7. Dezember 2010

Münchner Klaviertrio begeisterte im Schloss Nymphenburg

Zu einem Benefizkonzert zugunsten obdachloser bzw. hilfsbedürftiger Kinder und Jugendlicher hatte der Lions-Club München das Münchner Klaviertrio mit Donald Sulzen (Klavier), Michael Arlt (Violine), Gerhard Zank (Violoncello) und als Gast den Bratscher Tilo Widemeyer verpflichtet, die ihr Engagement und Können zu diesem Zweck honorarfrei zur Verfügung stellten. Dass dieses 1982 gegründete Trio mit dem in Hermannstadt geborenen Cellisten Gerhard Zank seit Jahren zu den gefragtesten deutschen Kammermusikensembles zählt, bestätigte sich in überwältigender Weise am Abend des 6. November im vollbesetzten Hubertussaal.
Für den Autor dieses Beitrags war dieser Abend in zweifacher Hinsicht ein beglückendes Erlebnis: an einem musikalischen Ereignis teilgehabt zu haben, worin Musik ein Sein und eine Wahrheit ausdrückt, die nicht nur identisch ist mit dem gehörten Klang, sondern darüber hinaus weist; dass dieser Prozess zudem noch von einem hochbegabten siebenbürgischen Musiker mitgeprägt und als Mitglied des Lions-Clubs München auch diesem vermittelte wurde, hat mich zusätzlich mit Stolz erfüllt.

Ob es das eingangs erklungene „Zigeunertrio“ von Joseph Haydn, das Klavierquartett in Es-Dur Op. 47 von Robert Schumann oder das kurz nach der Pause zu Gehör gebrachte „Dumky-Trio“ Op. 90 von Antonin Dvorak war, strebten deren Interpreten mit gemeinsamer künstlerischer Intensität und überragender interpretativer Homogenität einem einheitlichen Ganzen zu, worin das Ende wieder in den Anfang mündet. Es ist sicher für einen Interpreten nicht einfach, die ästhetischen, emotionalen und intellektuellen Schichten des Umgangs mit Musik zu überschreiten, die wichtig, aber eben nicht „das letzte Wort“ sind. Sie bilden bloß die Startbasis zum Aufstieg ins „Unhörbare“ hinter dem Hörbaren. Wie dieser Aufstieg in eindrucksvollster Vollendung seitens der drei Interpreten in den Raum hinein „gesungen“(!) wurde, erlebten die Zuhörer vom ersten Ton an eines zunehmend faszinierenden Ablaufs virtuoser, emotionsgeladener Musizierlust.
Münchner Klaviertrio, von links nach ...
Münchner Klaviertrio, von links nach rechts: Michael Arlt (Violine), Gerhard Zank (Violoncello) und Donald Sulzen (Klavier).
Dank der klaren, in partnerschaftlichem Kolorit verschmelzenden, melodischen Linienführung des Klaviers, sekundiert durch ein intensiv wie innig vibrierendes Cello und einer in überragend ausschweifenden Kantilenen dominierenden Geige erreichte das „Rondo all’ongarese“ des Finalsatzes aus Haydns „Zigeunertrio“ seinen ersten Höhepunkt. Unvergesslich sodann die vom Trio klanglich-musikalisch ausgeloteten, feineren, poetischeren Stimmungsbilder des Es-Dur-Klavierquartetts von Schumann. In dem nach der Pause erklungenen „Dumky-Trio“ von Antonin Dvorak trat das nationale Element seiner Musik in sechs baladesken slawischen Liedern und Tänzen ukrainischer Volksweisen besonders plastisch hervor durch eine von emotionalem Wechsel zwischen Wehmut und Lust geprägte Interpretation. Nach lang anhaltendem begeisterten Applaus der Zuhörerschaft offerierten die drei Musiker als Zugabe den stimmungsvollen dritten Satz aus Schumanns 2. Klaviertrio in F-Dur Op. 80.

Wie jede echte Kunst bietet auch Musik ein Bild des Alls auf der Ebene der „kleinen Mysterien“. Wird sie im Bewusstsein dieser Wahrheit ausgeübt, dient sie der Versenkung als Stütze, und die Freude, die sie nebenbei hervorruft, ist als Widerschein göttlicher Glückseligkeit anzusehen. So konnte sich dieser Abend dank interpretativer Perfektion und totaler emotionaler Gelöstheit zu einer kammermusikalischen Sternstunde entwickeln.

Peter Szaunig

Schlagwörter: Konzert, München, Klassik, Hermannstadt

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