4. Juni 2018

Gerhild Wächters Scherenschnitte in Ebersberg

Eine große Auswahl von Bildern und papiernen Leinwänden brachten Gerhild Wächter und ihr Ehemann Thomas Ende Mai mit einem Anhänger ins Rathaus nach Ebersberg. Es waren rund 70 Werke, die in zwei Räume gehängt werden sollten.
Man sollte meinen, sie seien ausreichend für eine Ausstellung. Doch letztendlich – spätabends – stellte sich heraus, dass hier und dort noch eine schmale Wand frei blieb. Was tun? Keine Frage für Gerhild Wächter: „Antje, gibt es schwarzes Papier im Haus?“ Klar, Fotopapier; innerhalb von einer Stunde hingen an der kürzlich noch leeren Wand zwei wunderschöne, ca. 70 x 35 cm lange ineinander verschlungene Engelskörper. Grandios, ohne Zeichenvorlage, ohne Vorarbeit – einfach so in das dicke Papier geschnitten. Ein anderes Beispiel: Acht runde Lampen erleuchten das Treppenhaus zur Galerie. „Gerhild, hier wünsche ich mir kleine Engel, die von hinten wunderbar beleuchtet werden.“ Keine Frage für Gerhild Wächter, auch wenn die Finger schmerzen: Die Engel verzaubern nun jeden Gast.
Gerhild Wächter am Tag der Vernissage ihrer ...
Gerhild Wächter am Tag der Vernissage ihrer Scherenschnittarbeiten in Ebersberg. Foto: Antje Krauss-Berberich
Es ist das erste Mal, dass die Künstlerin in Ebersberg ausstellt. Für die Kuratorin im Rathaus war es nicht leicht, aus der Vielfalt der Sparten und der Themen, die Gerhild Wächter beherrscht, das Richtige auszuwählen. Sosehr die fotografischen Werke Bewunderung hervorriefen, Antje Krauss-Berberich, Archivarin und Galeristin der Stadt, entschied, in „ihre Galerie“ und für ihr Gastpublikum die filigranen Scherenschnitte Wächters zu hängen – und sie tat gut daran, auch wenn es christliche Motive sind und Pfingsten vorbei ist. Schon ein paar Tage nach der Eröffnung (der 303. Ausstellung Krauss-Berberichs) und der ersten Kritik von Seiten der Süddeutschen Zeitung (SZ) vergrößerte sich die Besucherzahl, wenn auch bedauert wird, dass die Werke nicht käuflich zu erwerben sind.

„Das Besondere an der Ausstellung sind nicht nur die christlichen Motive, sondern vor allem deren Darreichungsform“, schreibt Anja Blum in der SZ. „Wächter malt nicht, sie schneidet – und erhebt damit den nicht gerade gut beleumdeten Scherenschnitt in die hehre Sphäre der Kunst“. Gerhild Wächter macht aus diesem Handwerk, das seinen Ursprung in China hat und erst zu Goethes Zeiten in Deutschland beliebt wurde, einen „schöpferischen Akt und es sind aussagekräftige Werke, die nicht nur biblische Texte, sondern das gesamte Spektrum spirituellen Fühlens widerspiegeln: Freude, Dankbarkeit, Hoffnung, Verehrung, Versenkung und vor allem Demut. Wächter bedient sich dabei klassischer religiöser Motive aus der Bibel, dem Vaterunser, dem Glaubensbekenntnis, und entwickelt diese in ihren Kompositionen weiter. Sie schafft Bilder, die den Betrachter mit ihrer Botschaft unmittelbar ansprechen und trotzdem einladen zur Kontemplation. So einfach – so stark!“

Die Ausstellung GLORIA DEI von Gerhild Wächter ist bis zum 27. Juli, Montag bis Donnerstag von 8.00-16.30 Uhr, Freitag von 8.00-12.00 Uhr und nach Vereinbarung mit Antje Krauss-Berberich, Telefon: (08092) 20617, E-Mail: a.berberich [ät] ebersberg.de, zu besichtigen. Der Eintritt ist frei.

Antje Krauss-Berberich

Schlagwörter: Ausstellung, Scherenschnitte, Gerhild Wächter, Ebersberg

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