Ehrung von Prof. Dr. mult. Harald Zimmermann war für die Nachbarschaft Tübingen etwas ganz Besonderes. Die Siebenbürger Sachsen sind sehr stolz, in ihren Reihen eine so berühmte Persönlichkeit zu haben. Der Historiker, der über 30 Jahre an der Universität Tübingen als Hochschullehrer und Dekan gewirkt hat, ist über die Grenzen Deutschlands hinaus renommiert. Nichtsdestotrotz hat Harald Zimmermann über all die Jahre seine Dienste der Nachbarschaft Tübingen angeboten. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 40-jährigen Jubiläum der Nachbarschaft wurde er mit dem Goldenen Ehrenwappen der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen ausgezeichnet. "Wenn einer von uns Siebenbürger Sachsen dem Auftrag gerecht geworden ist, weit weg von der Heimat, Heimat bewusst zu machen und zu erhalten bei Kindern und Kindeskindern, dann ist dies Prof. Zimmermann höchst persönlich.", erklärte Karin Servatius-Speck, die stellvertretende Bundesvorsitzende, in ihrer Laudatio. Zimmermann habe in höchster Öffentlichkeit, mit Engagement, Feinsinn und einem Riesenpaket Fachwissen die Thematik erhellt, in deren Mittelpunkt der Mensch und seine Geschichte stehe. Zimmermann habe viele Auszeichnungen für seine bedeutenden wissenschaftlichen Leistungen und Publikationen erhalten. Zudem habe er wissenschaftliche Erkenntnisse über siebenbürgische Geschichte in Lehr- und Forschungsbetriebe des Westens eingebracht. Aus seinen Reden lernten wir viel über uns selbst, und groß müsse daher unser Dank sein, wenn er als bedeutender Wissenschaftler in der deutschen Öffentlichkeit für uns eine Lanze bricht. Servatius-Speck beglückwünschte alle, die ausgezeichnet wurden, dankte für die hervorragende Vorbereitung der Feier und die gelungene Ausstellung. Unser im Kulturzentrum in Gundelsheim aufbewahrtes Kulturerbe solle noch vielen Generationen präsentiert werden.

Prof. Zimmermanns bedankte sich anschließend für die ihm zuteil gewordene besondere Ehrung (siehe Danksagung auf dieser Seite). Robert Thalmann wiederum dankte Zimmermann für seine Worte und Anregungen. Thalmann dankte auch allen, die unsere Landsleute in der neuen Heimat gut aufgenommen haben, und für die gute Zusammenarbeit, die es mit den Kirchen, Vereinen und anderen Institutionen gebe. Weitere Dankesworte gingen an Frau Sevatius-Speck, Herrn Habicher, Pfarrer Heutjer und an den Metzinger Chor mit dessen Leiterin Ilse Abraham. Ein ganz besonderer Dank gebühre jenen Frauen und Männer, die die Feier vorbereitet hatten. Der Kreisgruppenvorsitzende Ernst Michael Herberth dankte der Tübinger Nachbarschaft für alles hier Geleistete. Einen wesentlichen Anteil daran habe Familie Robert und Hedda Thalmann, zusammen mit anderen fleißigen Händen, für die stellvertretend die Familien Huber und Melzer genannt werden sollten. Hilde Hain bedankte sich beim Vorstand und allen Helfern für ihr Engagement für dieses Fest.

Der offizielle Teil der Feierlichkeiten wurde abgeschlossen mit dem Lied "Als Freunde kamen wir", gesungen vom Metzinger Chor. Zusammen mit dem Chor stimmten der Saal das Lied "Af deser Ird" an, ehe alle sich erhoben und gemeinsam das Siebenbürgenlied sangen. Durch die gute Bewirtung mit Hanklich und Striezel, die gelungene Ausstellung sowie das vorzügliche Festprogramm wird diese Jubiläumsfeier allen Gästen in schöner Erinnerung bleiben.

Anneliese Lipp

Schlagwörter: Jubiläum

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