18. August 2008

Frauen im 21. Jahrhundert

Ist das 21. Jahrhundert weiblich? Welche Frauen sind für das 21. Jahrhundert wohl typisch? Mütter? Alleinerziehende Mütter? Sind es die Frauen in gehobenen Führungspositionen in der Wirtschaft, in Bildung, in Politik, Kunst, Sport? Der Verona-Pooth-Typus? Kräftige, sportliche, kämpfende Frauen? Die Christiansens, die Wills, die Illners? Oder Politikerinnen wie Merkel, Rice, de Kirchner bzw. Gabriele Pauli oder An­drea Ypsilanti? Oder werden letztlich doch allein die Frauen aus der muslimischen, aus der chine­sischen oder indischen Welt für unser Jahr­hundert prägend sein? Wohin entwickelt sich das Liebesleben im 21. Jahrhundert, denn längst zeigt sich, dass Sexualität und Fort­pflanzung im­mer weiter auseinander rücken. Diese und weitere Fragen erörterte Horst Göbbel in seinem dritten Vortrag zum Thema Frauen am 8. Juli im Haus der Heimat in Nürnberg. Thesen des Jour­nalisten, Li­te­raturwissenschaftlers, Buchautors und Mithe­raus­gebers der Frankfurter Allge­meinen Zeitung, Frank Schirrmacher, bildeten die Grundlage der Ausführungen.
Derzeit stellen Frauen rund 52 Prozent der Menschheit und leisten zwei Drittel der Arbeit auf diesem Planeten, sie bekommen dafür aber nur 10 Prozent des Lohnes und besitzen nur ein Prozent des Weltvermögens. Vor 100 Jahren öffneten sich erste deutsche Universitäten dem Frauenstudium und nahmen Studentinnen als reguläre Hörerinnen auf – heute sind sie in den Hörsälen und Seminaren in der Mehrheit. Wir stehen am Anfang eines Jahrhunderts, in dem Frauen erstmals die gleichen Chancen im Beruf haben werden wie die Männer – wenn sie sie ergreifen. In den kommenden Jahren wird sich unsere Lebensweise radikal verändern. In vielen Ländern Europas wird eine wachsende Zahl von Kindern in ihrer eigenen Generation wenige oder gar keine Blutsverwandte mehr haben. Der Zusammenbruch unserer sozialen Grundfesten zwingt uns, unser alltägliches Zusammenleben von Grund auf umzuorganisieren. Dabei werden Frauen eine alles entscheidende Rolle spielen.

Familien sind die Garanten des Überlebens. Die Mutter steht im Zentrum und fühlt sich gerade in Zeiten existenzieller Krisen bis zuletzt für den Fortbestand verantwortlich. Frauen werden hän­deringend als qualifizierte Arbeitskräfte gesucht werden, sie werden existenziell als Mütter und in den Familien als Großmütter gebraucht werden, sie werden dank ihrer sozialen Kompe­tenz eine wirkliche Marktlücke in einer Welt, in der es an Familie mangelt, füllen. Alles, was einer schrumpfenden Gesellschaft fehlen wird, soziale Kompetenz, Einfühlung, Altruismus, das heißt Selbstlosigkeit, Hingabe, Aufopferungs­fähigkeit, Uneigennützigkeit, Edelmut, Nächsten­liebe …, vereinen Frauen auf sich. Unsere schrumpfenden Gesellschaften, die sich neu organisieren, werden, ob sie wollen oder nicht, von diesen Vor­teilen der Frau immer häufiger Ge­brauch machen müssen. Frauen sind Hüterinnen des kulturellen Gedächtnisses. Der Vortrag und die Dis- kussion waren sehr anregend. Wir treffen uns zum letzten Vortrag aus dieser Serie („Die Sie­ben­bürger Sachsen und ihre Frauen“) nach der Sommerpause am 21. Oktober im Haus der Hei­mat in Nürnberg.

Horst Göbbel

Schlagwörter: Vortrag, Frauen, Nürnberg

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