15. Juni 2015

Beeindruckende CD mit Barner-Liedern, bearbeitet von Heinz Acker

Ein beachtlicher Tonträger bereichert seit kurzem den CD-Markt durch die Initiative und Bearbeitung des siebenbürgischen Komponisten Heinz Acker. Nach seinen letzten Kompositionen, dem „Sonnengesang des Heiligen Franz von Assisi“ und der „Cantate Domino“, wendet sich Acker erneut dem siebenbürgischen Liedgut zu – zuvor hatte er bereits sämtliche Lieder von Georg Meyndt mit großem Erfolg bearbeitet, aufgeführt und eingespielt.
Anlass war der gelungene Mitschnitt eines Festkonzerts vom März 2014 auf Schloss Horneck in Gundelsheim, das zu Ehren des weithin vergessenen Agnethler Malers, Dichters und Musikers Michael Barner eine Ausstellung seiner Bilder eröffnete. Von den 200 Liedern Barners, die lediglich als Melodieskizzen ohne jegliche Ausarbeitung oder Klavierbegleitung im Agnethler Harbachmuseum existieren, hat Acker mit einfühlsamer, hochprofessioneller Bearbeitung diese teilweise für Chor- und Sologesang zu wahren Schmuckstücken dieser Gattung geformt. Die zehn hierzu ausgearbeiteten Werke liegen nun in einer gelungenen Aufnahme des Studio Armin Bauer/Sonique-Central als Mitschnitt vor, wobei der Liederkranz Heilbronn unter der Leitung von Melitta Wonner und vor allem der stimmlich hochbegabte Tenor Dieter Wagner, ein international agierender Sänger mit Agnethler Wurzeln, nachhaltig überzeugen.
Mit den Liedern „Dankelrit Risken“, „Ach wenn ich so schön wär“ und „So hab ich die Stadt verlassen“ setzte sich der Chor sehr engagiert für das Werk dieses zu Lebzeiten weitgehend missverstandenen Landsmannes ein. Der Sänger Dieter Wagner hingegen besticht durch seine jugendliche Frische, seine äußerst modulationsfähige und ausdrucksstarke Stimme. Was er und Heinz Acker als sein Klavierbegleiter bieten, gehört zu dem wohl Auffälligsten, was bislang an Einspielungen aus dem Bereich siebenbürgischen Kunstliedes vorliegt. Acker hat Wagner die Lieder förmlich „in die Kehle“ geschrieben und dabei so Unterschiedliches hervorgebracht wie das innige „Ihr Augen schön“ (Sándor Petöfi), den betörenden Gesang der „Frau Nachtigall“ (Hermann Löns), das fantastische Traumgebilde einer fiktiven Hochzeit „Wenn ich aus der Fremde komme“ (Wilhelm Müller), das vor magyarischer Lebensfreude zündende „Husarenlied“ oder gar die ergreifende „letzte Bitte“ des zum Tode verurteilten Gefreiten Peter, die die beiden Interpreten zu einem packenden Melodram gestalteten. Ein besonders anrührendes Klangkolorit bringt dann noch das letzte Lied, ein „Zigeunerlied“, das Barners zeitweilige Wanderschaft mit siebenbürgischen Zigeunern widerspiegelt und mit der Figur des liebenswerten Zigeunergeigers autobiographische Züge annimmt. Neben Wagners modulationsfähigem Stimmmaterial ist es auch die subtile Kunst der Klavierbegleitung, mit der der Pianist und Komponist Acker allen Liedern auf jeweils originelle Weise den Text illustrierend nachspürt. Acker ist aber nicht nur als Klavierbegleiter zu erleben. Zwischen den Liedern sind auf der CD kurze ergänzende Zwischentexte zu hören, mit denen Acker sinnvolle Informationen zu den einzelnen Liedern gibt, wodurch letztendlich ein lebendiges Lebensbild des Künstlers Barner entsteht und vermittelt wird.

Optisch präsentiert sich die CD mit einem gelungenen Selbstportrait Barners als Coverbild. Das Booklet enthält zusätzliche Informationen über Leben und Werk des Künstlers und präsentiert sämtliche Liedtexte, die leider etwas in ihrer Reihenfolge durcheinander geraten sind. Parallel zur CD ist auch ein Liederbuch mit Ackers Bearbeitungen der Barner-Lieder beim Karlsruher Musiknotenverlag Latzina erschienen. Die hier angeführte Gegenüberstellung von Barners Originalhandschriften und der Acker-Bearbeitungen dürfte für den Interessierten recht aussagekräftig sein. Die CD (Preis: 10 Euro zuzüglich Porto und Versand) wie auch das Liederbuch (7 Euro zzgl. Porto und Versand) können bei Frau Helga Lutsch, E-Mail: helga_lutsch[ät]yahoo.de, Telefon: (0 71 31) 48 16 75, bestellt werden.

Peter Szaunig

Schlagwörter: CD, Musik, Besprechung, Acker

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