2. September 2014

70 Jahre danach: Künstlerischer Nachlass des Malers Norbert Thomae in Bistritz

Das rumänische Kreismuseum in Bistritz hat eine Siebenbürgisch-Sächsische Abteilung eingerichtet, die zum 70. Jahrestag seit Flucht und Evakuierung der Nordsiebenbürger Sachsen am 12. September 2014 eröffnet wird. Die Enkel des am 28. November 1977 in Schwäbisch Gmünd verstorbenen Kunstmalers und Kunsterziehers Prof. Norbert Thomae haben dies zum Anlass genommen, um insgesamt 90 Werke aus seinem künstlerischen Schaffen dem Museum in Bistritz als Schenkung zu übereignen.
Drei weitere Kunstwerke wurden dem Siebenbürgischen Museum in Gundelsheim ebenfalls als Schenkung überlassen. Das im Jahr 1941 entstandene Gemälde „Sonntag im Nösnergau“ befindet sich bereits seit 2008 im Eigentum des Museums in Gundelsheim.

Ein Teil dieser Exponate wurde bereits im Jahr 2010 als Leihgabe innerhalb einer Sonderausstellung in Bistritz gezeigt. Federführend war damals neben Dr. Corneliu Gaiu (stellvertretender Museumsleiter in Bistritz) Herr Marius Tataru, der damalige Museumsleiter des Siebenbürgischen Museum in Gundelsheim.

Die Schenkung ist mit dem Wunsch der Enkel verbunden, einen Teil des künstlerischen Schaffens ihres Großvaters künftig in einer Dauerausstellung der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Das Bild zeigt die offizielle Übergabe der ...
Das Bild zeigt die offizielle Übergabe der Exponate. Stellvertretend hierfür diente das erste Selbstbildnis des Künstlers, das er 1907 im Alter von 20 Jahren während seines Studiums in Budapest gemalt hat. Von links nach rechts: Dr. Wollmann, Dr. Corneliu Gaiu und Wolfgang Rohling. Foto: Florin Coșoiu
Norbert Thomae wurde am 15. Mai 1887 in Bistritz geboren. Nach seinem Studium in Budapest (1907 an der Kunsthochschule und 1908 bis 1912 an der Hochschule für Zeichenlehrer) und Studienaufenthalten in Wien, München, Dresden, Leipzig, Berlin und Italien erhielt er 1912 am Untergymnasium in Mühlbach seine erste Anstellung. Dort lernte er seine zukünftige Frau, Josefine Bechtold, kennen, die er 1913 heiratete. Aus dieser Ehe gingen zwei Töchter hervor: Helene (Lene) und Marion.

Von 1918 bis zur Flucht und Zwangsvertreibung im Herbst 1944 war Norbert Thomae 27 Jahre als Kunsterzieher am Evangelischen Obergymnasium in seiner Geburtsstadt Bistritz tätig. Als Landschafts-, Stillleben- und Porträtmaler hat er sich in seiner Mühlbacher Zeit, in Bistritz sowie später auch in Deutschland einen besonderen Namen gemacht.

Auch seine Veröffentlichungen zur Kunsterziehung in Fachzeitschriften und einem Buch über Fragen der Kunst und Erziehung („Der Jungbrunnen“) und zur siebenbürgischen Volkskunst (u.a. „Deutsche Volkskunst in Siebenbürgen“) wie auch Illustrationen in Büchern (z. B. „Urwälder, Bären und Wölfe“ von Oskar Jacob) fanden bleibende Beachtung.

Norbert Thomae war bis zu seinem Tod 1977, im 91. Lebensjahr, unermüdlich künstlerisch tätig. Obwohl er zeitlebens seiner Heimat eng verbunden blieb, war es ihm nicht vergönnt, dorthin nochmals zurückzukehren.

Mit der Schenkung des künstlerischen Nachlasses Norbert Thomaes an das Museum in Bistritz kehrt er - symbolisch – durch seine Werke 37 Jahre nach seinem Tod in seine Heimat zurück.

Der künstlerische Nachlass wurde am 6. August 2014 von Wolfgang Rohling, dem Initiator der Schenkung, an Dr. Gaiu im Beisein von Dr. Volker Wollmann, ehemaliger Leiter des Siebenbürgischen Museums in Gundelsheim, in Mainz übergeben. Der gesamte Nachlass Norbert Thomaes wird nun zum ersten Mal in einer Sonderausstellung gezeigt, die am 12. September 2014 im Rahmen der Gedenkfeier zur Evakuierung der Nordsiebenbürger Sachsen in Bistritz eröffnet wird.

Schlagwörter: Gedenkfeier, Künstler, Nordsiebenbürgen, Bistritz

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