29. September 2021

Erbaulicher Literatur-Marathon: Streiflichter von den 31. Deutschen Literaturtagen in Reschitza

Von den in Reschitza vorgestellten Büchern kann man ein Jahr zehren: Mit einer ganzen Fuhre im Gepäck reisten die Teilnehmenden von den 31. Deutschen Literaturtagen in Reschitza ab. Sie hatten vom 26. bis 29. August vier Tage geballtes Schrifttum aller Art erlebt, aus den Bereichen Wissenschaft, Kunst, Lyrik, Prosa, Erinnerungsliteratur und vieles mehr. Auch wenn man jedem der vier Tage einen eigenen Bericht widmen würde, könnte man der Sache nicht gerecht werden. Deshalb bieten wir im Folgenden Streiflichter von der Veranstaltung, von der ab dem 25. September d.J. eine Videoaufzeichnung auf der Facebook-Seite des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen zu sehen ist, das unter der Federführung von Erwin Josef-Țigla gemeinsam mit dem Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“ diesen erbaulichen Literatur-Marathon organisiert hatte.
Alexander Estis empfängt Urkunde und Pokal von ...
Alexander Estis empfängt Urkunde und Pokal von der Grande Dame der rumänischen Poesie Nora Iuga.
Begonnen hatte die 31. Auflage am 26. August im Innenhof der Deutschen „Alexander Tietz“-Bibliothek mit einer Lesung der Autorin Nora Iuga (Bukarest) aus dem Band „Ausgewählte Gedichte“, erschienen 2020 im „Banatul Montan“-Verlag Reschitza als 102. Buchveröffentlichung des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“. Im Beisein von Ioan Bolovan und Rudolf Gräf sowie des Übersetzers Werner Kremm wurde das Buch „Geschichte Siebenbürgens“ von Ioan Aurel Pop und Ioan Bolovan (Pop-Verlag Ludwigsburg, 2020) präsentiert. Den 8. Band seiner Buchreihe „Patrimoniu preindustrial și industrial în România“ (Vorindustrielles und industrielles Kulturerbe in Rumänien, Honterus-Verlag Hermannstadt 2020) stellte Volker Wollmann (Obrigheim, Deutschland) vor, und die Herausgeber Gheorghe Jurma und Erwin Josef Țigla präsentierten „Reșița: Viziuni 2/Reschitza: Visionen 2“ („Banatul Montan“-Verlag Reschitza, 2021, 110. Buchveröffentlichung des Kultur- und Erwachsenenbildungsvereins „Deutsche Vortragsreihe Reschitza“).

An den folgenden drei Tagen mussten die Anwesenden in dem Innenraum der Bibliothek tagen, da es kalt und regnerisch war. Dem Enthusiasmus tat das Wetter keinen Abbruch und nachdem Veronika Haring (Marburg an der Drau/Slowenien) ihre Grafik-Ausstellung eröffnet und den „19. Sammelband des Kulturvereins Deutschsprachiger Frauen BRÜCKEN“ vorgestellt hatte, lasen am Freitag sie und ihr Landsmann Aleš Tacer, Joachim Wittstock (Hermannstadt), Edith Ottschofski (Berlin), Mariana Gorczyca (Schäßburg), Anton Sterbling (Fürth) und Viorel Marineasa (Temeswar) aus ihren neuesten Werken. Zum Abschluss stellte der Journalist und Übersetzer Werner Kremm (Reschitza) den posthum herausgegebenen Band „Wohin führt der Weg? Die rumänischen Roma zwischen New Delhi und New York“ von Franz Remmel vor. Der Temeswarer Literaturkreis „Stafette“ stand im Mittelpunkt des Samstagvormittags. Es lasen Henrike Brădiceanu-Persem, Leiterin des Literaturkreises „Stafette“, und Arnold Schlachter. Die Gründerin des Literaturkreises, Dr. Annemarie Podlipny-Hehn, stellte die neuesten Kunstalben vor, die sie mit Unterstützung des Demokratischen Forums der Deutschen in Temeswar 2020 und 2021 im Cosmopolitan-Art Verlag herausgebracht hat: Emil Lenhardt, Josef Ferenczy, Adolf Humborg und Stefan Jäger.
Britta Lübbers, die Preisträgerin 2021 des „Rolf ...
Britta Lübbers, die Preisträgerin 2021 des „Rolf Bossert“- Gedächtnispreises, und ihr Laudator Anton Sterbling. Fotos: Beatrice Ungar
Im Anschluss kam erneut Anton Sterbling zu Wort, der aus den beiden im Pop-Verlag erschienenen Bänden „Klimadelirium und andere furchtbare Erzählungen“ (2020) und „Die versunkene Republik. Erzählungen“ (2021) vorlas und dann den Bildschirm Carmen Elisabeth Puchianu (Kronstadt) überließ, die eine Video-Aufnahme zugeschickt hatte.

Ebenfalls am Samstag vorgestellt wurde der Band „Du bist mein Kreuz / Tu ești crucea mea“ (Honterus, 2020) mit ausgewählten Gedichten von Christel Ungar (Bukarest). Nach Lesungen von Horst Samson (Neuberg) und Hellmut Seiler (Backnang) stellte Katharina Kilzer (Frankfurt am Main) als Herausgeberin den Band von Ana Blandiana „Herr der Mühle. Gedichte“ (Pop-Verlag) sowie den Band der in Reschitza geborenen Autorin Kristiane Kondrat „Bild mit Sprung. Erzählungen“ (danube books“ Ulm 2021) vor.

Die Krönung des Tages war die Verleihung des „Rolf Bossert“-Gedächtnispreises für die Jahre 2020 und 2021. Einführende Worte sprach der Preisinitiator Hellmut Seiler (Backnang, Deutschland), die Laudatio auf den Preisträger 2020, Alexander Estis (Aarau/Schweiz), hielt die Juryvorsitzende Nora Iuga. Die Laudatio auf die Preisträgerin 2021, Britta Lübbers (Oldenburg/Deutschland), hielt der Juryvorsitzende Anton Sterbling. In ihrem Dankeswort sagte Lübbers: „Wie näherte ich mich diesem Schriftsteller? Mit Respekt. Mit Bewunderung. Mit Zuneigung. Rolf Bossert spricht zu mir aus dem Gestern ins Heute, er spricht vernehmlich in einem lichten Raum, ich muss nur hineingehen.“ Als Überraschungsgäste dabei waren die beiden Söhne von Rolf Bossert, Frank und Klaus. Musikalisch abgerundet hat den Tag das Reschitzaer „Intermezzo“-Trio.

Mit einer Lesung von Nora Iuga begann der Sonntag, abgeschlossen wurde er mit einem Besuch bei dem Verband der Kroaten in deren Hauptsitz in Karaschowa. Doch zunächst kamen drei gebürtige Hermannstädter zu Wort: Dr. Thomas Ziegler, Obmann des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Wien, las aus Heinrich Heini Höchsmanns (Stockach) „Alte und neue Heimat: Stories aus dem Tage- und Nächtebuch eines Hermannstädters“ (Books on Demand, 2020), Höchsmann selbst aus seinem neuesten Band „Das kleine ABS der Scherzdichtung“.

Dagmar Dusil (Bamberg) stellte den zweisprachigen Band „Beleuchtete Busse in denen keiner saß / Și trec autobuze goale“ (Pop-Verlag, 2021) vor, den sie im Pandemie-Jahr gemeinsam mit Ioana Ieronim (Bukarest/Washington) verfasst hatte.

Zuletzt las die gebürtige Temeswarerin Sigrid Katharina Eisman aus ihrem Roman „Paprikaraumschiff”(danube books, Ulm, 2020). Im Vorfeld hatte Werner Kremm das neueste Buch von Ilse Hehn (Ulm) „Roms Flair in flagranti” (Pop-Verlag, 2020) vorgestellt, da die Autorin aus gesundheitlichen Gründen der Veranstaltung fern bleiben musste.

In Karaschowa begrüßte Giureci-Slobodan Ghera, der Abgeordnete der kroatischen Minderheit im rumänischen Parlament, die Gäste. Erwin Josef Țigla präsentierte als Herausgeber kurz zwei Alexander Tietz gewidmete Bände, „Alexander Tietz und seine Welt“ („Banatul Montan“-Verlag Reschitza, 2018) und „Alexander Tietz și Banatul Montan“(„Banatul Montan“-Verlag Reschitza, 2019), und Milja Šera las aus seinem zweisprachigen Gedichtband „Karaševsko ogledalo vrišti / Floarea mea de cireș“ („Pro Marketing“ Reschitza, 2020). Im Anschluss durften die Anwesenden die Gastfreundschaft der kroatischen Minderheit aus Karaschowa bei einem Imbiss und einem Umtrunk genießen.

Beatrice Ungar (Hermannstädter Zeitung)

Schlagwörter: Literatur, Literaturtage, Reschitza, deutsch-rumänische Beziehungen, Lyrik, Prosa

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