28. August 2024

Rattenfänger gleich zweimal in Hermannstadt

Im Tanz- und Fahnentheater „Der Rattenfänger von Hameln nach Hermannstadt“, dem der Regisseur Ioan C. Toma eine berührend einfühlsame Prägung im Zusammenspiel von Not, Lügen, Aufbruch, Ankommen mit Leichtigkeit und gelungener Integration gegeben hat, traten Tänzerinnen und Tänzer verschiedener Tanzgruppen als Einheit auf.
Perspektivwechsel: Die Darstellenden des ...
Perspektivwechsel: Die Darstellenden des Theaterstücks „Der Rattenfänger von Hameln nach Hermannstadt“ im Parkett des Theaters Gong. Foto: Brigitte Scheipner
Kinder, jung- und junggebliebene Mitglieder aus den beiden siebenbürgisch-sächsischen Augsburger Tanzgruppen, der Tanzgruppe Nürnberg, der Tanzgruppe Gunzenhausen und Ingrid Mattes aus Ingolstadt tanzten und spielten zusammen nach nur einer gemeinsamen Generalprobe in Hermannstadt. Das zeugt von Gruppenerfahrung und Disziplin, die in den Tanzgruppen gelernt wird, jedoch darüber hinaus von Gemeinschaftsgeist.

Es war heiß in Hermannstadt. Parallel gab es mehrere sehenswerte Veranstaltungen. Trotzdem wurde der Saal des Theaters Gong am 4. August schnell voll und viele Menschen standen noch vor dem Theater. Was tun? Keine leichte Entscheidung für die Darstellenden, bei der Hitze und sonstigen Attraktivitäten, denen sie gerne gefrönt hätten, eine zweite Vorstellung zuzusagen. Die Tanzenden mussten sich dabei teilweise schnell umziehen, weil sie zunächst die Hamelner und später die Hermannstädter Bevölkerung verkörperten. Dabei half u.a. Ute Bako (Augsburg). Erwähnenswert auch Christian Schüller (Gunzenhausen) und Martin Faff (Roßtal, auch in der Rolle des Bürgermeisters), die die Kulissen auf- und abgebaut haben. Verena Hermann (Tanzgruppe Nürnberg) als Ratte sehr präsent, die historische Plage in Hameln darstellend, und Markus Theiss (Herzogenaurach) als charmanter Rattenfänger, der sich für den von der Stadt versagten Lohn rächte und alle Kinder und Jugendlichen aus der Stadt führte, zeigten mit den Tanzenden ein gelungenes authentisches Zusammenspiel, das Anerkennung verdient und das seinen Höhepunkt in Hermannstadt erreichte, wo u.a. die sächsische „Recklich Meed“, in einer Aufnahme der Leschkircher Liedertafel, die Integration der Hamelner Kinder und Jugendlichen in Siebenbürgen begleitete. Gefreut hat mich außerdem, dass die Gruppe sich entschied, ein zweites Mal aufzutreten, als rund 130 Zuschauer/innen vor der Tür auf eine weitere Vorstellung warteten.
Theateraufführung des Rattenfängers von Hameln in Hermannstadt: Danksagung der Kulturreferentin des LV Bayern, Doris Hutter. Video: Wolfgang Palm
Dass diese wartenden Fans kurzweilig unterhalten wurden, dafür sorgte dankenswerterweise Thomas Şindilariu, der im Foyer des Theaters ad hoc einen Vortrag zum Andreanum hielt.

Das nenne ich Gemeinschaft über mehrere Grenzen hinweg, auch über zeitliche! Als Organisatorin seitens des Landesverbands Bayern danke ich dem Siebenbürgenforum für den Zugang zum Saal, dem Theater Gong für die freundlichen Angestellten, dem Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen für die Förderung aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales sowie allen kreativ Beteiligten für ein schönes Gemeinschaftserlebnis in Hermannstadt auf der Bühne und dem dankbar applaudierenden Publikum, das diese Leistung zu würdigen wusste.

Doris Hutter

Die Autorin ist Kulturreferentin des Landesverbands Bayern im Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V.

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Schlagwörter: Sachsentreffen 2024, Theaterstück

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