21. Mai 2006

Hundertjähriges Kulturgut zum 100. Jubiläum

Es war Ehre und Anerkennung zugleich, als der Vorsitzende des Heimatvereins Herzogenaurach, Klaus-Peter Gäbelein, zum 100. Jubiläum des Vereins auch die Siebenbürgisch-Sächsische Volkstanzgruppe und einige engagierte Landsleute aus Herzogenaurach, die schon mit dem Heimatverein zusammengearbeitet hatten, einlud. Also überlegte man in der Nachbarschaft Herzogenaurach, was für ein Geschenk man vor Ort im Namen der Kreisgruppe Nürnberg – Fürth – Erlangen überreichen könnte.
Zurückgreifend auf eine Erfahrung des Jahres 2002, als die Ausstellung „Siebenbürgisch-Sächsisches Kulturgut am Hasengarten“ in den Räumen des Heimatvereins, des alten Hauses „Steinweg 5“, eine sehr gute Resonanz unter den Besuchern hervorgerufen hatte, wurde Marianne Hager um Rat und Hilfe gebeten. Sie hatte damals drei Ausstellungsräume mit eigenen Kulturgütern bestückt, wobei beeindruckende alte nordsiebenbürgische Stickereien den überwiegenden Teil der Ausstellung ausmachten. Marianne Hager, die aus Nordsiebenbürgen stammt und vor ihrer Aussiedlung im südsiebenbürgischen Viktoriastadt lebte, wohnt nun in einem Vorort am Hasengarten, der im Namen der damaligen Ausstellung vorkommt. Nun stellte sie zu diesem 100-jährigen Jubiläum kurz entschlossen der Nachbarschaft ein „Stälpchi“ zur Verfügung, das noch älter ist als der Heimatverein Herzogenaurach. Sie machte daraus ein Kissen und lieferte die Daten für ein Authentizitätszertifikat. Des Wertes dieses Geschenkes wohl bewusst, fand sie es richtig, dass sich die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen auch auf diese Weise in der neuen Heimat einbringt. So nahm denn eine Gruppe von Landsleuten in Festtracht, das wertvolle Kissen mitführend, an der Festveranstaltung im bis auf den letzten Platz besetzten Vereinshaus Herzogenaurach teil.
Doris Hutter überreicht Klaus-Peter Gäbelein Kissen und Authentizitätszertifikat. Links im Bild – ebenfalls in Agnethler Tracht – Georg Hutter. Foto: Karl Schuster
Doris Hutter überreicht Klaus-Peter Gäbelein Kissen und Authentizitätszertifikat. Links im Bild – ebenfalls in Agnethler Tracht – Georg Hutter. Foto: Karl Schuster

Der Heimatverein Herzogenaurach ist die zweitstärkste Gruppierung im größten fränkischen Kulturbund. Viele prominente Gäste waren gekommen. Paul Beinhofer, Vorsitzender des Frankenbunds, würdigte in seiner Rede die „echte Verbundenheit des Heimatvereins Herzogenaurach mit der Kultur und dem Lebensraum Franken“. Es erfolgten Ehrungen, man genoss Saitenmusik mit Dreigesang und den Chor „Liederkranz“, der das zu diesem Anlass von Gerald Fink komponierte Heimatlied „Herzogenaurach blühe fort“ uraufführte. Dann wurden Geschenke überreicht. Wir brachten zum Ausdruck, dass uns viel daran liege, dass unser neues Zuhause zu einer neuen Heimat für uns werde. Es war sehr schön mit anzusehen, wie sich Herr Gäbelein über das Geschenk freute. Er werde ihm einen Ehrenplatz geben, sagte er. Auch die Bezirksheimatpflegerin Andrea Kluxen war sichtlich beeindruckt vom wertvollen Geschenk.

Im Authentizitätszertifikat des Kissens, das das Wappen unserer Landsmannschaft trägt, steht: „Dieses Kissen, das als Stangentuch (Stälpchi) Ende des 19. Jahrhunderts in Nordsiebenbürgen gefertigt wurde, diente ursprünglich als Wohnschmuck. Es wurde an einer Stange oder direkt unter der Zimmerdecke angebracht und ist ein Erbstück aus dem Eigentum der aus Nordsiebenbürgen ausgesiedelten Marianne Hager, wohnhaft in Niederndorf. Aus dem Stangentuch wurde ein Kissen (35 cm x 35 cm) hergestellt. Die Leinwand ist aus Hanf. Vom Anbau bis zum Verspinnen der Pflanzenfaser und dem Weben ist alles Handarbeit. Das Garn (Feuti) wurde mit Pflanzenteilen nach alten Bauernrezepten selbst gefärbt. Die Stickerei ist der Zopfstich, oft verwendet in Nordsiebenbürgen. Der Zopfstich entspricht 1,5 Kreuzstich. Das Rosenmotiv ist typisch für Stickereien in Nordsiebenbürgen und steht für Liebe, Freundschaft, Freude sowie für Trauer. Die Siebenbürger Sachsen aus der Nachbarschaft Herzogenaurach gratulieren dem Heimatverein Herzogenaurach herzlich zum 100. Jubiläum und schenken ihm dieses mitgebrachte über hundert Jahre alte Kulturgut!“

In der lokalen Zeitung erschien ein Bild von der Übergabe des Kissens mit dem Untertitel: „Die Siebenbürger Sachsen gaben ein gesticktes historisches Kissen“. Der Fränkische Tag betitelte seinen Bericht: „Dem Lebensraum Franken verbunden“. Gilt dies nicht auch ein wenig für die Siebenbürger Sachsen aus der Nachbarschaft Herzogenaurach?

Doris Hutter


Schlagwörter: Nachbarschaften, Jubiläum, Brauchtum

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