13. Juni 2011

Emos Welt

Bis zum 10. Oktober verlängert wurde Emo Schuschnigs Ausstellung „Odyssee im Süden“ im Evangelischen Seniorenheim in Eichenau bei Fürstenfeldbruck (täglich bis 20.00 Uhr). Gezeigt werden Impressionen in Acryl aus Mallorca, Kreta, der Provence, der Toskana und von den Kanarischen Inseln – Landschaften, Blumenbilder, verschlafene Straßenwinkel und Terrassen im warmen Licht der Spätnachmittagssonne. Also alles, was die Magie der mediterranen Welt so ausmacht.
Der aus Hermannstadt stammende, heute bei Fürstenfeldbruck lebende Emo Schuschnig, 65, bezeichnet sich selbst als „reisenden Kunstmaler aus Eichenau, Wandmaler und Portraitist“. 1980-1987 wirkte er erfolgreich auch als Freskenmaler in Los Angeles, wo er öfter auch mal für Film- und andere Prominenz Aufträge übernahm, etwa für Liz Taylor, Gregory Peck, Steven Spielberg (Filmkulissen von Indiana Jones), aber auch für den damals gerade in Amerika durchstartenden Gianni Versace (vergleiche auch Siebenbürgische Zeitung vom 31. Juli 2010). Im Juni wird er wieder auf Kreta, seiner Lieblingsinsel, den Urlaub verbringen – nicht zufällig im Hafenstädtchen Jerápetra, wo er vor genau 20 Jahren seine heutige Frau kennenlernte.

„Für Sie wohl das reinste Malerparadies, die Häfen an der Südküste“, presche ich vor bei einer Tasse Tee in Schuschnigs Atelierwohnung. „Von wegen. Da werd ich keinen Strich tun, höchstens ein paar Skizzen machen. Aquarellmaler haben es da entschieden leichter als ich mit meinen Acrylbildern“. Ob er denn tatsächlich mit einem Beamer beim Malen arbeite, möchte ich wissen. Nein, es sei bloß ein altmodisches Episkop, mit dem er seine Papierbilder an die Wand werfe. Diese „Bildkonserven“ seien ihm aber sehr wichtig, weil sie gut die Atmosphäre der jeweilige Örtlichkeiten einfingen. Je mehr Aufnahmen er habe, desto besser, wenn er ein Acrylbild male. Ein freimütiges Bekenntnis, mit dem sich andere vielleicht schwertäten. Den Bildern sieht man dies ohnehin nicht an, weil sie fernab eines flachen Realismus oder gar Naturalismus entstanden. Sie strahlen Ruhe, Licht und Wärme aus, also genau jene Stimmung, die so typisch ist für die Länder am Mittelmeer. Ein bis zwei Bilder male er pro Tag – am besten in den frühen Morgenstunden und zu klassischer Musik oder Oper, gern aber auch zu Jazz, je nach Motiv. Eine schweißtreibende Tätigkeit sei so ein von ihm als geradezu rauschhaft empfundener Schaffensakt, aber wer wisse das schon. Wie auch immer: Schuschnigs Bilder sind ein echter Blickfang in jeder Wohnung und auch für Kunstliebhaber erschwinglich, die über kein dickes Portemonnaie verfügen.
Maler des Mediterranen: Emo Schuschnig mit zwei ...
Maler des Mediterranen: Emo Schuschnig mit zwei seiner Arbeiten im Evangelischen Seniorenheim Eichenau. Foto: Konrad Klein
Schuschnig erzählt farbig, gestenreich und mit sparsam gesetzten Worten aus seinem abenteuerlichen Leben. So etwa habe er einen Sturz aus sieben Metern Höhe nur dank den brachialen Behandlungsmethoden eines syrischen Immigranten überstanden: „Ohne ihn wäre ich heute im Rollstuhl. Wer in Amerika in keiner Krankenkasse ist, kann sich die Kugel geben.“

Keine Frage: Hier spricht einer, der sich noch Zeit nimmt, denn Eile ist nicht sein Ding. Man spürt, dass sich hier jemand Gedanken über Gott und die Welt und über sich selbst gemacht hat und dies auch wohltuend uneitel und authentisch vermitteln kann. Dass ein Vollblutmaler wie er auch ein Mann des geschriebenen Wortes ist, war denn aber doch eine Überraschung. Fast täglich bringt Schuschnig seine Gedanken und Beobachtungen zu Papier. Ganze Kladden habe er mit seinen Tagebuchaufzeichnungen gefüllt. Natürlich sei ihm Malerei das Wichtigste, so wichtig, dass er ihr zuliebe ganz bewusst auf Kinder verzichtet habe. Seine Kinder seien eben seine Bilder, von denen er auch gern wisse, ob sie ein gutes Zuhause gefunden hätten, schiebt er lächelnd, aber durchaus ernst gemeint nach.

Emo Schuschnig, übrigens ein Vetter des Theaterregisseurs Hanns Schuschnig, hat nicht den Ehrgeiz, seine Arbeiten in einschlägigen Kunsttempeln und Museen zu sehen, hin gehe er nur, wenn er Anregung und Inspiration brauche. Er gehe mit seinen Arbeiten lieber unters Volk – in Büchereien, Cafés, Arztpraxen oder auch in ein Altersheim, siehe oben. Berührungsängste und Vorurteile sind Schuschnig, dem heiteren Maler-Denker, fremd. Gerade eben beteiligte er sich am Germeringer Stadtfest in der Bücherei „Lesezeichen“ mit 20 Bildern (27.-29. Mai), vom 1. Juni bis 30. Juli wird er mit 26 Bildern im Café Casablanca, ebenfalls Germering, vertreten sein. Und vom 11. bis 24. Juli zeigt er Bilder im Katholischen Pfarramt in Eichenau. Natürlich Mediterranes, was sonst.

Besonders freut ihn, dass er beim Neustart des ehemaligen Rothenburger Figurentheaters von Mark und Tristan Schuschnig, den Söhnen Hanns Schuschnigs, mit von der Partie sein wird (Start am 17. September mit Goldonis „Diener zweier Herren“). Als Grafiker und Bühnenbildberater wird er Karin Scholz, der Frau von Tristan, als Coach künstlerisch zur Seite stehen und dafür sorgen, dass das renommierte Puppentheater mit Plakatgrafik von hohem Wiedererkennungswert ein einheitliches Gesicht am neuen Standort in Wassertrüdingen bei Dinkelsbühl erhält. Im Oktober wird er dann im neuen Figurentheater, das unter dem Namen „Theater 7“ firmieren wird, auch eine Ausstellung mit eigenen Bildern zeigen.

Konrad Klein

Schlagwörter: Maler, Hermannstadt, Ausstellung, Porträt

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