21. Oktober 2013

Eginald Schlattner wurde 80

Rothberg – Am 13. September hat der in Arad geborene Schriftsteller und Pfarrer Eginald Schlattner seinen 80. Geburtstag gefeiert. Erst 1998 debütierte er als Romanautor mit dem international erfolgreichen Buch „Der geköpfte Hahn“, das seither neun Auflagen erreicht hat. Dieser und der nächste Roman Schlattners, „Rote Handschuhe“ (2000), wurden von dem rumänischen Regisseur Radu Gabrea verfilmt. Das 2005 veröffentlichte Buch „Das Klavier im Nebel“ ergänzt die Romantrilogie, die autobiografisch angelehnt ist und das Leben der Deutschen Mitte des 20. Jahrhunderts im Vielvölkerraum Siebenbürgen behandelt. Schlattners Texte wurden bisher in acht Sprachen übersetzt.
Er verbrachte seine Kindheit und Jugendjahre in Fogarasch und studierte in Klausenburg evangelische Theologie, wurde jedoch nach zwei Semestern von der Hochschule verwiesen und wechselte zum Mathematik- und Hydrologie-Studium. 1957, vor der Abschlussprüfung, wurde Schlattner aus politischen Gründen verhaftet und monatelangen Befragungen ausgesetzt.1959 war er Zeuge im Kronstädter Schriftstellerprozess, bei dem die siebenbürgisch-sächsischen Schriftsteller Andreas Birkner, Wolf von Aichelburg, Georg Scherg, Hans Bergel und Harald Siegmund zu insgesamt 95 Jahren Zwangsarbeit verurteilt wurden. Schlattner selbst musste wegen „Nichtanzeige von Hochverrat“ eine zweijährige Freiheitsstrafe absitzen. Seine Rolle im Prozess wird bis heute kontrovers diskutiert.
Eginald Schlattner beim Autogrammschreiben im ...
Eginald Schlattner beim Autogrammschreiben im Münchner Haus des Deutschen Ostens (1999). Foto: Konrad Klein
Nach der Entlassung aus der Haft arbeitete Schlattner zunächst als Tagelöhner, später als Ingenieur, und nahm 1973 das Theologiestudium wieder auf. Er war bis zu seiner Pensionierung evangelischer Pfarrer in Rothberg, wo er heute noch wohnt, und Gefängnispfarrer – beide Tätigkeiten setzt er im Ruhestand fort. Eginald Schlattner wurde 2002 zum „Kulturbotschafter Rumäniens“ ernannt und zwei Jahre später mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst erster Klasse ausgezeichnet. Trotz des Beschlusses, den er nach der Veröffentlichung seines dritten Romans fasste, „die Großschriftstellerei“ aufzugeben, beteiligte er sich 2009 an einem kulturgeschichtlichen Band und publizierte im vergangenen Jahr seine Jugendtexte „Odem“ und „Mein Nachbar, der König. Verlassene Geschichten“. Die Zusammenarbeit mit dem Paul-Zsolnay-Verlag in Wien setzt der Achtzigjährige zurzeit mit einem neuen Buchprojekt fort.

CC

Schlagwörter: Schlattner, Geburtstag, Porträt, Schriftsteller, Pfarrer

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