4. Juni 2010

Preisverleihungen 2010 in Dinkelsbühl

Zu den diesjährigen Preisverleihungen begrüßte der Vorsitzende des Kulturpreisgerichts, Dipl.-Ing. Arch. Volker Dürr, am Pfingstsonntagnachmittag in der gut gefüllten Sankt-Pauls-Kirche zu Dinkelsbühl die Preisträger, ihre Laudatoren sowie die mitwirkenden Musiker. Die bei diesem Heimattag vergebenen Preise verteilten sich auf die Bereiche Jugendarbeit, Literatur und Wissenschaft. Mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis 2010 wurden Prof. Dr. Dr. Hermann A. Hienz und Joachim Wittstock ausgezeichnet, den Siebenbürgisch-Sächsischen Jugendpreis erhielt das Ehepaar Anna und Harald Janesch, den Ernst-Habermann-Preis erhielt Mirja Harms.
Mit Werken des aus Siebenbürgen stammenden Komponisten Waldemar von Baußnern (1866-1931) gestalteten die Künstler Cami Hotea-Schulz (Violine), Valeria Lo Giudice (Violoncello) und Angela Gehann-Dernbach (Klavier) ein niveauvolles musikalisches Rahmenprogramm (über die Baußnern-Akzente im Heimattagsprogramm wird in der nächsten Ausgabe dieser Zeitung berichtet). In seiner Begrüßung bat Volker Dürr die Festgemeinde um ein stilles Gedenken für den am 2. Mai 2010 in Wiehl im Oberbergischen Land verstorbenen Zeichner und Maler Friedrich von Bömches.

Solitäres Grundlagenwerk

Hermann A. Hienz hat als Professor der Medizin und der Biologie in Forschung und Lehre zur Entwicklung seiner Schwerpunktgebiete Pathologische Anatomie und Zellenlehre beigetragen. Zudem hat der Gelehrte das „Schriftstellerlexikon der Siebenbürger Deutschen“, das von Joseph Trausch und Friedrich Schuller in vier Bänden begonnen und dann von seinem Vater Dr. Hermann H. Hienz fortgesetzt wurde, durch eigene, ehrenamtlich erbrachte Beiträge ergänzt, mit fünf Bänden bis zum Buchstaben P fortgeführt und die Vorarbeiten für weitere Bände abgeschlossen. „Mit diesem bio-bibliographischen Handbuch für Wissenschaft, Dichtung und Publizistik hat er der Wissenschaft ein Referenzwerk an die Hand gegeben, das es so für keine andere deutsche Gruppe außerhalb des binnendeutschen Sprachraums gibt.“, heißt es in der Urkunde für den Kulturpreisträger.

In seiner Laudatio würdigte der Vorsitzende des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrates, Dr. Dr. h.c. Christoph Machat, ausgehend von den biografischen Daten von Hermann A. Hienz, dessen außerordentliche Lebensleistung auf wissenschaftlichem Felde sowie im Dienst der siebenbürgischen Landeskunde. Hermann A. Hienz wurde am 14. November 1924 in Hermannstadt geboren. Der Abiturient des Brukenthal-Gymnasiums wurde 1943 mit dem Prof.-Dr.-Hartmut-Palmert-Preises für Biologie ausgezeichnet. Nach dem Krieg studierte er in Heidelberg Medizin. Nach seiner Promotion absolvierte Dr. Hienz eine Fachausbildung am Pathologischen Institut der Universität Heidelberg, parallel setzte er sein Biologiestudium fort, promovierte 1958 zum Dr. rer.nat. und habilitierte sich ein Jahr später. 1964 wechselte er als leitender Oberarzt an das Pathologischen Institut des Klinikums Essen. 1965 erhielt er den Wilhelm-Warner-Preis für Krebsforschung. 1970 erfolgte die zweite Habilitation für Zytogenetik. 1969 war Prof. Hienz zum Direktor des Instituts für Pathologie der Städtischen Krankenanstalten in Krefeld gewählt worden, wo er bis zu seiner Pensionierung 1991 wirkte.

Prof. Dr. Dr. Hermann A. Hienz. Foto: Konrad ...
Prof. Dr. Dr. Hermann A. Hienz. Foto: Konrad Klein
Die medizinischen und biologischen Arbeiten des Wissenschaftlers summieren sich auf über 150 Publikationen. „Vor diesem Hintergrund erst wird das Ausmaß der Leistungen von Professor im Dienste der siebenbürgischen Landeskunde deutlich“, unterstrich Machat. Trotz beruflicher Belastung konnte er in den Jahren 1980 bis 1985 die ersten zwölf Folgen der „Beiträge zum Schriftsteller-Lexikon der Siebenbürger Deutschen“ als Beilage zur Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde herausgeben. Hienz war 1980 bis 1986 im Vorstand des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde aktiv und hat sich mit zahlreichen Veröffentlichungen und Vorträgen in das siebenbürgisch-sächsische Kulturleben in Deutschland eingebracht. Das „Schriftstellerlexikon der Siebenbürger Deutschen“ nannte der Laudator eines der Hauptwerke des alten Landeskundevereins. Prof. Hienz habe die bis dahin geleistete Arbeit am Lexikon fortgeführt und „in umfänglicher Weise bis zur Druckreife weiterbearbeitet“. Im Böhlau-Verlag Köln hat er in den Jahren 1995 bis 2004 fünf Bände für insgesamt 704 Autoren mit den Buchstaben A bis P veröffentlicht. Überdies habe er die Vorarbeiten für die verbliebenen Bände vorgelegt, die er aus Altersgründen nicht mehr vollständig selber bearbeiten konnte. Nach dem Urteil von Dr. Machat ist dies ein „Grundlagenwerk, das es in dieser Form für keine andere deutsche Gruppe außerhalb des binnendeutschen Raums gibt“. Link zum Video Video: Interview mit Kulturpreisträger Prof. Dr. Hermann A. Hienz am Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl 2010 In seiner Danksagung erklärte Prof. Hienz, dass er anfänglich gezögert habe, den Preis anzunehmen, da er „nur ein Teil des Lexikons“ sei. Er habe sich dann dazu entschieden, es „auch im Namen meines Vaters“ zu tun. Der Kulturpreisträger dankte u. a. dem Siebenbürgen-Institut für die Unterstützung seiner Arbeit. Das ihm zugesprochene Preisgeld werde er der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek in Gundelsheim schenken. Der am Pfingstsonntag in Dinkelsbühl von Prof. Dr. Dr. Hermann A. Hienz gehaltene Vortrag „Zum Schriftstellerlexikon der Siebenbürger Sachsen“ wird in der kommenden Ausgabe dieser Zeitung abgedruckt.

„Mittler zwischen den Kulturen“

Ebenfalls mit dem Siebenbürgisch-Sächsischer Kulturpreis 2010 ausgezeichnet wurde der siebenbürgische Schriftsteller Joachim Wittstock. „Durch sein literarisches und literaturwissenschaftliches Werk wie durch sein Wirken und seine Wirkung, die von einer Haltung getragen ist, die sich auch unter widrigsten Verhältnissen nicht verbiegen ließ, ist Joachim Wittstock der herausragende Vertreter der deutschen Literatur in Rumänien. Im Zentrum seiner Aufmerksamkeit stehen die Siebenbürger Sachsen mit all den menschlichen, historischen, politischen und sozialen Verästelungen und Implikationen, denen sie durch die Umbrüche des 20. Jahrhunderts ausgesetzt waren.“, konstatiert die in der Sankt-Pauls-Kirche verlesene Kulturpreis-Urkunde.

Prof. em. Dr. Horst Schuller hielt die Laudatio mit folgendem „Introitus“: „eine lautere Stimme, keine laute Stimme; eine eindringliche Stimme, keine aufdringliche Stimme; eine gerecht abwägende Stimme, keine selbstgerechte Stimme. Eine unverwechselbare Stimme.“ Der Germanist umriss Wittstocks Werk: 20 Bände, wissenschaftliche Studien und Aufsätze zur Literatur- und Kulturgeschichte, Interviews, Rezensionen, Beiträge und Nachdrucke in Sammelbänden, Zeitschriften, Kalendern, Jahrbüchern und Lehrbüchern. Wie der Laudator ausführte, war der 1939 in Hermannstadt geborene Sohn des Schriftstellers Erwin Wittstock (1889-1962) als Literaturhistoriker am Hermannstädter Institut für Kulturwissenschaften zuständig für komparatistische Projekte, für die Erforschung der deutsch-rumänischen Kontakte und für die Literaturgeschichte deutschsprachiger Autoren auf dem Gebiet des heutigen Rumänien. Diese Literaturgeschichte sei heute als Gemeinschaftswerk in vier Bänden greifbar. Wie Prof. Schuller befand, wäre das Übersichtswerk „ohne Joachim Wittstocks fachliche Kompetenz, seine geistige Autorität, sein Verantwortungsbewusstsein und seinen Takt im Umgang mit wechselnden Mitarbeitern“ „wohl nie fertig gestellt worden“.

Der mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen ...
Der mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis 2010 ausgezeichnete Schriftsteller Joachim Wittstock. Foto: Christian Schoger
Zudem erwarb sich Wittstock Meriten als Verfasser und Herausgeber von Belletristik. Schuller wies u. a. auf dessen historisch-kritische Werkausgabe in vier Einzelbänden von Erwin Wittstocks Prosa hin. Als Verfasser von schöner Literatur hinterfrage Joachim Wittstock „problematische Motive wie überschüssige Identitätsbeschwörungen, Heldenmythen, Opfer- und Täter-Rollen“ und bestehe dabei „auf objektiver Wahrheit sowie unkorrumpiertem Rechtssinn“. Bei dem Hermannstädter Autor fielen Ethik und Ästhetik nicht auseinander. Wittstocks literarischen Texte sind Gedichte, Essays, Übersetzungen aus dem Rumänischen, dem Siebenbürgisch-Sächsischen und aus dem Mittellateinischen, vor allem aber“ kurze, ironisch und selbstironisch wohltemperierte, mehrbödige Kabinettstücke in Prosa“, so Schuller, Skizzen und Erzählungen, überdies drei Romane („Ascheregen“, „Bestätigt und besiegelt“, „Die uns angebotene Welt“). Texte von Joachim Wittstock sind in verschiedene Sprachen übersetzt worden und in Büchern, Anthologien und Periodika u. a. in Rumänien, Ungarn, Österreich, Deutschland, Russland, der Schweiz, in Frankreich oder Belgien erschienen. Link zum Video Video: Interview mit dem Schriftsteller Joachim Wittstock, der am Heimattag der Siebenbürger Sachsen mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis 2010 ausgezeichnet wurde Der zuerkannte Siebenbürgisch-Sächsische Kulturpreis 2010 reiht sich ein in eine Serie von Auszeichnungen, um nur einige wenige zu nennen: Preis des Rumänischen Schriftstellerverbandes (1978, 1983), „Silberdistel“-Preis der Kronstädter Karpatenrundschau (1984, 1986), Preis des „Adam-Müller-Guttenbrunn“-Literaturkreises in Temeswar ((1984), Ehrengabe der Deutschen Schillergesellschaft (1991, Weimar), Ehrendoktorwürde der Hermannstädter Lucian-Blaga-Universität (2000), Opera-omnia-Preis des Rumänischen Schriftstellerverbandes, Zweigstelle Hermannstadt (2007). Der Laudator qualifizierte Wittstock als „berufenen Mittler zwischen den Kulturen“.

Joachim Wittstock dankte dem Kulturpreisgericht für diese Auszeichnung, den verleihenden Verbänden der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Österreich, nicht zuletzt dem Laudator. Der Kulturpreis ehre ihn besonders in Anbetracht des Umstandes, dass „das Kulturverständnis unserer Tage, beträchtlich umfassender als noch vor einem Menschenalter, vieles vom Tumult der Welt in sich aufgenommen“ habe. Auch in Siebenbürgen gelte als „vollgültiger Ausdruck kulturellen Wollens im Bereich der Klänge oft das Laute, das Lärmende“. Einst geschätzte „Verhaltenheit und Diskretion“ würden vielfach als „schwächlich und unzeitgemäß“ verworfen. In Wittstocks Worten sei beim diesjährigen Heimattag „einer recht stillen Kulturauffassung der Vorzug eingeräumt“ worden; das treffe auch für Prof. Hienz zu. Wie dieser schenkte der Schriftsteller Joachim Wittstock sein Preisgeld dem siebenbürgisch-sächsischen Zentrum in Gundelsheim.

Nachhaltige Jugendarbeit

Der Siebenbürgisch-Sächsische Jugendpreis wird seit 1993 an Einzelpersonen oder Gruppen verliehen, die Herausragendes in für die siebenbürgisch-sächsische Jugendarbeit geleistet haben. Preisstifter sind die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD) und Studium Transylvanicum. Diesjähriger Preisträger ist das Ehepaar Anna und Harald Janesch insbesondere in Anerkennung ihrer „jahrzehntelangen Unterstützung“ sowie der „Nachhaltigkeit ihrer Arbeit bis in die heutige Zeit“. Die Laudatio hielt der SJD-Bundesvorsitzende Rainer Lehni, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und Vorsitzender der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen.

Lehni gab einen kurzen Abriss beider Lebensläufe. Anna alias Enni Janesch, geborene Kellner, kam 1941 in Stein zur Welt. In der Nachkriegszeit verschlägt es ihre Familie im Zuge der „Kohleaktion“ 1953 in die siebenbürgische Siedlung Oberhausen-Osterfeld. 1965 zieht die Familie in die neu entstandene Siebenbürger-Sachsen-Siedlung Drabenderhöhe. Geprägt von der Gemeinschaft in Stein, der Bruder- und Schwesternschaft sowie der Bergschule in Schäßburg, engagiert sich Anna in der lokalen Volkstanzgruppe, bald als deren Leiterin. Ihren ersten Auftritt hat die Gruppe am 16. Juni 1966 bei der offiziellen Einweihung der Siedlung. In der Volkstanzgruppe lernt sie auch ihren späteren Mann kennen. Harald alias Harry Janesch, 1938 in Marienburg geboren, war 1965 nach Deutschland ausgesiedelt. 1968 heiraten sie. Beide studieren an der Pädagogischen Hochschule Bonn und ergreifen danach den Lehrberuf: Anna Janesch unterrichtete die letzten 25 Jahre an der Gemeinschaftsgrundschule in Drabenderhöhe, ihr Gatte bis zur Pensionierung an der Gemeinschaftsgrundschule in Wiehl. Neben Familie und Beruf ist das Ehepaar in vielen Funktionen ehrenamtlich aktiv, wie der Laudator ausführte. Das Ehepaar Janesch - beide waren Landesjugendreferenten in NRW - leitete 1971 das erste Internationale siebenbürgisch-sächsische Jugendlager mit Jugendlichen aus Deutschland, Österreich, den USA und Kanada, 1973 auch das zweite Jugendlager (heutige Bezeichnung: Föderationsjugendlager). Die Durchführung dieser ersten beiden Jugendlager wirke bis heute nach, betonte Lehni.
Die diesjährigen Jugendpreisträger Anna und ...
Die diesjährigen Jugendpreisträger Anna und Harald Janesch. Foto: Josef Balazs
Das bisherige ehrenamtliche Tätigkeitsspektrum von Anna Janesch umfasst u. a. folgende Funktionen: 19 Jahre lang Leiterin der Vereinigten siebenbürgischen Chöre in NRW; seit 1979 im Vorstand der Kreisgruppe Drabenderhöhe, seit 2003 deren Vorsitzende; seit 1994 Bundesfrauenreferentin unseres Verbandes; im Vorstand des Honterus-Chores, seit 1982 Leiterin der choreigenen Theatergruppe Mitbegründerin der Steiner Nachbarschaft. Zudem ist Frau Janesch politisch aktiv im Rat der Stadt Wiehl (Mitglied im Kultur-, Schul-, Sozial- und Jugendhilfeausschuss). Im Herbst 2009 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz verliehen. Link zum Video Video: Interview mit Anna und Harald Janesch, den Preisträgern des Siebenbürgisch-Sächsischen Jugendpreises Harald Janesch war bis April 2010 zwölf Jahre lang Vorsitzender der Landesgruppe NRW und ist seither ihr Ehrenvorsitzender. Ferner ist er stellvertretende Vorsitzender des Hilfskomitees, gleichfalls des Trägervereins des Alten- und Pflegeheims „Haus Siebenbürgen“ Drabenderhöhe des Adele-Zay-Hilfsvereins. Als Mitbegründer der Marienburger Nachbarschaft leitete er diese 24 Jahre lang. Auf sportlichem Gebiet engagierte er sich für die Kinder und Jugendlichen in Drabenderhöhe, sei es als Trainer und Übungsleiter in der Turnabteilung des BV 09 Drabenderhöhe oder als Schiedsrichter im Westdeutschen Volleyballverband. „Für diesen vielfältigen und engagierten Einsatz im Bereich Jugendarbeit, einer Arbeit, die heute noch Früchte trägt, möchte die ´Jugend nun Enni und Harald Janesch ihren Dank aussprechen“, schloss der Laudator.

Die Jugendpreisträger betonten die mit dieser Auszeichnung verbundene außerordentliche Freude. Harald Janesch dankte dafür, „dass man uns die gesamte Arbeit hat machen lassen“. „Wir haben alles aus Liebe und Verbundenheit mit unserer siebenbürgischen Gemeinschaft getan“, unterstrich Anna Janesch, die, an ihren Dank an die Familie und Kinder sowie alle, „die uns gefordert, gefördert, begleitet und unterstützt haben“, anknüpfend Gottes Segen wünschte, „damit wir weiterhin gemeinsam unterwegs sein können“.

Diplomrestauratorin erhält Ernst-Habermann-Preis

Die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung verleiht alle zwei Jahre den dotierten Ernst-Habermann-Preis zur Förderung junger Wissenschaftler und Künstler. Preisträgerin des Jahres 2010 ist die Diplomrestauratorin Mirja Harms. Die gebürtige Ostfriesin wurde ausgezeichnet für ihre wissenschaftliche Arbeit „Erfassen – Erschließen – Erhalten. Der Bestand an Stollentruhen in der Wehrkirche zu Henndorf/Bradeni in Rumänien“. Die Vorsitzende des Trägervereins Siebenbürgisches Museum, Dr. Irmgard Sedler, erläuterte in ihrer Laudatio zunächst den historischen Kontext der Stollentruhen, „die wir heute als kulturgeschichtliche Zeugnisse siebenbürgisch-sächsischer Lebensweise betrachten und deren Geschichte, Funktion und Gestaltung bis heute noch einige Rätsel aufgeben.“ Die 127 auf dem Dachboden der Kirche in Henndorf erhalten gebliebenen Stollentruhen werden seit 2003 einer systematischen Aufarbeitung unterzogen.

Wie Dr. Sedler ausführte, habe die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim – über den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrat und das Siebenbürgische Museum in Gundelsheim und mit öffentlichen Mitteln finanziert – ein Projekt initiiert, das sich der Erfassung, Erschließung und Erhaltung dieses Bestandes bis heute widmet. Mirja Harms, die 2004 an der Konservierungskampagne in Schäßburg mitwirkte und später noch fünf weitere Male vor Ort war, hat die bis 2009 gesammelten Informationen zum Thema in einer Masterthesis zusammengefasst.
Die Trägerin des Ernst-Habermann-Preises, Mirja ...
Die Trägerin des Ernst-Habermann-Preises, Mirja Harms (rechts), neben der Laudatorin Dr. Irmgard Sedler. Foto: Hans-Werner Schuster
Die Laudatorin würdigte die von der jungen Wissenschaftlerin nun vorgelegte „komplexe Arbeit“. Harms habe sich „einfühlsam in die Geschichte siebenbürgischen Lebens im Karpatenbogen eingearbeitet“, dabei auch „so wichtige Aspekte wie Sicherheit von Kulturgut im kommunistischen Rumänien oder auch in Zeiten des Exodus der Sachsen am Ende des 20. Jahrhunderts“ mit einbezogen. In ihrer „vielschichtig vorgenommenen Objektanalyse“ habe sie auch die spezifische Konstruktionsweise, Dekoration, Farbgebung und Ikonographie der Henndörfer Stollentruhen berücksichtigt. „Mit den Erkenntnissen aus den empirischen Untersuchungen“, so resümierte Dr. Irmgard Sedler, „ist hier eine Arbeit entstanden, die ein Zeichen setzt im Bereich.“ Link zum Video Video: Interview mit der Preisträgerin des Ernst-Habermann-Preises Mirja Harms beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen Die Preisträgerin Mirja Harms dankte all jenen, die sie bei ihrer Arbeit unterstützt haben, insbesondere der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung. Deren Vorstandsmitglied Hans-Joachim Acker ergriff noch das Wort zu einem Appell. Das Stiftungskapital sei inzwischen massiv geschrumpft. Acker bat um Zustiftungen, damit die Siebenbürgisch-Sächsische Stiftung ihre wichtige Arbeit fortsetzen könne.

Christian Schoger

Schlagwörter: Heimattag 2010, Kultur, Preisverleihung

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