3. November 2015

Deutsches Theater aus Rumänien an der Badischen Landesbühne Bruchsal

Am 15. November gastiert die Deutsche Abteilung des Nationaltheaters Hermannstadt im Großen Haus der Badischen Landesbühne (BLB) in Bruchsal. In „Ossis Stein“ sucht der Dichter und Dramatiker Frieder Schuller nach Gründen und Folgen der IM-Verstrickungen des Georg-Büchner-Preisträgers Oskar Pastior:
„Aus Hermannstadt ging über Bukarest ein genialer Dichter in die Welt. Er stolperte auf diesem Weg, ließ auch Trümmer zurück, bis er anderswo seinen eigenen, neuen, einsamen, aber unverkennbaren Pfad beschritt. Über den Fall Pastior wurde geschrieben und gerichtet. Eben, es war ein Fall, ein Fallen vom Podest. Mich hat die Entdeckung seiner Mittäterschaft als IM nicht erschüttert. Aber erschüttert hat mich die menschliche Tragödie dieses lieben, gehetzten, verzweifelten Künstlers“, fasst der Autor die Aussage seines Stückes zusammen. Das deutsche Ensemble aus Hermannstadt, mit dem die Bruchsaler Bühne eine partnerschaftliche Kooperation etabliert, ist international besetzt: Darsteller aus Rumänien, Österreich, Luxemburg, der Schweiz und Deutschland machen die Zwänge greifbar, denen ein Künstler wie Oskar Pastior im kommunistischen Rumänien ausgesetzt war.

Über Oskar Pastion und Frieder Schuller wird man die Leser dieser Zeitung nicht im Detail informieren müssen. Eher über die jüngste Entwicklung der deutschen Abteilung des Nationaltheaters „Radu Stanca“ aus Hermannstadt: Bekanntlich leben Totgesagte länger: Nach der Revolution musste man befürchten, dass in naher Zukunft Deutsch als Sprache auf der Bühne verschwindet. Erfreulicherweise ist das nicht eingetreten: Heute sind 15 Schauspielerinnen und Schauspieler am Haus beschäftigt, wie Daniel Plier, der neue Leiter der Abteilung, mitteilt. Der Luxemburger kam 2007 zwar nicht direkt auf den Spuren seiner Vorfahren, sondern aus Interesse an Hermannstadt als Kulturhauptstadt nach Siebenbürgen. Und blieb: Einerseits, weil er es spannend fand, in einem multikulturellen Raum zu arbeiten, andererseits lernte er da seine Frau, ebenfalls Schauspielerin, kennen. Hermannstadt sei eine kulturell vitale Stadt, die für viele künstlerische Anregungen sorgt. Die würden durch Kontakte mit auswärtigen Bühnen verstärkt – wie eben mit der Badischen Landesbühne. Carsten Ramm, der Intendant der BLB, glaubt an die Möglichkeit der Intensivierung dieser Kontakte: „Im Februar 2016 spielen wir in Sibiu/Hermannstadt unsere Inszenierung der ,Grönholmmethode‘. Danach werden wir nach Wegen für gemeinsame Projekte suchen. Das kann sehr spannend werden.“
Szene aus „Ossis Stein“ in der Aufführung der ...
Szene aus „Ossis Stein“ in der Aufführung der Deutschen Abteilung des Nationaltheaters Hermannstadt: Ossi (Wolfgang Kandler) mit dem Securisten (Daniel Plier), rechts.
Auch Frieder Schuller plädiert für die Kooperation: „Eine Zusammenarbeit der Deutschen Abteilung des Hermannstädter Theaters mit der Badischen Landesbühne ist zu begrüßen wie jedes Fensteröffnen. In den festgefügten Strukturen Hermannstadts hat sich nicht selten das Genügsame eingenistet. Zu viele Jahre gab es nur versperrte Grenzen, die Bühne wurde notgedrungen zum ewigen Heimspiel verurteilt. Jetzt stelle man sich gefälligst auch in ein fremdes Rampenlicht, der Applaus in einem anderen Haus setzt neue Maßstäbe, macht auf jeden Fall hellhörig.“

Sowohl das Team aus Hermannstadt wie die Gastgeber aus Bruchsal würden sich über den Applaus sehr freuen: Die Vorstellung findet am 15. November, 19.30 Uhr, im Großen Haus der BLB, Am Alten Schloss 24, 76646 Bruchsal, statt. Um 19.00 Uhr wird eine kurze, erläuternde Einführung geboten. Kartenvorbestellungen unter Telefon: (0 72 51) 7 27-2; Fax: (0 72 51) 7 27-46, E-Mail: ticket[ät]dieblb.de.

Schlagwörter: Theater, Hermannstadt, Bruchsal, Pastior, deutsch-rumänische Beziehungen

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