3. November 2009

Kreisgruppe Bonn: „Moien Luxemburg!“

Mit „Moien!“ begrüßt man sich in Luxemburg, egal zu welcher Tageszeit, und mit „Moien!“ begrüßte uns auch Françoize, die junge Dame, die uns durch ihre Heimatstadt führen sollte. Uns, das waren 55 Landsleute aus der Kreisgruppe Bonn, die am 3. Oktober eine Tagestour nach Lu­xemburg unternommen hatten.
Auch diese Reise hatte wieder unser Freund Franz Gerst ausgearbeitet, der ja mittlerweile schon unser „offizieller“ Reisewart ist. Befriedigt stellten wir fest, dass seine Frau Marliese im Bauch des Bus­ses Körbe verstaute, aus denen es verheißungsvoll nach Kipfeln duftete. Sie waren als Stärkung während der Reisepausen gedacht. Bereits im Bus erzählte unser Fahrtenleiter – wie immer bes­tens dokumentiert – Wissenswertes über das Großherzogtum. Selbstverständlich spielte dabei auch Siebenbürgen eine große Rolle, denn die meisten unserer Vorfahren waren ja von hier ausgewandert.
Reisende der Kreisgruppe Bonn vor dem Luxemburger ...
Reisende der Kreisgruppe Bonn vor dem Luxemburger Haus mit der berührenden Aufschrift „Mir wölle bleiwe wat mir sin“.
Als uns Françoize zu unserem Stadtrundgang abholte, waren wir bereits über das Wichtigste in­formiert. Die junge Studentin wusste über uns und unsere Heimat ebenfalls genau Bescheid und es machte ihr denselben Spaß wie auch uns auszuloten, inwieweit man sich mit Sächsich und Letzebuergisch verständigen kann. Es klappte verblüffend gut! Allerdings hängt das auch sehr vom Regionaldialekt ab, denn den Stadtführer unserer Nachmittagstour konnten wir kaum verstehen, wenn er sein Letzebuergisch sprach. Wir sahen viele historische und kulturelle Se­hens­würdigkeiten: Kirchen, malerische Plätze, prachtvolle Boulevards, großzügig angelegte Parks und heimelige Altstadtgassen. Natürlich durfte hier auch das uns so berührende Haus mit der Aufschrift „Mir wölle bleiwe wat mir sin“ nicht fehlen. Dieser auch heute noch gültige Wahlspruch der Luxemburger stammt aus dem Jahr 1867, als das Großherzogtum von den Nie­derlanden an Frankreich verkauft werden sollte. Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Stadt zu einer der stärksten Festungen Europas, dem „Gi­braltar des Nordens“, ausgebaut. 23 Ki­lo­meter in den Felsen gehauene oder gemauerte Minen­gänge und Kasematten gab es in der uneinnehm­baren Zitadelle. Heute sind noch 16 Kilometer dieser zum Weltkulturerbe ernannten Anlage zu­gänglich.

„Wir haben von den Deutschen die Gründlich­keit und von den Franzosen die ,Art de vivre‘, also von beiden das Beste übernommen“, bemerkte Françoize, „bei uns fühlen sich Deutsche und Franzosen mit ihren Lebensstilen und ihren Sprachen zuhause.“ Französisch, Deutsch und Letzebuergisch sind Amtssprachen. Untereinan­der jedoch sprechen die Einheimischen das aus dem mittelalterlichen Deutsch der moselfränkischen Region überlieferte Letzebuergisch.

Nach der Mittagspause wurden wir durch den modernsten Teil der Stadt, das neue EU-Viertel Kirchberg, geführt. Die EU siedelte hier ihren Gerichtshof, ihr Statistikamt und andere Insti­tutionen an. In den 70er und 80er Jahren lockten niedrige Steuern und die stabilen Verhält­nisse auch Banken, Finanzkonzerne und Versi­- cherungen ins Land. Luxemburg wurde – statistisch gesehen – zum reichsten Land der Welt. Vier von zehn Luxemburgern stammen heute aus dem Ausland, in Luxemburg-Stadt sogar 44,5 % der Bevölkerung. In der Gastronomie arbeiten vor allem Fran­zo­sen, auf dem Bau fast nur Portugiesen, das Per­so­nal der Banken und Ver­sicherungen kommt hauptsächlich aus Deutsch­land, Belgien und England. Jeden Tag fah­ren mehr als 120 000 Menschen aus den Nach­barregionen zur Arbeit in die kleinste Hauptstadt der EU – und die Einhei­mischen nehmen es gelassen hin.

Müde, aber begeistert verließen wir am späten Nachmittag die Stadt und winkten ihren freund­lichen Bewohnern „Auf Wiedersehen“ zu. Den Organisatoren unserer Reise, dem Ehepaar Marliese und Franz Gerst, möchten wir hier mit einem letzebuergischen „Vilmols merci!“ noch einmal herzlich danken.

p.z.

Schlagwörter: Reisebericht, Nordrhein-Westfalen, Luxemburg

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