20. September 2011

40-Jahr-Feier des Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museums in Feucht

Feucht, 25. Juni 2011 – Es war ein spannender Abend, der Hermann Oberth sicher gefallen hätte. Er endete allerdings mit einem – zumindest für StarTrek-Fans – ziemlich ernüchternden Fazit: In der Theorie sind nämlich viele der Weltraumabenteuer von Captain Kirk, Mister Spock und den anderen Helden denkbar, praktisch sind sie jedoch vollkommen undurchführbar. Das jedenfalls erläuterte der Vorsitzende des Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museums, der ehemalige D2-Astronaut und heutige Professor für Raumfahrttechnik Ulrich Walter den gut hundert Zuhörern im Feuchter Zeidlerschloss. Walters kurzweiliger Vortrag bildete den Abschluss des zwölften Tags der Raumfahrtgeschichte, mit dem das Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum in diesem Jahr auch sein vierzigstes Gründungsjubiläum feierte.
Der renommierte Wissenschaftler rechnete nüchtern vor, dass weder der Warp-Antrieb, also Reisen durchs All mit Überlichtgeschwindigkeit, noch das Beamen oder gar interplanetarische Abkürzungen durch so genannte Wurmlöcher realistisch sind. In der Theorie könne man zwar viele Ideen der StarTrek-Macher physikalisch schlüssig begründen, nur bei der praktischen Umsetzung stoße man sehr schnell an die Grenzen des Machbaren, führte Walter aus. Mit Realisierbarem und tatsächlich Umgesetztem befassten sich dagegen die raumfahrthistorischen Fachvorträge des Tages: Dr. Tanja Jelnina: „Die Geschichte der Flüssigkeitsrakete HW 1 von Johannes Winkler als Gegenstand der Quellenforschung“, Dr.-Ing. Olaf Przybilski: „Frühe Flüssigkeitsraketentriebwerke des Heereswaffenamtes und ihre maßgeblichen Konstrukteure“, und Michael Hartlieb: „Kurt Wahmke 1904-1934 – Der erste Experimentator in Kummersdorf“. (Ein Tagungsband mit den Vorträgen und Ausarbeitungen der Referenten ist über das Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum erhältlich.)

Nach der Mitgliederversammlung des Museumsvereins, bei der Ulrich Walter als Vorsitzender bestätigt worden war, ließ der Markt Feucht dem Astronauten eine besondere Ehre zuteil werden: Anlässlich seines Aufenthalts in Feucht trug er sich auf Einladung von Bürgermeister Konrad Rupprecht in das Goldene Buch der Zeidlergemeinde ein. Er folgte damit einer guten Tradition, die auch die Verbundenheit des Marktes Feucht mit seinem Ehrenbürger Hermann Oberth und dessen wissenschaftlichem Erbe verdeutlicht: 1994 hatten sich dort bereits die Raumfahrer Edwin Aldrin, Anatoli Solowjow, Ulf Merbold, Sigmund Jähn und Dorin Prunariu eintragen dürfen.
Feierten im Feuchter Rathaus das 40-jährige ...
Feierten im Feuchter Rathaus das 40-jährige Jubiläum des Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museums (v.l.n.r.): Das jüngste Museumsmitglied Maxi Hammermeir, Museumsleiter Karlheinz Rohrwild, Feuchts Erster Bürgermeister Konrad Rupprecht (CSU), D2-Astronaut und Museums-Präsident Prof. Dr. Ulrich Walter, die mittelfränkische Bezirksrätin Barbara Titzsch (CSU) und der Schatzmeister des Museums Klaus-Dieter Schramm.
Prof. Walter nutzte den Empfang im Rathaus für ein deutliches Bekenntnis zum wissenschaftlichen Erbe Hermann Oberths. Der werde, so Walter, tatsächlich mit Fug und Recht „Vater der Weltraumfahrt“ genannt, weil er in seinem Werk „Die Rakete zu den Planetenräumen“ 1923 als Erster überhaupt die physikalischen Grundlagen der Raumfahrt mithilfe von Flüssigkeitsraketen formuliert und schlüssig durchgerechnet hat. Für ihn sei es eine große Ehre, dieses Erbe als Vorsitzender des Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museums weiterzutragen und das Wissen um Oberths Leistungen für künftige Generationen zu bewahren.

Bereits bei der Eröffnung des Tages der Raumfahrtgeschichte hatte Museumsdirektor Karlheinz Rohrwild im Beisein von Landrat Armin Kroder und Bezirksrätin Barbara Titzsch der Hoffnung Ausdruck gegeben, dass sich das Museum in zehn Jahren zur 50-Jahr-Feier seiner Gründung in größerem Rahmen werde präsentieren können. Er wünsche sich langfristig eine Rückkehr ins benachbarte Pfinzingschloss, wo die Familie Oberth von 1943 bis 1988 lebte und wo das Museum auch seine erste Heimstatt hatte. Dort wäre es möglich, den ganzen Umfang an Exponaten zu präsentieren.

Das Museum zeigt auf 160 Quadratmetern eine Fülle von Exponaten zum Leben und Werk Hermann Oberths (1894-1989) und zur Geschichte der Raumfahrt im Allgemeinen. Gegründet wurde es 1971 zur Würdigung des Lebenswerkes des „Vaters der Raumfahrt“. Der Markt Feucht stellt seit 1989 das heutige Museumsgebäude mit ca. 160 qm Ausstellungsfläche zur Verfügung. Zahlreiche Originale, Modelle, Text- und Bildtafeln bringen den Besuchern Geschichte und Entwicklung der Raumfahrt näher. So sind neben vielen weiteren Exponaten mehrere russische und amerikanische Raumanzüge, der Bordanzug des deutschen D1-Astronauten Ernst Messerschmid, ein Modell des „Sputnik 1“ und der dritten Stufe der Trägerrakete „Europa 1“ zu bestaunen. Ein Höhepunkt sind mehrere Raketentriebwerke, auch das der ersten Großrakete der Welt, der Rakete A4. Spektakuläre Filme zur Entwicklung der Raumfahrt bietet ein Kino neben der Ausstellung.

Weitere Informationen im Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum, Pfinzingstraße 12-14, 90537 Feucht, Telefon: (0 91 28) 35 02, Fax: (0 91 28) 1 49 20, E-Mail: info[ät]oberth-museum.org, Internet: www.oberth-museum.org.

Michael Zuber

Schlagwörter: Oberth, Museum, Jubiläum, Raumfahrt

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