23. April 2012

Barockensemble „Transylvania“ stellt auf Konzertreise neue CD vor

„Multikulturalität in Siebenbürgens alter Musik“ – diesen Titel trägt die neueste CD des Barockensembles „Transylvania”, die anlässlich einer Konzertreise vom 25. April bis 5. Mai in der Schweiz und in Deutschland vorgestellt wird.
Das Ensemble aus Klausenburg widmet sich seit 1995 der siebenbürgischen Barockmusik. Es setzt sich jedoch auch für die zeitgenössische Musik Siebenbürgens ein und hat mehrere ihm gewidmete Werke aufgeführt. Vom Wirken des Barockensembles „Transylvania“ zeugen fünf CDs und eine Dokumentar-DVD über siebenbürgische Musik, Rundfunk- und Fernsehübertragungen und eine rege Konzerttätigkeit in den meisten europäischen Ländern (ca. 500 Auftritte). Die Musiker Zoltán Majó (Blockflöte), Mátyás Bartha (Violine), Erich Türk (Cembalo) und Ciprian Câmpean (Violoncello) sprechen drei verschiedene Muttersprachen. Das Ensemble ist selbst ein Spiegel der siebenbürgischen Multikulturalität, ein Symbol für die vereinende Kraft der Musik.
Im Unterschied zur Kirchenmusik ist die siebenbürgische Instrumentalmusik des 18. Jahrhunderts relativ spärlich dokumentiert. Daher sind die in Archiven aufbewahrten Manuskripte dieser Zeit besonders wertvoll. In Graf Ladislaus Székely’s Notenbuch aus der wissenschaftlichen Bibliothek von Oderhellen ist deutsche und österreichische Musik anzutreffen, die sich im 18. Jahrhundert auch in Siebenbürgen verbreitete. Das Manuskript entstand 1743-44 anlässlich einer Reise des Grafen nach Wien. Das Notenbuch des Josephus Fazakas Krizbacensis von 1738 aus dem Hermannstädter Staatsarchiv dokumentiert die Vielseitigkeit eines siebenbürgischen Musikus dieser Zeit. Es enthält deutsche Choräle für den Gottesdienst, Tänze zur Unterhaltung, Kammermusik für gesellschaftliche Anlässe und musiktheoretische Unterweisungen. Einige Stücke konnten als Werke von Händel oder Corelli identifiziert werden. Auch im Manuskript von Sankt Georgen (1757) gibt es viele ausländische Musikstücke, u.a. von Vivaldi, Veracini, Telemann, etc. Obwohl es im Szeklerland entdeckt wurde, stammt es wohl eher aus dem sächsischen Siedlungsgebiet und wurde von deutschen Musikern verfasst.

Die Zeit um 1800 ist mit den Werken zweier sehr verschiedener Persönlichkeiten auf der CD vertreten. Martin Schneider (1748-1812) wirkte als Organist an der Schwarzen Kirche zu Kronstadt, danach wurde er Pfarrer. Zwei Orgelstücke von ihm sind zu hören, gespielt auf der ehemaligen Orgel von Denndorf (1792 von Samuel Maetz gebaut), die heute in der Klausenburger Kalvarienkirche steht. Auch die Residenzen der ungarischen Adligen beherbergten ein reges Musikleben. In den Schlössern der Grafen Kemény, Bánffy, Bethlen und Gyulai unterrichten gebildete Musiker. János Lavotta (1764-1820) war Violonist, Komponist und Promotor des sogenannten Verbunkos-Tanzes, der auch auf dieser CD erklingt.

Die übermäßige Sekunde war in der Musik der südosteuropäischen Völker Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts eines der auffälligsten Merkmale. Aus der arabischen Musik stammend, verbreitete sie sich durch die Türken am Balkan und später im Karpatenbecken. Die CD bringt Beispiele aus dem Manuskript von Sankt Georgen aus Siebenbürgen (1757), dem moldawischen François Rouschitzki: Musique orientale (1834), und dem Codex Moldavus (1824).

Konzerttermine des Barockensembles „Tran­sylvania”: 25. April, 15.30 Uhr, Dornach/CH, Stiftung Haus Martin, 26. April, 19.30 Uhr, Basel/CH, Kirche St. Theodor, 27. April, 19.30 Uhr, Obernzell/D, Rittersaal, 28. April, 18.00 Uhr, München/D, St. Franz Xaver, 29. April, 18.30 Uhr Schweinsberg/D, evangelische Kirche, 1. Mai, 17.00 Uhr, Paul-Gerhardt-Kirche in Nürnberg-Langwasser; 2. Mai, 19.30 Uhr, Anhaltische Diakonissenanstalt in Dessau; 3. Mai, 20.00 Uhr, Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben; 4. Mai, 19.30 Uhr, ev. Kirche in Heckershausen; 5. Mai, 20.00 Uhr, evangelisch-reformierte Bergkirche in Osnabrück. Anlässlich der Konzerte wird die neue CD verkauft.

Noch eine Neuerscheinung anderer Art wird dabei präsentiert: Modelle siebenbürgischer Kirchen als Bastelbögen. Die auf Grund von Fotos mit großer Detailtreue erstellten Bögen bieten großen Bastelspaß für die ganze Familie, fordern aber auch Geduld und Geschick: acht bis zehn Stunden Schneiden, Kleben, Passen nach der beigefügten Anleitung sind erforderlich, bis die Michelsberger Bergkirche oder die Birthälmer Kirche als fertiges Modell dasteht. Die Bastelbögen wurden vom Klausenburger Designer deutscher Abstammung Radu Nebert konzipiert und hergestellt. Zu Neberts Arbeiten gehört u.a. auch das neue Logo des Landeskonsistoriums der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien. CDs für 10 Euro pro Stück inkl. Versand sowie Bastelbögen (Preise auf Anfrage) sind auch per E-Mail an: transylvantiqs[ät]gmail.com zu bestellen und werden dem­nächst auch im Internet unter www.siebenbuerger.de/shop/transylvania.html erhältlich sein.

Schlagwörter: Musik, Klausenburg, Barock, CD, Konzertreise

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