29. April 2017

Vielseitiger Forscher und Historiker: Volker Wollmann wurde Ehrenbürger von Reschitza

Am 7. April wurde dem Historiker Dr. Volker Wollmann im Rahmen der „Reschitzaer Deutschen Literaturtage“ im Festsaal des Standesamtes der Stadt Reschitza die Ehrenbürgerurkunde der Stadt überreicht. Wollmann ist Gründer des Reschitzaer Stadtmuseums, das inzwischen Museum des Banater Montangebiets heißt. Er hat sich besonders auf dem Feld der Industriearchäologie und der Rettung des Industrieerbes in Rumänien verdient gemacht; seinen Niederschlag findet dieses Engagement in der von ihm verfassten, demnächst siebenbändigen Buchreihe „Patrimoniu preindustrial și industrial în România“ [Vorindustrielle und industrielle Denkmäler in Rumänien].
Wie die Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien (ADZ) berichtet, bezeichnete Prof. Dr. Rudolf Gräf seinen früheren Geschichtslehrer bei der Feier zur Urkundenverleihung im Alexander-Tietz-Zentrum in Reschitza als „kompetentesten Vertreter dieses Bereichs in der rumänischen Forschung, der auch auf internationaler Ebene als Koryphäe anerkannt wurde – und das bis heute blieb“. Der Prorektor der Babeș-Bólyai-Universität Klausenburg würdigte Wollmanns Forschungen zum Bergbau im Banater Erzgebirge, die „den passionierten Forscher Schritt für Schritt zu einem spektakulären Bereich hinführten, der in der rumänischen Kultur sträflich vernachlässigt wird: die Industriearchäologie“.

Schon zuvor hatte Dr. Dumitru Țeicu, Direktor des Museums des Banater Montangebiets, in seiner Laudatio auf Volker Wollmann dessen „vielseitige Fachkompetenz“ hervorgehoben und neben seinen Verdiensten auf dem Gebiet der Industriearchäologie dessen Leistungen „in der Erforschung und Bekanntmachung römischer Inschriften und Quellen aus der und über die römische Provinz Dazien“ gelobt. Zu diesem Thema hatte Wollmann 1983 seine Dissertation geschrieben. Reschitzas Bürgermeister Ioan Popa, der dem eigens aus Deutschland angereisten Wissenschaftler die Ehrenbürgerurkunde überreichte, nutzte die Gelegenheit, „eine Lobrede auf die Deutschen“ zu halten, „welche die Entwicklung des Banater Berglands und der heute von ihm betreuten Stadt Reschitza geprägt und mitgeprägt haben“, so die ADZ.
Bürgermeister Ioan Popa (links) und der neueste ...
Bürgermeister Ioan Popa (links) und der neueste Ehrenbürger von Reschitza, Dr. Volker Wollmann. Foto: Werner Kremm
In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum hat Wollmann einige viel beachtete Ausstellungen kuratiert, so „Silber und Salz in Siebenbürgen“ 1999 und „Das Gold der Karpaten – Bergbau in Roșia Montană“ 2002. Zuletzt sprach er im Juli 2016 bei der Eröffnung der Dauerausstellung „Bergbau und Metallurgie in Südwestrumänien“ im Museum des Banater Montangebiets in Reschitza, seiner einstigen Wirkungsstätte. Auch auf eine reiche Forschungs- und Publikationstätigkeit kann er zurückblicken: Neben der Reihe „Patrimoniu preindustrial și industrial în România“, deren siebter Band in Vorbereitung ist und demnächst erscheinen soll, hat er Kataloge und Begleitbücher zu verschiedenen Ausstellungen, Quellensammlungen zu siebenbürgischem Altertum und Neuzeit, Aufsätze zu archäologischen und epigraphischen Themen sowie forschungsgeschichtliche Arbeiten über die siebenbürgische Altertumskunde verfasst.

Dr. Volker Wollmann, der vor kurzem seinen 75. Geburtstag feierte (er wurde am 17. April 1942 in Hermannstadt geboren), studierte an der Babeș-Bólyai-Universität Klausenburg Geschichte und unterrichtete dieses Fach von 1964 bis 1965 an der Allgemeinbildenden Schule Nr. 6 in Reschitza. Von 1965 bis 1967 war er der erste Direktor des dortigen Stadtmuseums, ab 1967 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Geschichte und Archäologie der Klausenburger Universität. 1988 reiste er mit seiner Frau und den beiden Töchtern nach Deutschland aus, wo er seine museale Tätigkeit fortsetzte: Das Siebenbürgische Museum in Gundelsheim stand von 1989 bis 2001 unter seiner Ägide. Wollmann ist seit 2011 Ehrenbürger seines Heimatortes Mühlbach sowie der Stadt Tannenhof (Brad) im Kreis Eisenmarkt. 2012 erhielt er das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Zudem ist er Träger des „Vasile Pârvan“- und des „Ludovic Mrazek“-Preises, beide verliehen von der Rumänischen Akademie (1984 bzw. 2016), und Ehrendoktor der Universität Karlsburg. Auf Vorschlag des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen wurde nun mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft Reschitzas seine wissenschaftliche Tätigkeit für die Stadt am Ufer der Bersau (Bârzava) gewürdigt.

Doris Roth

Schlagwörter: Volker Wollmann, Reschitza, Ehrung

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