14. März 2006

Julius Fröhlich: Gefragtester Forstfachmann Siebenbürgens

Bei Oberforstrat Ing. Julius Fröhlich, der vor 125 Jahren in Schäßburg geboren wurde, gedenken wir eines hervorragenden siebenbürgisch-sächsischen Forstfachund Weidmanns, der durch zahlreiche forstwissenschaftliche Veröffentlichungen und außergewöhnlichen Leistungen internationalen Ruf erlangte. Seine in vier Jahrzehnten in Europa und in Afrika gesammelten Erfahrungen hat er in dem Buch "Urwaldpraxis" der Fachwelt mitgeteilt. Auch als Verfasser zahlreicher humorvoller Erzählungen aus seinem Berufsleben und durch seine "Bosnischen Geschichten" war er vielen seiner Mitmenschen bekannt.
Julius Michael Fröhlich wurde am 8. Februar 1881 in Schäßburg als Sohn des Gymnasiallehrers und späteren Pfarrers in Keisd und Reichesdorf, Josef Fröhlich, geboren. Nach der Reifeprüfung an der Bergschule in Schäßburg diente er zunächst sein Freiwilligenjahr in Kaschau mit Auszeichnung ab und wurde hier außerhalb der Rangordnung zum k.u.k. Leutnant der Reserve befördert. Ab 1900 studierte er Forstwissenschaft in Schemnitz (Oberungarn, heute Slowakei) und setzte 1901 seine Ausbildung an der Hochschule für Bodenkultur in Wien fort, die er 1904 als Diplom-Ingenieur abschloss.

Oberforstrat Ing. Julius Fröhlich
Oberforstrat Ing. Julius Fröhlich
1905 begann Fröhlich seine berufliche Tätigkeit als Forstpraktikant im bosnisch-herzegowinischen Staatsdienst in Sarajewo. 1907 heiratete er Charlotte Leicht. Der Ehe entstammen die beiden Söhne Otto und Paul. 1908 rückte Fröhlich zum Forstverwalter auf und wurde 1909 Verwalter der k.u.k. Forstdomäne (58 000 ha) in Pribiniè und danach Praèa. 1912 wurde er zum Oberförster ernannt. Diese Jahre im österreichischen Forstdienst und danach bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs, ermöglichten ihm jene Urwalderfahrungen zu sammeln, die ihn später zum gefragtesten Forstfachmann Siebenbürgens werden ließen.

Im ersten Weltkrieg war Fröhlich als Oberleutnant der Reserve im Einsatz und zuletzt vor allem als Verbindungsoffizier und Dolmetscher beim deutschen Oberkommando in Serbien tätig. Von 1919-1921 war er als Forstbeamter in Jugoslawien bei den staatlichen Forstbehörden beschäftigt und kehrte schließlich nach Siebenbürgen zurück. Die erste Arbeitsstelle in seiner Heimat erhielt er bei der staatlichen Forstbehörde in Schäßburg. Seine Tätigkeit hier war jedoch mit zuviel Büroarbeit verbunden, daher wechselte Fröhlich nach zwei Jahren als Forstrat zur "Floß-Companie" in Sächsisch-Regen, die ihren Sitz am Oberlauf des Mieresch in Rãstoliþa (Ratasnya), am Fuß des Kelemen (Cãlimani)-Gebirges hatte. Von hier wechselte er bald danach zur internationalen großen Holzfirma "Foresta", bei der er bis 1940 als technischer Leiter tätig war. Dank seiner großen fachlichen Erfahrung wurde Fröhlich im Winter 1930 als Fachberater zur Erstellung von Expertisen für die forsttechnische Erschließung großer Urwaldgebiete nach Kleinasien und im Winter 1940 nach Abessinien (heute Äthiopien) gerufen.

Als Nordsiebenbürgen im August 1940 durch den Wiener Schiedsspruch Ungarn zugesprochen wurde, trat Fröhlich in den ungarischen Staatsdienst, wurde 1941 zum Oberforstrat ernannt und der königlich-ungarischen Forstdirektion in Klausenburg zugeteilt. Von hier wurde er 1942 in das Forstministerium nach Budapest berufen.

Fachmann und begnadeter Erzähler

Im Zuge der Evakuierung Nordsiebenbürgens im Jahre 1944 kam Fröhlich mit seiner Familie aus Sächsisch Regen zunächst nach Odenburg/Sopron und von da nach Oberösterreich, wo er in Altmünster bei Gmunden sesshaft wurde. Hier übernahm er Anfang 1945 die private Forstverwaltung Ebenzweier, wo er sein hervorragendes Fachwissen beim Aufbau einer kleinen Muster-Waldwirtschaft erneut unter Beweis stellen konnte. Fröhlich hat im Laufe der Jahre seit 1922 zahlreiche forstwissenschaftliche und forsttechnische Arbeiten über die südosteuropäischen Wälder in verschiedenen Zeitungen und Fachzeitschriften veröffentlicht. Dabei galt sein Interesse immer mehr den Urwäldern Südosteuropas und Kleinasiens. Seine in Jahrzehnten hier gesammelten forstwirtschaftlichen Erfahrungen hat er in seinem Fachbuch "Urwaldpraxis. 40-jährige Erfahrungen und Lehren" mitgeteilt, das 1951 im Neumann Verlag, Radebeul und Berlin, erschienen ist und von der Fachwelt mit größter Beachtung und Anerkennung aufgenommen wurde. Mitten in der Vorbereitung weiterer Veröffentlichungen starb J. Fröhlich am 31. Mai 1957 an den Folgen einer Sepsis in Linz an der Donau und wurde in Altmünster am Traunsee am 3. Juni 1957 unter großer Anteilnahme beigesetzt. Hier wurden als Anerkennung seiner Verdienste eine Straße und ein Wald nach ihm benannt.

Als hervorragender Erzähler hat Fröhlich seine Erlebnisse in Bosnien und humorvolle Begebenheiten aus seinem Leben zunächst im Groß-Kokler Boten in Schäßburg veröffentlicht. Hier erschien 1939 im Verlag Friedrich J. Horeth auch die erste Auflage seiner "Bosnischen Geschichten" (128 Seiten). Ein weiteres Büchlein "Jagderlebnisse und Abenteuer. Ein Jägerleben in Bosniens Wäldern" (111 Seiten) hat er 1947 in Bad Ischl drucken lassen. Die Herausgabe eines Auswahlbandes mit siebenbürgischen Geschichten sowie seiner gesammelten Jagderlebnisse hat er nicht mehr erlebt.

Dr. Heinz Heltmann

Schlagwörter: Porträt, Naturwissenschaften

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