20. November 2012

Unermüdlicher Einsatz für die Kulturpflege

Drabenderhöhe. Die Überraschung ist geglückt: Als Michael Hartig beim Herbstkonzert des Blasorchesters am 10. November mit dem Verdienstabzeichen „Pro Meritis“ des Verbandes der Siebenbürger Sachsen ausgezeichnet wurde, war er völlig überrascht: „Ich habe nichts geahnt.“ Auf die außergewöhnlichen Verdienste von Michael Hartig ging Enni Janesch, Vorsitzende der Kreisgruppe Drabenderhöhe, in ihrer Laudatio im im Kulturhaus Drabenderhöhe-Siebenbürgen ein. Hartig ist seit 65 Jahren Musiker, setzt sich unermüdlich für die Pflege des siebenbürgisch-sächsischen Kulturguts ein und hat zur Integration in Drabenderhöhe beigetragen.
Vor rund sechs Jahrzehnten übernahm er zum ersten Mal den Dirigentenstab als Kapellmeister der neu gegründeten Botscher Blaskapelle in Anthering/Österreich, von 1957 bis 1965 wirkte er als Dirigent in Herten-Langenbochum und von 1974 bis 1992 in Drabenderhöhe. Der heutige Ehrendirigent ist weit über die Grenzen des Oberbergischen Kreises hinaus bekannt.

Die Verbindung zu Siebenbürgen und seinem Geburtsort Botsch, wo er 1930 das Licht der Welt erblickte, hat Hartig nie aufgegeben. Bis heute organisiert er als Sprecher der Heimatortsgemeinschaft Treffen im Vierjahresturnus. Er kümmerte sich um die Renovierung der Botscher Kirche (Finanzierung und Kontrolle vor Ort) und war selbstverständlich dabei, als die Kirche von Bischof Dr. Christoph Klein wieder eingeweiht wurde. Mit seinen Büchern über den Botscher Dialekt „Asu kuise mer“ (So reden wir) und dem „Biutscher Wiurterbauk“ (Botscher Wörterbuch) machte Hartig sich stark für den Erhalt der heimatlichen Mundart.

Unermüdlich setzte sich „Misch“ Hartig seit 1965 für den Aufbau der Drabenderhöher Siedlung und Pflege des siebenbürgisch-sächsischen Kulturguts ein, trug durch sein vielfältiges Wirken zur Eingliederung bei. Einige seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten: Vorstandsmitglied der Kreisgruppe und des Adele-Zay-Vereins, Nachbarvater, Mitglied der Kreissynode und des Presbyteriums, Ortsvorsteher (von 1982 bis heute), Gründungsmitglied und Vorsitzender der Diakonie-Sozialstation Wiehl (1986 bis 2005). Der gelernte Tischler besuchte nebenberuflich die Handels- und Ingenieurschule. Danach arbeitete er als Bauleiter beim Bau von Textilfabriken in Tansania, Kenia und im Sudan sowie am Neubau des Kraftwerks in Libyen. Von 1980 bis 1993 war er Leiter des Altenheims Haus Siebenbürgen in Drabenderhöhe.
Michael Hartig (3.v.l.) wurde mit der „Pro ...
Michael Hartig (3.v.l.) wurde mit der „Pro Meritis“ Medaille des Verbandes der Siebenbürger Sachsen ausgezeichnet, vorne: Wilfried Bast, stellv. Bürgermeister von Wiehl, Enni Janesch, Kreisgruppenvorsitzende Drabenderhöhe, Jürgen Poschner, Vorsitzender Blasorchester Siebenbürgen-Drabenderhöhe, Günther Scheipner und Günther Bartesch, stellvert. Vorsitzende der Landesgruppe NRW, im Hintergrund Honterus-Chor und Blaskapelle. Foto: Christian Melzer
Die Verdienstmedaille „Pro Meritis“ sei eine Auszeichnung für außergewöhnliche Leistungen und „Du lieber Misch bist der Erste, der sie in unserer Kreisgruppe verliehen bekommt. Du hast sie verdient“, meinte Enni Janesch abschließend. Die Medaille überreichten Günter Scheipner und Günter Bartesch, Stellvertretende Vorsitzende der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, überreichten stellvertretend für den Bundesvorsitzenden Dr. Bernd Fabritius im Beisein von Wiehls Vizebürgermeister Wilfried Bast und Jürgen Poschner (Vorsitzender Blasorchester).

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„Drabenderhöhe im Oberbergischen Land bei den Siebenbürger Sachsen bist du weltbekannt. Hier ist unsere Heimat, wir sind wieder daheim. Es ist so wunderbar Drabenderhöher zu sein“, als der Honterus-Chor unter Leitung von Regina Melzer dieses Lied sang und das Blasorchester dazu spielte, gab es einen Mann im Saal, der sichtlich gerührt mitsang: Michael Hartig, denn von ihm stammen Text und Melodie. Ihm zu Ehren hatte Dirigent Johann Salmen das Lied „Heimat“ zu einer Art Hymne arrangiert. Bis zuletzt war es den Musikern gelungen, die Aufführung geheim zu halten. Geprobt wurde, als Hartig für zwei Wochen in Urlaub war. Nach den „Freudentränen“ von Guido Henn, die im zweiten Teil des Konzertprogramms gespielt wurden, stand ursprünglich das Mozart-Medley „The Young Amadeus“ auf dem Programm. Alle Musiker, bis auf Misch Hartig, wussten, das fällt aus. Dafür erklang die wunderschöne Komposition „Heimat“, an der auch die rund 350 Gäste ihre Freude hatten.

„Michael Hartig ist bis heute unverzichtbarer Ratgeber und Musiker in unserem Orchester“, gratulierte Vorsitzender Jürgen Poschner seinem „väterlichen Freund“ zum Jubiläum und zur Auszeichnung. Hartig war 14 Jahre alt, als er im September 1944 mit dem großen Treck aus Siebenbürgen nach Österreich flüchtete. Im Herbst 1945 begann er seine musikalische Ausbildung und Ende 1947 trat er in die erste nach dem Krieg gegründete Siebenbürger Blaskapelle Saxonia in Salzburg ein. Das erste Flügelhorn bekam er 1950, und ist dem Instrument bis heute treu geblieben.

Hohes musikalisches Niveau bewies das Blasorchester unter Leitung von Johann Salmen während des gesamten Konzerts. Die „Annen-Polka“ von Johann Strauß, das „Frank Sinatra Hits Medley“ sowie der Konzertmarsch von Rudi Fischer „Die Sonne geht auf“, begeisterte die Zuhörer ebenso wie die Trompeter-Kapriolen, die Kerith Müller als Solo-Trompeterin erklingen ließ. Die ausgezeichnete Arbeit, die Norbert Miebach beim Jugendorchester leistet, bewies der Nachwuchs mit „A touch of Mozart“ und dem „Türkischen Marsch“.

Ursula Schenker

Schlagwörter: Auszeichnung, Drabenderhöhe, Verbandspolitik, Pro Meritis

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