5. Juni 2012

Peter Maffay und Band eröffnen Heimattag mit Open-Air-Konzert

Freitagnachmittag in Dinkelsbühl, es ist der 25. Mai 2012. Die Luft flimmert vor frühsommerlicher Hitze und vor Anspannung – Peter Maffay gibt am Abend zum Auftakt des Heimattages ein Open-Air-Konzert auf der Schwedenwiese ... Die Stadt brummt. So viele Menschen sind am Freitag, dem ersten Tag des Heimattages, noch nie im mittelfränkischen Kleinod an der Romantischen Straße zusammengekommen.
Auf der Schwedenwiese ist um kurz nach 18.00 Uhr schon viel los. Die hartgesottenen Maffay-Fans sind bereits eine Stunde zuvor gekommen, um sich einen Platz ganz vorne vor der Bühne zu sichern. Neben und hinter ihnen gruppieren sich locker Dinkelsbühler und Siebenbürger, genießen die Sonne und ein kühles Bier, fläzen sich auf Picknickdecken und warten, obwohl dem Sonnenstich schon ziemlich nahe, geduldig auf ihr Idol.
Buntes Treiben auf der Schwedenwiese vor dem ...
Buntes Treiben auf der Schwedenwiese vor dem Konzert unter knallblauem Himmel. Foto: Gunter Roth
Ein Konzert mit Peter Maffay und Band im Rahmen des Heimattages hatte der siebenbürgische Verband dem Sänger im vergangenen Jahr abgerungen, als er das Pfingsttreffen der Siebenbürger Sachsen besuchte, im Festzelt spontan auf die Bühne stieg, drei Lieder sang und von der Stimmung begeistert war: „Was für eine Energie, was für eine schöne Kraft“, sagte er damals.

Ein Jahr später ist es soweit. Die Stimmung auf der Schwedenwiese steigt, die Leute wollen ihn endlich sehen, Peter Maffay, der jahrelang reserviert gegenüber seinen Landsleuten war und sich dann von der Stimmung vor allem der jungen Leute bei seinem ersten Heimattag anstecken ließ.

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Um 19.15 Uhr geht ein Raunen durch die Menge. Die Band „Wegweiser“ kommt auf die Bühne, sechs junge Dinkelsbühler, die seit 2010 zusammen Musik machen und an diesem Abend das wohl größte Konzert ihrer noch jungen Karriere spielen. Rund 10 000 Gäste sind versammelt, die Atmosphäre ist gigantisch. Zehn Songs hat „Wegweiser“ ausgesucht, einige Coversongs, aber vor allem eigene Stücke, mal rockig, mal melancholisch. Eine knappe Stunde spielen sie und geben zu, dass sie wahnsinnig stolz sind, als Vorband für Peter Maffay in ihrer Heimatstadt auftreten zu dürfen. Nervös sind sie aber nicht, ganz im Gegenteil, sondern sehr professionell. „Schon seit eh und je hat ein Großteil von uns mit der Dinkelsbühler Knabenkapelle immer an den Feierlichkeiten teilgenommen, und darum freuen wir uns ganz besonders, dass wir dieses Jahr mit der eigenen Musik dazu beitragen dürfen“, hatte Keyboarder und Sänger Gunther im Vorfeld über den Heimattag und das Konzert gesagt. Jetzt genießen er und seine Bandkollegen Becky, Svenja, Phil, Armin und Michi es, auf der großen Bühne zu stehen.
Sängerin Becky von der Dinkelsbühler Band ...
Sängerin Becky von der Dinkelsbühler Band „Wegweiser“. Foto: Gunter Roth
„Besucht uns auf Facebook, gebt uns einen Daumen“, fordern sie die Zuschauer auf, bevor sie ihren Auftritt gegen 20.00 Uhr beenden.

Dann heißt es wieder warten. Die Leute werden unruhig. Wann geht es endlich los?

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Eine halbe Stunde später betreten Dr. Bernd Fabritius, Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, und Dr. Christoph Hammer, Oberbürgermeister der Großen Kreisstadt Dinkelsbühl, die Bühne und begrüßen die Gäste. Staunen bei den Konzertbesuchern. Wo ist Peter Maffay? „Schön, dass ihr da seid“, ruft Fabritius in die Menge und erzählt kurz, wie dieses Benefizkonzert für Maffays Projekt „Kirchenburg Radeln – Schutzraum für Kinder“ zustande gekommen ist. Hammer ist beeindruckt von den vielen Menschen und muss gestehen, dass er die Schwedenwiese wahrscheinlich nie wieder so voll sehen wird wie an diesem Abend. „Lasst es krachen!“, fordern sie zum Abschluss die Menge auf – die diesen Ansporn nicht braucht, denn sie vibriert förmlich vor Vorfreude, Peter Maffay endlich zu sehen, zu hören, zu erleben.

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Dann kommt er: klein, muskulös, braun gebrannt, mit Lederweste, Tattoos (das Kronstädter Wappen ist darunter) und dem kleinen silbernen siebenbürgischen Wappen, das er beim letzten Heimattag geschenkt bekam, am Hals besetzt er federnden Schrittes im Kreise seiner Bandkollegen die Bühne, hängt sich die Gitarre um und sagt zur Begrüßung ins Mikrofon: „Wie sagt man bei uns? Geaden Owend!“ Die Menge tobt, die siebenbürgischen Zuschauer noch mehr als das, denn da oben steht einer von ihnen, einer von uns, der erfolgreichste Musiker Deutschlands, ein Star, der zu seinen Wurzeln zurückgefunden hat und sich jetzt für die und in der siebenbürgischen Gemeinschaft engagiert.
Peter Maffay, ganz bei sich und der Musik. Foto: ...
Peter Maffay, ganz bei sich und der Musik. Foto: Stefan Wicklein
Und dann lässt er es krachen, spielt mit seiner Band in der bewährten Besetzung Peter Keller (Gitarre), Carl Carlton (Gitarre) Pascal Kravetz (Gitarre, Keyboard), Jean-Jacques Kravetz (Keyboard), Bertram Engel (Schlagzeug) und Ken Taylor (Bass) Rock vom Feinsten, und das fast drei Stunden lang. „Wir wollen dem Publikum nah sein. Und ein Rock’n Roll Open Air macht uns allen richtig Spaß“, hatte Peter Maffay vor dem Konzert gesagt. Dieses Versprechen löst er ein. Er holt weibliche Fans zu sich und singt mit ihnen, fegt mit seiner Gitarre über die Bühne, holt alles aus seiner Stimme heraus und hat sichtlich Spaß mit dem Publikum und seinen Musikern. Zwischen den Songs spricht er von seinem persönlichen Dialog mit der Vergangenheit, erzählt vom Suchen und Finden seiner siebenbürgischen Wurzeln und davon, wie die Idee zum Konzert beim Heimattag ein Jahr zuvor geboren wurde. Die neue Heimat Deutschland thematisiert er ebenso wie den Platz in der Gesellschaft, den die Siebenbürger eingenommen haben, und natürlich spricht er von seinem Engagement in Radeln, von dem Ferienheim für traumatisierte Kinder, das er im vergangenen Juli persönlich eröffnete. „Wir sind dankbar, dass ihr dabei seid“, ruft er der begeisterten Menge zu.

Sein Gitarrist Carl Carlton, der sich seit vielen Jahren für amnesty international einsetzt, kommt ebenfalls zu Wort und spricht über sein Engagement für die wohl bekannteste Menschenrechtsorganisation, die gerade ihr 50-jähriges Bestehen feierte. Der Jubiläumssong „Toast to Freedom“ von Carl Carlton und Larry Campbell, während dem bewegende Bilder über die Videoleinwand hinter der Bühne laufen, berührt die Zuschauer.
Gitarrist Carl Carlton. Foto: Stefan Wicklein ...
Gitarrist Carl Carlton. Foto: Stefan Wicklein
Neben den vielen Rocksongs, die Maffay an diesem Abend zu bieten hat, packt er auch einige Klassiker aus. „Und es war Sommer“, „Halt dich an mir fest“, „Über sieben Brücken musst du gehen“ und der Schmachtfetzen „Du“, mit dem Peter Maffay bekannt wurde und der von alten BRAVO-Covern, die über die Leinwand flimmern, untermalt wird, begeistern die Menge.

„Danke für eure positive Kraft, Energie und für eure Haltung“, sagt Peter Maffay mit seiner Reibeisenstimme nach fast drei Stunden Livemusik auf der Schwedenwiese in Dinkelsbühl und verabschiedet sich von seinem Publikum. Es ist fast Mitternacht, der Mond ist aufgegangen und die Sterne funkeln über der mittelalterlichen Silhouette der Stadt, als die Massen vom Konzertgelände strömen.

Peter Maffay verlässt Dinkelsbühl früh am nächsten Morgen, weil er am selben Abend auf der Hamburger Reeperbahn bei der Party zum Eurovision Song Contest erwartet wird. Es bleiben seine Bandmitglieder, die in aller Gemütsruhe frühstücken, und ein unvergesslicher Heimattagauftakt, von dem die Stadt Dinkelsbühl und der Verband der Siebenbürger Sachsen noch lange zehren werden. Hieschen Dånk, Peter Maffay! Wir sehen uns im nächsten Jahr beim Heimattag.

Doris Roth


Bildergalerien zum Konzert:

Heimattag 2012: Benefiz-Open-Air von Peter Maffay + Band

Peter Maffay rockt in Dinkelsbühl

Schlagwörter: Maffay, Konzert, Dinkelsbühl, Heimattag 2012

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Neueste Kommentare

  • 05.06.2012, 17:08 Uhr von web_freak: Danke liebe Doris für diesen Super-Bericht, der den Nagel auf den Kopf trifft und die Stimmungslage ... [weiter]

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