20. Oktober 2013

Herausragender Mathematiker gestorben

Im Juni 2013 war in der Lokalpresse von Craiova eine kurze Todesanzeige zu lesen, die das Ableben von Prof. Dr. Peter Günther Kessler (am 9. Juni 2013) bekannt gab. In der siebenbürgisch-sächsisch nahen Presse hat diese Nachricht bislang kein Aufhorchen ausgelöst. Dabei handelt es sich bei Peter Kessler um eine außergewöhnliche Persönlichkeit und einen der bedeutendsten Mathematiker sächsischer Abstammung.
Am 10. Dezember 1942 in Schäßburg geboren, besucht Peter Kessler in seiner Heimatstadt die Grundschule und das Gymnasium der Bergschule, abgeschlossen 1961 mit dem Abitur. Seine außergewöhnliche mathematische Begabung führt ihn von 1961 bis 1966 zum Studium der Mathematik an die Babeș-Bolyai-Universität in Klausenburg, das er mit einer Arbeit zur Topologie mit dem Diplom abschließt. Mit seiner Zuteilung als junger Assistent an die neu gegründete Universität Craiova wird diese zu seinem beruflichen Mittelpunkt. 1973 mit einer Arbeit zu topologischen Räumen zum Doktor der Mathematik an der Klausenburger Universität promoviert, durchläuft er alle ­Stufen einer universitären Karriere bis zum Professor und Inhaber des Lehrstuhls für Mathematische Analyse an der Fakultät für Mathematik und Informatik der Universität Craiova. Er beteiligt sich an der universitären Verwaltung als Prodekan und Sekretär für wissenschaftliche Fragen seiner Fakultät. In seiner 42-jährigen Tätigkeit als Hochschullehrer hat er unzählige Studenten bei der Anfertigung ihrer Diplomarbeiten und Dissertationen sowie Stufe I-Arbeiten von Mathematiklehrern betreut. Neun Monographien, davon eine in englischer Sprache, sind unter Autorenschaft von Peter Kessler erschienen, dazu eine Reihe von gedruckten Sammlungen von Vorlesungen.

Als Wissenschaftler ist Peter Kessler mit einer beeindruckenden Anzahl von Beiträgen zu verschiedenen mathematischen Themen in Fachzeitschriften, rumänischen und internationalen, hervorgetreten. Die überwiegende Zahl dieser Artikel wurde in den International Mathematical Reviews besprochen, an denen er von 1974 bis 1977 als Gutachter tätig war. Eine rege Teilnahme an Tagungen im In- und Ausland, zum Teil von ihm organisiert, belegen seinen intensiven Austausch mit der Wissenschaftsgemeinschaft.

Ein schwerer Schlag für ihn war 2010 der Tod seiner Frau, die einem Krebsleiden zum Opfer fiel, wie er drei Jahre später. Peter Kessler war ein eher introvertierter Mensch, der seiner Neigung für die Mathematik gelebt und die Öffentlichkeit nicht gesucht hat. Seine ausgeprägte Angler­leidenschaft entsprach wohl dieser seelischen Grundstimmung. Mit Prof. Dr. Peter Kessler verliert die rumänische Mathematik eine ­herausragende Persönlichkeit sächsischer Abstammung, eine Persönlichkeit von internationalem Ruf und bedeutenden Verdiensten für Wissenschaft und universitärer Lehre.

Die Freunde Peter Kesslers

Schlagwörter: Nachruf, Mathematiker, Schäßburg

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Neueste Kommentare

  • 20.10.2013, 13:29 Uhr von hgscherer: dies erinnert mich spontan an meinen ehemaligen Mathe-Lehrer Oliver Konnerth (u.a. Brukenthal) , ... [weiter]

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